Köln
"Es ist eine gute Zeit, um etwas voranzubringen"

Der Ex-Ingolstädter Stefan Schaidnagel ist als Sportdirektor der Chefstratege des DEB

14.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Glorreiche Zeiten: Stefan Schaidnagel (links) holte mit dem ERC Ingolstadt 2014 den Deutschen Meistertitel und feierte zusammen mit Cheftrainer Niklas Sundblad und Co-Trainer Petri Liimatainen. - Foto: Bösl

Köln (alp) Nürnbergs Sportdirektor Martin Jiranek war da. Das Ingolstädter Meistertrainer-Gespann Niklas Sundblad und Petri Liimatainen auch. Ebenso die Kölner Coaches Cory Clouston und Greg Thomson, der Frankfurter Rich Chernomaz und der Bremerhavener Thomas Popiesch. 285 Eishockey-Trainer aus 40 Nationen - darunter solch exotische wie Nepal, Turkmenistan und China - kamen am Wochenende in einem Kölner Hotel zusammen. Der Anlass: das internationale Trainersymposium des Eishockey-Weltverbandes IIHF, das größte Trainertreffen des Jahres im Rahmen der WM in Köln und Paris. Als Projektleiter fungierte Stefan Schaidnagel, der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), der einst auch schon beim FC Ingolstadt und dem ERC Ingolstadt tätig war. "Ich bin von der Resonanz positiv überrascht. Das zeigt, dass Eishockey wächst", sagt Schaidnagel.

Mit den Schanzern feierte der 36-jährige Allgäuer 2010 als Fitnesstrainer den Zweitliga-Aufstieg, bei den Panthern half er als Sportwissenschaftlicher Berater mit, den Meistertitel 2014 zu gewinnen. Nicht zuletzt dank seiner Trainingssteuerung war der ERC in den Play-offs das wohl fitteste Team. "Ich hatte drei tolle Jahre in Ingolstadt und habe viele Freunde gewonnen", sagt er. "Ich freue mich nach wie vor, wenn die beiden Vereine erfolgreich sind."

Seit 2015 ist der DEB mit Präsident Franz Reindl Schaidnagels Arbeitgeber. Anstatt wie früher im Kraftraum das Training anzuleiten, arbeitet der diplomierte Sportwissenschaftler inzwischen eher konzeptionell. "Ich bin die Schnittstelle vom Schreibtisch zur Praxis", umreißt er seine Aufgabe. So hat Schaidnagel in den knapp zwei Jahren beim Verband verschiedene Reformpakete geschnürt - immer im Austausch mit den Nationalteams, den Landesverbänden, den Klubs und sportlichen Institutionen wie dem Deutschen Olympischen Sportbund. Das Ziel: das deutsche Eishockey näher an die Weltspitze heranzuführen. Schaidnagel erstellte etwa einen zeitgemäßen, modulartigen Plan für die Trainerausbildung, er arbeitet mit seinen Kollegen an einer Reform der Spielklassen im Nachwuchsbereich und modifizierte zusammen mit der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) das Förderlizenzmodell. "Es ist eine gute Zeit, um im Eishockey etwas voranzubringen", ist er überzeugt. Eine Schlüsselrolle komme dabei der A-Nationalmannschaft von Bundestrainer Marco Sturm zu: "Wenn das Nationalteam gut ist, ist das ein Katalysator für unsere Arbeit", sagt Schaidnagel. Ein verpasstes Viertelfinale bei der Heim-WM sei dennoch kein Beinbruch: "Es wäre vermessen, ab sofort immer die K.-o.-Runde zu erreichen. Rückschläge sind auf Weltniveau immer möglich."

Für das Trainersymposium in Köln gewann Schaidnagel namhafte Referentinnen und Referenten: Der Vizepräsident des kanadischen Eishockey-Verbandes für den Bereich Entwicklung, Paul Carson, stellte einen Ansatz zur langfristigen Spielerentwicklung vor, während John Whitesides, Athletikcoach des NHL-Teams Boston Bruins, über Trockentraining referierte. Frauen-Eishockey-Legende Melody Davidson hielt einen Vortrag über Führungsqualitäten - ebenso wie zum Abschluss Uwe Krupp, Trainer der Eisbären Berlin, der mit seinen Gedanken über Führungsspieler als Vorbilder die deutschen Farben vertrat.

"Mein Anspruch war: Wenn wir das machen, dann richtig", berichtet Schaidnagel. Das ist ihm offenbar gelungen: "Eine tolle Veranstaltung", lobte ihn der Finne Hannu Nykvist, Torwarttrainer in der Red-Bull-Akademie in Salzburg.