München
Ein Signal an Europa

Königsklasse: FC Bayern untermauert mit 6:1 gegen Porto seine Titelambitionen

22.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

München (DK) Der FC Bayern hat durch das 6:1 (5:0) gegen den FC Porto am Dienstagabend ein deutliches Signal an die möglichen Halbfinal-Gegner in der Champions League gesendet. Thomas Müller gelang in der „magischen Nacht“ sogar ein neuer Rekord.

Ganz wohl schien er sich nicht zu fühlen. Ungläubig schaute er auf das rote Teil in seiner Hand. Als die Bayern-Anhänger ihn dann auch noch auf den Zaun vor der Fankurve riefen, wirkte Thomas Müller endgültig nicht mehr so entschlossen, wie er dies in den 90 Minuten zuvor getan hatte. Doch Müller wäre nicht Müller, wenn er nicht auch diese Situation gemeistert hätte. Für die „Humba“ hätte der Nationalspieler das Megafon wohl auch zur Seite legen können, so inbrünstig brüllte er hinein.

Kein Wunder: Mit dem 6:1 (5:0) im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Porto schaffte der FC Bayern das Kunststück, einen Zwei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel (1:3) zu drehen. Trotz aller Rekorde war dies den Münchner zuvor noch nie geglückt. „Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir viel Herz, Leidenschaft und Aggressivität gezeigt“, sagte Kapitän Philipp Lahm, der als Rechtsaußen eine starke Partie ablieferte. Das Fehlen von Arjen Robben oder Franck Ribéry – am Dienstagabend steckten es die Münchner locker weg. Zumindest die Rückkehr Javi Martinez’ ist absehbar, der Spanier kehrte gestern ins Mannschaftstraining zurück.

Wie entfesselt spielte die Mannschaft von Pep Guardiola und zerlegte den 27-fachen portugiesischen Meister vor allem in der ersten Halbzeit in seine Einzelteile. Fünf Tore bis zum Seitenwechsel waren dem FC Bayern erst zweimal geglückt. „Das war zwischenzeitlich natürlich schon phänomenal“, erkannte Müller. In der Halbzeitpause habe er das „auch erst einmal verarbeiten“ müssen, scherzte der Torschütze zum 4:0 (35.) und ergänzte: „Das war natürlich schon ein Statement-Sieg.“ Mit seinem sechsten Treffer im laufenden Wettbewerb und dem insgesamt 27. Tor in der Champions League zog Müller zudem an Mario Gomez (26) in der deutschen Bestenliste vorbei. „Ich hatte gesagt, ich würde es gerne werden, weil ich dann der Mannschaft geholfen habe“, ordnete der 25-Jährige seinen Teilerfolg ein.

Der überragende Thiago (14.), Jerome Boateng (22.) und Robert Lewandowski (27., 40.) beseitigten mit ihren Toren noch vor der Pause alle Zweifel, dass der FC Bayern zum vierten Mal in Folge das Halbfinale der Königsklasse erreicht. Den Schlusspunkt in einer „magischen Nacht“, so Klubchef Karl-Heinz Rummenigge, setzte Xabi Alonso (88.).

Für Guardiola war die Demütigung des FC Porto einer der wichtigsten Siege, seit er 2013 an die Isar gewechselt war. „Es ist Wahnsinn. Ich bin glücklich, Trainer dieser überragenden Spieler zu sein“, sagte der 44-Jährige mit gewohnt viel Pathos. Der Katalane stand nach dem 1:3 im Hinspiel vor einer Woche zum ersten Mal in seiner Trainerkarriere vor dem Viertelfinal-Aus in der Königsklasse. Anders als im Vorjahr, als die Münchner im Halbfinale an Real Madrid gescheitert waren, zog der Erfolgscoach dieses Mal aber die richtigen Schlüsse aus der Hinspiel-Niederlage. „Wir haben im Hinspiel gesehen, dass es außen Räume gibt, deshalb haben wir uns anders aufgestellt“, sagte Lahm. Portos Trainer Julen Lopetegui versuchte an der Seitenlinie verzweifelt, seine Mannschaft neu zu ordnen – und erkannte am Ende respektvoll die Leistung der Münchner an, indem er sie „zum klaren Favoriten auf den Gewinn der Champions League“ erhob.

Vor der Auslosung des Halbfinals morgen (12 Uhr) in Nyon blieb neben dem Gegentor durch Jackson Martinez (73.) – das erste des Rekordmeisters in der Allianz-Arena in dieser Champions-League-Saison – also nur ein Missgeschick hängen: die zerrissene Hose Guardiolas. Beim Jubeln platzte der feine Zwirn an der Seite auf. Für Müller ein gefundenes Fressen: „Er wählt die natürlich auch immer verdammt eng.“