WM-Kolumne
Malträtierte Gehörgänge

14.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Musik, so weiß das Online-Lexikon Wikipedia, ist eine Kunstgattung, deren Werke aus organisierten Schallereignissen bestehen. Was bei einer Weltmeisterschaft aus den Lautsprechern dröhnt, das weiß der Eishockey-Fan, hat damit nicht viel zu tun.

Draußen, vor der Lanxess-Arena, ist das noch zu verschmerzen: Da tanzen Slowaken und Letten und Italiener plötzlich "Polka Polka Polka" und singen einträchtig "Isch bin ne kölsche Jung" der Kölner Band Brings.

Doch drinnen ist Großraumdisco: Bei der letzten Heim-WM 2010 wurde "Stuck on Replay" offenbar Wirklichkeit, und der WM-Song der Kirmestechno-Kombo Scooter malträtierte die Gehörgänge der Fans in Dauerschleife. Heuer kommt die akustische Folter von Cascada, heißt "Playground" und grenzt laut manchen Zuhörern an Körperverletzung. Germany, zero points!

Nach zehn Tagen Turnier ist die Birne längst weich vom ohrenbetäubenden "Everybody clap your hands", gefolgt von rhythmischem Klatsch, Klatsch, Klatsch, Klatsch, Klatsch, Klatsch, Klatsch. Oder, genauso schlimm, "Put your hands up in the air, put your hands up", gefolgt von donnernden Bässen. Für die Schweden gibt's Abba, für die Russen "Kalinka" in der Hardcore-Version. Leider ist es eine unumstößliche Tatsache, dass man genau davon Ohrwürmer bekommt. Klatsch, klatsch, klatsch, klatsch, klatsch, klatsch, klatsch, das Gewummere verfolgt einen bis in den Traum hinein. Ein Wunder, dass noch niemand dem Stadion-DJ eine geklatscht hat.

 

DK-Sportredakteur Alexander Petri berichtet aus Köln von der Eishockey-WM.