Ingolstadt
Platz drei in weiter Ferne

1. Football-Bundesliga: Ingolstadt Dukes bangen nach Niederlage in Marburg und weiteren Verletzten sogar um Play-offs

07.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Vergeblicher Kampf: Jerome Morris (Mitte) und die Ingolstadt Dukes erwischten in Marburg einen gebrauchten Tag. - Foto: Lüger

Ingolstadt (DK) Das war's dann wohl mit Platz drei. Deutlich mit 22:40 (9:10, 0:7, 13:7, 0:16) haben die Ingolstadt Dukes das vorentscheidende Spiel um den dritten Tabellenrang in der Gruppe Süd der 1. Football-Bundesliga bei den Marburg Mercenaries verloren. Jetzt muss der Aufsteiger sogar um die Teilnahme an den Play-offs bangen.

Schon bei der 10:16-Heimniederlage gegen die Hessen in der Hinrunde enttäuschten die Dukes auf ganzer Linie, doch diesmal boten sie sogar eine noch schwächere Leistung - und gingen am Sonntagabend verdient als Verlierer vom Platz. Die harte Saison hinterlässt nach und nach ihre Spuren, den TV-Footballern fehlen inzwischen die Frische und der enorme Einsatzwille, der sie noch in der Vorrunde ausgezeichnet hatte.

Headcoach Eugen Haaf, der nach der schwachen Darbietung lange nach Worten ringen musste, hatte dann die passende Erklärung parat. "Es hat sich wieder gezeigt, dass unser Kader einfach zu dünn ist. Jetzt fehlen uns gegenüber dem Saisonauftakt bereits 16 Spieler. Da müssen wir der Knochenmühle GFL Tribut zollen", sieht er den Hauptgrund für den derzeitigen Durchhänger, wobei für ihn die Ausfälle von Christopher Ezeala und Patrick Engelhardt, den beiden besten Tacklern der Liga, besonders schwer ins Gewichtfallen. Und am Samstag hat sich die Verletztenliste weiter verlängert. Jan Hochschild schied mit Verdacht auf eine Schultereckgelenksprengung aus, bei Alex Weißbeck, der nach langer Verletzungspause erst seit wenigen Wochen wieder dabei ist, besteht Verdacht auf einen Kreuzbandriss.

Da war es nur gut, dass Haaf den ehemaligen Wide Receiver Timo Benschuh kurzfristig überredet hatte, einzuspringen und die Personalnot ein wenig zu mindern. Der ehemalige Nürnberger, der vor der Saison zusammen mit Kenny Telfair zu den Schwäbisch Hall Unicorns gewechselt war und bald wieder kündigte, weil er sich dort auch nicht wohlfühlte, hatte für sich diese Saison bereits abgehakt und wollte erst im nächsten Jahr wieder einsteigen. "So habe ich mir mein Comeback sicher nicht vorgestellt. Jetzt habe ich nach längerer Zeit mal wieder ein Spiel verloren", meinte er im Hinblick darauf, dass er mit den Dukes 2016 eine "perfect season" hingelegt hatte. "Heute hatten wir überall Probleme, aber so ist das, wenn dir langsam die Spieler ausgehen. So brauchen wir jedenfalls am kommenden Samstag gegen Schwäbisch Hall nicht aufzutreten", fügte Benschuh kritisch an. Der nach Jerome Morris erfolgreichste Punktesammler der vergangenen Saison hatte nur wenig Einsatzzeit, weil er erst einmal mit der Mannschaft trainiert hatte und nur wenige neue Spielzüge mit dem Team einstudieren konnte. Zudem zog er sich im Verlauf des Spiels eine lange Risswunde unter dem Arm zu.

Doch trotz all dieser Punkte konnte Haaf nach der Partie in Marburg nicht zufrieden sein: "Wir haben keinen guten Tag erwischt, sondern haben uns selbst im Weg gestanden. Das war fast ein Déjà-vu-Erlebnis aus dem Hinspiel. Wir haben wieder nicht gefinisht und zudem wieder viele unnötige Strafen kassiert. Da müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen." Nur einen Spieler hob er besonders hervor: "Ich habe großen Respekt von Joshua Morgan, der trotz massiver Probleme am Knie nie aufgibt, die Mannschaft immer wieder motiviert und uns damit nach vorne trägt."

Nur kurz nach Spielbeginn lagen die Dukes, nachdem die Defense den Quarterback der Platzherren in deren Endzone getackelt hatte und wenig später Lorenz Regler ein Touchdown gelungen war, mit 9:3 in Führung. Doch schon beim nächsten Angriff wurde ihnen diese wieder entrissen, weil Andreus Lindley, den die Dukes ebenso wie Robert Johnson nie in den Griff bekamen, unbehindert in die Endzone laufen konnte.

Von da ab liefen die Dukes immer einem Rückstand hinterher. Nur das dritte Viertel konnten sie dank zweier Touchdowns von Richard Samuel zu ihren Gunsten entscheiden. Da hieß es dann 24:22, und noch hatten die Dukes die Hoffnung, das Spiel noch drehen zu können. Doch wie schon gegen Frankfurt, als das letzte Viertel mit 3:21 verloren ging, brachen die Dukes auch in Marburg kräftemäßig ein und die Mercenaries schraubten den Endstand auf 40:22.

"Immer wenn wir gerade einen Fehler abgestellt hatten, hat ein anderer Spieler gepatzt. Wenn so viele Schlüsselspieler fehlen, macht sich das irgendwann bemerkbar. Heute hat man gesehen, dass wir auf dem Zahnfleisch daherkommen", sagte Defense-Koordinator Mike Wittmann. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir wenigstens den vierten Platz noch halten", ergänzte er. Die Allgäu Comets sind bis auf sechs Punkte herangekommen. Und so ausgebrannt, wie sich die Dukes am Samstag präsentiert haben, kann es noch einmal eng werden.