München
Der Ball rollt wieder

Zum Start der Bundesliga-Rückrunde reist der FC Bayern nach Wolfsburg – ohne Ribéry und Rafinha

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

München (DK) Es ist das absolute Topspiel zum Rückrundenstart. Meister und Spitzenreiter FC Bayern tritt beim Tabellen-Zweiten Wolfsburg an. So etwas hat es zuletzt im Januar 1966 gegeben. Damals siegten die Bayern bei Stadtrivale TSV 1860 mit 3:0. Am Ende wurden die Löwen Meister. Lang ist’s her.

Das Duell der Bayern mit den Wolfsburgern wird von einem Ereignis geprägt sein, das die Fußball-Welt in der Winterpause geschockt hat. Am 10. Januar kam der Wolfsburg-Profi bei einem Autofall ums Leben. Dieter Hecking, der Trainer des Verstorbenen, sagte: „Junior würde sich freuen, wenn wir die Bayern schlagen.“

Also werden vor allem die Minuten vor dem Anpfiff heute Abend (20.30 Uhr, ARD und Sky live) dem Belgier gewidmet sein. Nach angelsächsischem Vorbild wird anstelle einer Schweigeminute „eine Minute geklatscht“, wie VfL-Sportchef Klaus Allofs bekannt gab. „Es soll an den Stil der Trauerfeier in Belgien angeknüpft werden.“ Die Bayern werden mit Trauerflor antreten.

Doch mit dem Anstoß wird – und muss – der tragische Unfalltod verdrängt werden. „Die Wolfsburger werden ab der ersten Minute für Junior Malanda fighten – aber wir auch“, sagte Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer und fügte nachdenklich hinzu: „Es ist eine traurige Geschichte, die nicht zum Fußball gehört, aber zum Leben.“

Bundesliga as usual. Es muss weitergehen. Mit den üblichen Sprüchen. „Wir müssen eine Top-Leistung abrufen, um dort zu gewinnen“, sagte Sammer. Um dann bei 14 Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger den Titel quasi schon einzusacken? Wettanbieter zahlen für zehn Euro Einsatz nur noch 40 aus, wenn man auf eine Saison ohne Bayern-Niederlage wettet – und dann gewinnt. Das ärgert Sammer: „Von so einem Blödsinn, von so einem Käse lassen wir uns nicht beeindrucken. Ich sage: Es kommt immer zu dir und holt dich ein, was du verdient hast. Fußball ist Tagesarbeit, Tagesgeschäft. Du musst immer, ob im Training oder im Spiel, fokussiert sein, täglich hart arbeiten.“ Und weil ein Training bei Bayern an der Säbener Straße oft anspruchsvoller und härter als manches Bundesliga-Spiel ist, wie Thomas Müller im Trainingslager in Katar meinte, haben sich nun zwei Profis verletzt. Linksaußen Franck Ribéry zog sich einen Muskelfaserriss im rechten, hinteren Oberschenkel zu, der als Rechtsverteidiger vorgesehene Rafinha eine Bänderverletzung im linken Sprunggelenk. „Für beide gilt: Wir sind optimistisch, dass wir das zügig wieder hinbekommen“, sagte Sammer. Heißt: Comeback in zwei, eher drei Wochen. „Schade für Franck. Aber es ist eine Kleinigkeit. Daher bin ich erleichtert, weil wir erst den Verdacht hatten, dass es etwas Schlimmeres ist. Die Zeit, in der er ausfällt, ist gering.“

In Wolfsburg, am Dienstag gegen Schalke, am 7. Februar in Stuttgart. Vielleicht kehren beide gegen den HSV (14. Februar) zurück. Eine Ausrede dürfen die Ausfälle nicht sein. O-Tom Sammer: „Schade für Franck, aber wenn wir nicht in der Lage wären, drei Spiele ohne Franck zu gewinnen, hätten wir ein grundsätzliches Problem.“ Hecking zuckte nur mit den Achseln, meinte: „Dann spielt halt ein Weltmeister – wahrscheinlich. Die Qualität ist dann immer noch da.“ Er wird wohl recht haben damit, dass Mario Götze Ribéry ersetzt. Für Rafinha könnte Sebastian Rode hinten rechts spielen. Oder Trainingslager-Aufsteiger Mitchell Weiser. Falls Pep mit Viererkette plant. Schöne Sorgen.

Ob Bayern in der Rückrunde weitere Rekorde aufstelle? Noch ein kurzer Adrenalin-Schub für Sammer: „Das ist kein Motiv für solch eine Mannschaft, das können sie einer Schülermannschaft erzählen, aber nicht denen, die hier alles erlebt haben.“ Und 2015 das erneute Triple?

Dass es zum Auftakt ein Duell der Superlative ist, zeigen diese Fakten: 2014 sammelte Wolfsburg 64 Zähler, die Bayern satte 91. Die Wölfe spielten mit 34 Punkten die beste Hinrunde der Klubgeschichte und sind als einziges Team neben Bayern und Leverkusen in dieser Saison zu Hause unbesiegt. Die letzte Heimniederlage? Im März 2014. Ein 1:6 gegen Bayern.

Verzichten müssen die „Wölfe“ auf den Ingolstädter Profi Christian Träsch. Der Ex-Nationalspieler leidet an einer Grippe. „Träsch fällt aus. Er ist immer noch ans Bett gefesselt. Das wird nichts“, sagte Hecking gestern.