Köln
Sonnige Aussichten

Eishockey-Nationalmannschaft blickt trotz WM-Aus gegen Kanada zuversichtlich in die Zukunft

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Zwei Stützen der DEB-Auswahl bei der WM in Köln: Verteidiger Dennis Seidenberg und Torhüter Philipp Grubauer stemmen sich gemeinschaftlich gegen einen Kanadier. - Foto: Rose/AFP

Köln (DK) Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat ihre Heim-WM in Köln auf Rang acht beendet. Trotz des knappen 1:2 im Viertelfinale gegen Weltmeister Kanada fällt das Turnierfazit positiv aus - genauso wie die Zukunftsprognosen. Marco Sturm soll über 2018 hinaus Bundestrainer bleiben.

Als die Schlusssirene ertönte, schwollen der Applaus und die Sprechchöre noch einmal auf ohrenbetäubende Lautstärke an. Die 16 653 Zuschauer in der Lanxess-Arena verabschiedeten das DEB-Team, das den übermächtigen Kanadiern das Leben schwer gemacht hatte, mit stehenden Ovationen. "Es ist ärgerlich, heute wäre definitiv mehr drin gewesen", sagte der Nürnberger Stürmer Yasin Ehliz in der ersten Enttäuschung. "Wir haben nicht konsequent genug im Spielaufbau gespielt. Die Konzentration hätte besser sein können", analysierte Dennis Seidenberg, den Sturm als besten Verteidiger der WM adelte. "Wir haben uns mit unseren Strafzeiten ein bisschen selber ins Bein geschossen", meinte der überragende Torhüter Philipp Grubauer, der 48 der 50 kanadischen Schüsse hielt.

Der Bundestrainer war zumindest öffentlich weniger kritisch. "Um Kanada zu schlagen, muss alles stimmen. Heute waren sie zu stark für uns. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs", sagte Sturm nach der 1:2-Niederlage, die im Schnitt 1,4 Millionen TV-Zuschauer verfolgt hatten. "Unser Ziel war, dass wir den nächsten Schritt gehen wollten, und das haben wir im Laufe des Turniers gemacht."

Mit etwas mehr Abstand dürfte das Fazit der Nationalspieler, die ihre WM in der Kölner Altstadt ausklingen ließen, ähnlich ausfallen. "Das Spiel gegen Lettland wird uns in Erinnerung bleiben, es war eine brutale Stimmung in der Halle", blickte Kämpfer Ehliz auf das 4:3 nach Penaltyschießen zurück, das den Deutschen erst den Weg in die K.-o.-Runde geebnet hatte. "Ich glaube, dass wir uns an eine gute Zeit erinnern werden", meinte der 24-Jährige, dem mit einem Treffer und zwei Vorlagen seine bislang beste WM gelang. "Wir haben uns jedes Spiel den Arsch aufgerissen und super Eishockey gegen Kanada gespielt. Hoffentlich hat das auch Auswirkungen für die Zukunft."

2015 bei der WM in Prag kam die deutsche Mannschaft gegen eine noch stärker besetzte kanadische Auswahl um Sidney Crosby mit 0:10 unter die Räder. 2016 in St. Petersburg lautete das Ergebnis auch dank des Ingolstädter Torhüters Timo Pielmeier 2:5, jetzt 1:2. Die Tendenz stimmt. Zwar ist das Karriereende der Verteidiger Seidenberg und Christian Ehrhoff - die beiden wurden gemeinsam mit NHL-Star Leon Draisaitl als beste Deutsche des Turniers ausgezeichnet - absehbar. Doch ein Drittel des WM-Kaders ist erst 25 Jahre alt oder jünger - was nicht nur Grubauer zu einer vorsichtig optimistischen Prognose verleitete. "Wir können stolz drauf sein, was wir erreicht haben. Das Lettland-Spiel war super und das letzte Drittel gegen Kanada. Auch gegen die USA haben die Jungs ein tolles Spiel abgeliefert. Man kann viel Positives mitnehmen, und es ist noch mehr drin in den nächsten Jahren", sagte der nachnominierte Schlussmann der Washington Capitals.

Für Patrick Reimer sind die guten Aussichten vor allem ein Verdienst des Bundestrainers. "Marco pusht uns, nie zufrieden zu sein. Auch nicht mit dem Viertelfinale. Er will, dass wir den nächsten Schritt gehen und irgendwann mal ein Halbfinale spielen können", berichtete der beste Torschütze der Deutschen Eishockey-Liga. Der Nürnberger war bei der WM zweimal erfolgreich.

In der Weltrangliste rückt Deutschland dank des zweiten WM-Viertelfinaleinzugs in Folge auf Rang acht vor - fünf Plätze besser als bei Sturms Amtsantritt im Sommer 2015. Kein Wunder, dass der DEB dessen bis 2018 laufenden Vertrag verlängern möchte. Gespräche sind für die nächsten Monate geplant. Reimer würde das begrüßen: "Wenn €˜s so sein sollte, freuen sich, glaube ich, alle." Sturm selbst scheint nicht abgeneigt: "Ich habe immer gesagt, dass mir das unheimlich viel Spaß macht. Ich bin für alles offen." Die nächsten Aufgaben bestreitet das DEB-Team in jedem Fall mit Sturm: die Olympischen Winterspiele in Südkorea im Februar 2018 und die WM in Dänemark drei Monate später. Der Aufschwung soll weitergehen.