Ingolstadt
"An die Favoritenrolle gewöhnt"

Bayern Münchens Manager Marko Pešic über das Projekt Titelverteidigung

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Ingolstadt (DK) Die vergangene Saison stellte eine Zäsur im deutschen Basketball dar: Waren es bisher eigentlich nur zwei Teams, Alba Berlin und Brose Baskets Bamberg, die den Basketball dominierten, so kam mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft der FC Bayern München ins Favoritenfeld hinzu. Hinter dem Erfolg der Münchner stecken Trainer Svetislav Pešic und Sportdirektor Marko Pešic. Letzterer erklärt im Interview, welche Erwartungen der Verein aus München an die morgen beginnende Saison hat.

 

Herr Pešic, wie haben Sie die vergangene Saison mit dem FC Bayern München erlebt?

Marko Pešic: Es war eine anstrengende Saison mit sehr vielen Spielen in der Bundesliga und dem Pokal, vor allem aber auch in der Euroleague. Am Ende war es eine erfolgreiche Saison, in der wir nicht nur Deutscher Meister geworden sind, sondern auch sehr gute Leistungen in der Euroleague gezeigt haben. Alles in allem sind wir als Verein einen sehr großen Schritt nach vorne gegangen. Nicht nur in Bezug auf den Titel, sondern auch in der Struktur und Organisation des Vereins.

 

München ist Fußball – und Fußball in Deutschland ist München. Aber es wird eben auch erfolgreich Basketball in der Landeshauptstadt gespielt. Was hat sich in München in den vergangenen Jahren im Basketball getan?

Pešic: Wer sagt, dass München Fußballhauptstadt ist, dann, weil die Fußballer Deutscher Meister sind. Nun sind wir auch Deutscher Meister, zumindest eine Saison lang ist München also auch die Stadt des Basketballs. Wir haben es geschafft, innerhalb kürzester Zeit die Meisterschaft zu holen – das ist ein Riesenerfolg. Zudem ist die Akzeptanz für Basketball gewachsen. Wir haben eine zweite, sehr erfolgreiche Sportart in München etabliert. Dadurch hat sich auch die Anzahl unserer Fans enorm vergrößert.

 

Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft geht es in dieser Saison sicherlich darum, den Titel zu verteidigen?

Pešic: Es ist wichtig, nicht in der Vergangenheit zu leben – die vergangene Saison ist vorbei. Die Karten werden neu gemischt. Wir sind zufrieden mit dem Kader, den wir jetzt haben. Aber man muss auch bedenken: Nicht nur wir haben uns personell verstärkt. Worum es jetzt geht: Wir nehmen die Erfahrung aus der letzten Saison mit und möchten Dinge besser machen, die vielleicht bisher nicht so gut liefen. Wir wollen uns Schritt für Schritt eine Platzierung erarbeiten, die am Ende der Saison ganz oben ist.

 

Ist der FC Bayern in der anstehenden Saison der Gejagte der Liga?

Pešic: Wir sind auch letztes Jahr der Gejagte gewesen – so gesehen hat sich nichts geändert. Wir bleiben bei der Einstellung, wie wir unsere Spiele vorbereiten.

 

Trotzdem lastet auf Ihrem Team Druck...

Pešic: Nein, so würde ich das nicht sagen. Denn von außen spüren wir keinen Druck, den legen wir uns selber auf – durch die täglichen Aufgaben, die wir uns stellen. Dieses Vorgehen hat in der vergangenen Saison bereits gut geklappt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass man uns vor den Spielen die Favoritenrolle zuschiebt.

 

Wo denken Sie, dass die Stärken Ihrer Mannschaft liegen?

Pešic: Die Konzeption und die Art und Weise, wie wir spielen, haben sich nicht geändert. Wir sind eine Mannschaft, die diese Saison sehr breit aufgestellt ist. Das Team umfasst 14 Spieler und jeder Einzelne kann jeden Abend die Verantwortung übernehmen.

 

Wie formulieren Sie das Saisonziel des FC Bayern Basketball?

Pešic: Ich brauche es eigentlich nicht in Worte zu fassen, denn dieses Ziel formuliert sich von selber: Wer in der vergangenen Saison Deutscher Meister geworden ist, will das natürlich bestätigen. Das beginnt mit einem guten Start in die Saison, der Rest entwickelt sich dann von alleine.

 

Wie stark schätzen Sie die Liga in dieser Saison ein?

Pešic: Dieses Jahr ist etwas Besonderes passiert: Denn die Mannschaften, die letzte Saison eine gute Leistung abgeliefert haben, konnten fast komplett ihre Kader zusammenhalten. Es ist nicht wie früher, dass die guten Spieler in andere Ligen ziehen. Die Vereine haben ordentlich und klug gewirtschaftet, um so in der Lage zu sein, die besten Spieler zu halten. Das Grundgerüst der Teams ist demnach sehr stark. Das Resultat ist, dass die Qualität der Liga steigt und damit natürlich auch der Wettbewerb. Ich sehe sechs oder sieben Mannschaften, die in diesem Jahr Deutscher Meister werden können. Eine davon sind wir.

 

Welches Team könnte Sie in dieser Saison am meisten ärgern?

Pešic: Das ist schwierig zu sagen, weil es eben sechs, sieben Mannschaften gibt, die stark genug sind. Sie haben ja in den Play-offs deutlich ihr Potenzial gezeigt.

 

Blicken wir nach Bamberg: Die Brose Baskets haben sich personell ordentlich verstärkt, sie haben einen neuen Trainer und auch Sportdirektor Wolfgang Heyder hat sich zurückgezogen. Ist Bamberg für Sie eine Überraschungskiste, die man schlecht einschätzen kann?

Pešic: Die Bamberger werden keine Überraschung sein. Sie haben sich einen international erfahrenen und sehr guten Trainer geholt. Außerdem haben sie gute Spieler unter Vertrag genommen. Sicherlich wird es einige Zeit dauern, bis diese Mannschaft zusammengefunden hat – wenn es nicht schon geschehen ist. Bamberg hat einen sehr guten Kader und ist daher auch einer der Topfavoriten auf die Meisterschaft.