Augsburg
Mit bayerischem Slang, ohne Rastalocken

Weinzierl leitet erstes Training beim FC Augsburg – während Davids am Lech keine Zukunft mehr hat

24.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:21 Uhr

Gut gelaunt am neuen Arbeitsplatz: Chefcoach Markus Weinzierl (r.) gab gestern Vormittag erstmals die Kommandos beim FC Augsburg. Der 37-Jährige kam vom SSV Jahn Regensburg an den Lech und trat dort die Nachfolge von Jos Luhukay an - Foto: S. Kerpf

Augsburg (DK) Der Chef kommt als Erster raus. Natürlich. Grünes T-Shirt, schwarze Hose, freundlicher Blick. Und sofort klatscht er Beifall in Richtung Fans. Ja, Markus Weinzierl weiß, was sich gehört. Immerhin sind über 1500 Anhänger an diesem Sonntagmorgen in die SGL-Arena gekommen, um den Trainingsauftakt ihres FC Augsburg zu beobachten. Und damit eben auch den neuen Coach der Schwaben.

In Niederbayern geboren, beim SSV Jahn Regensburg vor Kurzem erst zum Aufstiegshelden geworden – und nun am Lech angekommen: Weinzierl weiß, dass ihm eine schwierige Aufgabe bevorsteht – als Nachfolger des ungemein beliebten Jos Luhukay. Kontakt hatten die Beiden übrigens noch nicht miteinander. „Dazu gab es auch keine Veranlassung“, so der Neu-Augsburger schroff. Er möchte sein eigenes Ding beim FCA machen, nicht mit seinem Vorgänger verglichen werden – und am Ende trotzdem den gleichen Erfolg erreichen wie Luhukay, nämlich den Klassenerhalt.

Letzterer hängt natürlich in großem Maße vom kickenden Personal ab. Und mit diesem ist Weinzierl weitestgehend zufrieden. „Von der Qualität passt das schon ganz gut, nur in Sachen Quantität könnten wir uns noch ein bisschen besser aufstellen“, sagt der 37-Jährige – und meint damit: Es sollen noch ein paar Neue kommen. „Wir schauen uns noch fürs Abwehrzentrum sowie für die Offensive um“, verrät er.

Konkrete Namen? Noch Fehlanzeige. „In der nächsten Woche werden wir auf jeden Fall ein paar Gespräche führen“, erklärt Geschäftsführer Peter Bircks. „Aber momentan sind die Preise noch total überhitzt. Wir können nur hoffen, dass nach der EM die Spielerberater wieder vernünftiger werden.“

Von den drei Neuen, die die Schwaben bereits verpflichtet haben, sind beim Trainingsauftakt übrigens nur zwei da – weil sich Knowledge Musona noch im Urlaub befindet. Und auf dem Platz steht sogar nur einer, nämlich der vom VfL Bochum gekommene Kevin Vogt. „Perspektivisch gesehen wird er auf jeden Fall eine große Verstärkung sein“, so Sportmanager Manfred Paula über den 20-Jährigen. Selbstbewusst ist der Defensivakteur auf jeden Fall: „Ich bin nicht hierher gekommen, um mich zu verstecken. Das muss ich auch nicht. Ich werde nun schon in der Vorbereitung zeigen, was ich kann.“

Letzteres würde auch Ronny Philp gerne tun. Dumm nur für den Ex-Regensburger, dass er immer noch an den Folgen eines Außenbandrisses leidet. Deshalb seine vorrangigen Aufgaben an diesem Sonntag: Interviews geben, Autogramme geben – und trotz allem nicht frustriert wirken. „Den richtigen Zeitpunkt für eine Verletzung gibt es nie“, sagt er mit Galgenhumor. „Und wenn ich wieder fit bin, werde ich so richtig Gas geben.“

Lorenzo Davids macht das bei den Schwaben definitiv nicht mehr, der Niederländer mit den Rastalocken ist raus aus dem Profikader. „Im Lizenzbereich planen wir nicht mehr mit ihm weiter, das haben wir gemeinsam mit unserem Cheftrainer so entschieden“, erklärt Paula. Gleiches gilt übrigens auch für den aus Rostock zurückgekehrten Dominic Peitz. In beiden Fällen läuft jetzt wohl alles auf eine vorzeitige Vertragsauflösung hinaus.

Zurück zur ersten Trainingseinheit des FCA 2012/13, zurück zu Weinzierl: Ganz genau beobachtend steht er auf dem Platz, die Arme hinter dem Rücken verschränkt – während die Zuschauer immer wieder gelungene Aktionen ihrer Lieblinge beklatschen. Was wären die Augsburger nur ohne ihre Fans? So sind für die neue Saison bereits 17 550 Dauerkarten verkauft – mehr als im Vorjahr, mehr als direkt nach dem Aufstieg. „Unglaublich, das war so nicht zu erwarten“, stahlt Bircks – während Paula von einem „sehr positiven Zeichen“ spricht. Das Theater rund um die Trennung von Luhukay – die Anhänger haben’s ihrem FCA definitiv verziehen. Schön, nicht zuletzt für Weinzierl.