Ingolstadt/Peutenhausen
Riesenfreude inklusive Ananasduft

Headcoach Eugen Haaf steht mit seinen Ingolstadt Dukes definitiv in den Play-offs

28.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr
Im Bild: Headcoach Eugen Haaf (#HC Ingolstadt Dukes) bekommt von Lorenz Regler (#86 Ingolstadt Dukes) und Jan Hochschild (#11 Ingolstadt Dukes) eine Dusche. −Foto: Lüger

Ingolstadt/Peutenhausen (SZ) Bester American-Football-Klub in ganz Bayern wollten sie werden, zudem in die Play-offs in der 1. Bundesliga (GFL 1) einziehen. Und siehe da: Schon einen Spieltag vor dem Ende der regulären Punktrunde haben die Ingolstadt Dukes nun beide Ziele erreicht.

Wie gut, dass sich vor der Haupttribüne des ESV-Stadions wieder der offizielle Fanartikelstand der „Herzöge“ befand – mit nahezu allem, was des Anhängers Herz begehrt. Beziehungsweise jenes des Cheftrainers. Und der wollte am Samstagabend, unmittelbar nach dem souveränen 39:18 (10:0, 10:0, 16:12, 3:6)-Heimsieg gegen die Stuttgart Scorpions, einfach nur trockene Kleidung – wenn möglich in einer üppigen Größe. Ja, Eugen Haaf hatte es kurz zuvor erneut erwischt – ein riesiger Bottich mit klebrigem Erfrischungsgetränk war ihm auch heuer wieder über den Kopf geschüttet worden. „Gatorade-Dusche“ nennt man das in dieser Sportart – und eigentlich ist sie eine große Ehre für jeden Headcoach, denn er bekommt sie lediglich im Falle eines riesigen Gesamterfolgs zum Schluss einer Saison.

Also nahm Haaf den Anschlag aus dem Hinterhalt – diesmal ausgeführt von Wide Receiver Lorenz Regler – zunächst auch mit einem Lachen auf. Bloß wenn das so herrlich nach Ananas riechende Zeug nicht so kleben würde... Folglich setzte der Peutenhausener doch kurzzeitig eine leidende Miene auf – denn immer erwischt’s ihn, nie die anderen. Offense-Koordinator Luca Daumenlang beispielsweise durfte nach der Partie den Innenraum komplett trocken verlassen, Defense-Koordinator Mike Wittmann wurde nur ein bisschen am Rücken nass. Tja, die Beiden hatten das pappige Unheil irgendwie kommen sehen – und daher immer wieder einen gewissen Sicherheitsabstand zu ihren Cracks gehalten. Im Gegensatz zu Haaf.

„Es muss ja weitergehen, wir müssen nach vorne schauen.“

Headcoach Eugen Haaf

 

Aber auch der 51-Jährige lachte bald wieder. Beziehungsweise er schnappte sich vor der Haupttribüne das Mikrofon, um ein paar Worte an die eigenen Fans zu richten – um ihnen ausdrücklich für die tolle Unterstützung während der ersten GFL1-Punktrunde des Vereins zu danken. Da lag auch eine große Portion Stolz in der Stimme des Peutenhauseners. Weil einfach mal als Neuling Tabellenvierter in der GFL Süd zu werden, das ist schon eine Riesenleistung – fast schon gleichzusetzen mit der herausragenden Zweitligasaison 2016 ohne Niederlage. Oder, um es haafspezifisch auszudrücken: Die „Gatorade-Dusche“ hatte er sich auch heuer wieder hundertprozentig verdient.

Dabei ist die Saison noch lange nicht vorüber. Erst am kommenden Sonntag steht für die „Herzöge“ ihr letztes Punktrundenmatch auf dem Programm – in Kempten, bei den Allgäu Comets. „Zugegeben, für die Tabelle ist dieses Spiel bedeutungslos, wir bleiben auf jeden Fall Vierter und bester Klub in Bayern – aber wir wollen es trotzdem nicht verlieren“, so Defense-Koordinator Wittmann. Also setzen die Dukes auch im Allgäu wieder auf ihre bestmögliche Aufstellung – ohne Rücksicht auf die Play-off-Viertelfinalpartie bei den schier übermächtigen Braunschweig Lions am 16. September? „Na ja, den einen oder anderen angeschlagenen Spieler werden wir in Kempten wohl schon schonen“, räumte Headcoach Haaf bereits am Samstagabend ein – während rund um ihn herum noch der klare Heimerfolg gegen die Stuttgart Scorpions gefeiert wurde.

Das letzte Dukes-Heimmatch der Saison 2017 – es war erneut ein denkwürdiges, in dem die Hausherren nie einen Zweifel daran aufkommen ließen, wer zum Schluss als Sieger vom Platz gehen würde. Der 39:18-Triumph – nach Touchdowns von Jan Hochschild (2), Regler und Timo Benschuh, nach drei Fieldgoals von Zoran Sisak sowie zwei Punkten durch Luca Fegebank, der nach einem geblockten Extrakick der Gäste über das gesamte Feld in die Stuttgarter Endzone gelaufen war – er machte den rund 1000 Zuschauern eine Menge Spaß. Und trotzdem wehte auch ein Hauch Melancholie durch das ESV-Stadion – denn so mancher Ingolstädter Recke dürfte an diesem Samstagabend seinen letzten Heimauftritt für die „Herzöge“ gehabt haben. Auf offizielle Verabschiedungen verzichtete der Verein zwar – warum auch immer – aber zum Beispiel der Peutenhausener Markus Köstler oder der Schrobenhausener Daniel Heraucourt hatten bereits vor einiger Zeit angekündigt, dass sie nach Saisonschluss 2017 ihre langjährigen Karrieren beenden wollen.

Und auch beim in Hohenwart wohnhaften Top-Quarterback Rick Webster sieht es arg danach aus, dass seine aktive Laufbahn bald vorbei ist. Aufgrund einer Knieverletzung sollte er nach Ansicht der behandelnden Ärzte eigentlich schon jetzt nicht mehr spielen – aber natürlich ließ es sich der 33-Jährige nicht nehmen, gegen die Scorpions doch auf dem Feld zu stehen. Beziehungsweise erneut eine überragende Vorstellung abzuliefern.

Aber selbst, wenn Webster seine Spielerkarriere nun wirklich beenden würde – das Ganze muss nach Ansicht von Haaf nicht gleichbedeutend sein mit dem Ende seiner Zeit bei den Dukes: „Ich könnte es mir sehr gut vorstellen, dass Rick bei uns eine wichtige Aufgabe im Trainerstab übernimmt – und das habe ich ihm auch bereits so gesagt. Wir müssen jetzt jedoch einfach mal abwarten, wie Ricks Lebensplanung ganz allgemein aussieht.“

Die Suche nach einem Nachfolger für Webster sei übrigens schon weit vorangeschritten. Headcoach Haaf: „Wir sind mit drei Kandidaten im Gespräch – wobei die Lücke, die Rick hinterlassen wird, natürlich riesengroß ist. Aber es muss ja weitergehen, wir müssen nach vorne schauen.“ Damit es vielleicht auch im Jahr 2018 wieder eine spritzige „Gatorade-Dusche“ für den Dukes-Cheftrainer geben wird – eventuell sogar erneut mit Ananasduft.