Prag
"Vielleicht haben wir uns ein bisschen hängen lassen"

Der gebürtige Ingolstädter Stephan Daschner erlebt trotz des 0:10 gegen Kanada die beste Phase seiner Karriere

03.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Bei der WM im Einsatz: der gebürtige Ingolstädter Stephan Daschner - Foto: Rimmelspacher

Prag (DK) Trotz des 0:10 (0:4, 0:5, 0:1) gegen Kanada genießt Stephan Daschner die Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien. Der gebürtige Ingolstädter debütierte in der Vorbereitung in der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) und bestritt gestern Nachmittag sein zweites WM-Spiel.

Mit unserer Zeitung sprach der 26 Jahre alte Verteidiger von der Düsseldorfer EG über das Debakel gegen Mitfavorit Kanada um NHL-Superstar Sidney Crosby, seinen endgültigen Durchbruch als Profi und die körperliche Belastung nach einer langen Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

 

Herr Daschner, was fällt einem nach so einer Partie ein?

Stephan Daschner: Die ersten zehn Minuten haben eigentlich ganz gut ausgeschaut. Aber dann ist irgendwas passiert – und die Dinge nahmen ihren Lauf. Man kann uns kämpferisch vielleicht ein bisschen was ankreiden. Vielleicht haben wir uns ein bisschen hängen lassen. So steht es am Ende 0:10. Aber es gibt auch noch andere Gegner, die auf unserem Niveau spielen. Das sind die Partien, die wir gewinnen müssen.

 

Vor einem Jahr spielten Sie noch in der Zweiten Liga beim EV Landshut, nun bestreiten Sie hier Ihre erste WM und treffen auf Top-Stars wie Sidney Crosby oder Jaromir Jagr.

Daschner: Ich hab's mir selbst nicht mehr vorstellen können. Es hat bei mir ein bisschen länger gedauert, bis ich zur Nationalmannschaft eingeladen wurde. Eigentlich wollte ich nur die Vorbereitung mitnehmen und Erfahrung sammeln. Ich hab' zwar gekämpft wie ein Tier, bin aber nicht mit der Einstellung reingegangen, dass ich zur WM fahren werde. Jetzt genieße ich den Moment, gebe mein Bestes und hoffe, dass ich noch die eine oder andere WM sehen werde.

 

Sie feierten in diesem Jahr mit Düsseldorf den endgültigen Durchbruch, nachdem Sie in der Saison 2013/14 einen Schritt zurück in die DEL2 zum EV Landshut gemacht hatten. Würden Sie rückblickend sagen, dass sich diese Entscheidung nun bezahlt macht?

Daschner: Damals hat mir das natürlich ein bisschen sauer aufgestoßen, dass ich aus der DEL musste. Das hätte alles anders laufen können. Wenn das Jahr in Landshut nicht so gut gelaufen wäre, oder ich das Vertrauen nicht so bekommen hätte – wer weiß, was dann passiert wäre. Ich bereue das Jahr auf keinen Fall, ich hätte das vielleicht schon früher machen sollen. Aber ich bin schon lange nicht mehr so glücklich gewesen.

 

Die körperliche Belastung ist enorm: Sie spielten mit der Düsseldorfer EG eine lange Play-off-Serie in der DEL, danach ging es in die sechswöchige Vorbereitung und nun stehen sieben Spiele in zehn Tagen an. Kommt man da nicht an seine Grenzen?

Daschner: Jetzt ist natürlich noch die Euphorie da und man bekommt viele neue Eindrücke. Daraus ziehe ich aktuell noch die Kraft. Ich denke, dass der große Einbruch erst nach der WM kommt. Das wird dann ein kurzer Sommer, weil es in Düsseldorf schon wieder am 1. Juli mit dem Training losgeht.

 

Sie bilden bei der WM meist mit Ingolstadts Patrick Köppchen ein Verteidiger-Duo. Wie wertvoll ist es, einen so erfahrenen Nebenspieler zu haben?

Daschner: Er macht’s mir relativ leicht. Ich kenne ihn ja auch schon aus Hannover. Wer ihn kennt: Er ist ein sehr umgänglicher, gerader Typ. Wir verstehen uns gut in der Kabine – das ist der erste Schritt, um auch auf dem Eis zu harmonieren.

 

Das Gespräch führte

Julian Schultz.