München
Neuanfang beim Deutschland-Cup

Eishockey-Bundestrainer Pat Cortina erstmals hinter der Bande

07.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:51 Uhr
Eishockey Bundestrainer Pat Cortina −Foto: Tom Webel

München (DK) Der Deutsche Eishockey-Bund wagt den nächsten Neuanfang. Knapp vier Monate nach der Entlassung von Nationaltrainer Jakob Kölliker feiert Pat Cortina am kommenden Wochenende beim Deutschland-Cup in München sein Debüt. Im Vorfeld lief allerdings nicht alles rund.

Zuerst sagte Dennis Seidenberg (Adler Mannheim) ab. Dann folgten sein Mannschaftskollege Marcel Goc und der Ingolstädter Alexander Sulzer. Bis schließlich am vergangenen Sonntag in Christian Ehrhoff von den Krefeld Pinguinen auch noch der letzte NHL-Star, die derzeit wegen des Lockouts in der National Hockey-League in Deutschland spielen, absagte. „Ohne den entsprechenden Versicherungsschutz ist das Risiko zu hoch“, begründete der 30-jährige Verteidiger seinen Entschluss. DEB-Vizepräsident Manuel Hüttl verdeutlichte: „Der Klub hat die Zeit, die Christian in der DEL spielt, abgesichert, aber nicht die Zeit, in der er bei der Nationalmannschaft spielt. Wir müssten das extra machen. Und bei einem Gehalt von Christian Ehrhoff ist das wirtschaftlich nicht darstellbar.“

Die Absagen sorgten aber deshalb für Irritationen, da der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) im Vorfeld des Deutschland-Cups mit den NHL-Profis sogar noch Werbung gemacht hatte. „NHL-Stars in München“ war da zu lesen. Und das, obwohl sich seitens des Verbands noch nicht einmal jemand mit den Spielern über ihre Teilnahme unterhielt. Zumindest gab das Dennis Seidenberg zu verstehen („niemand hat mit mir gesprochen“), der die Länderspielpause nutzt, um seine Familie in Übersee zu besuchen. Ähnliches gilt für Ingolstadts Verteidiger Alexander Sulzer, der „aus persönlichen Gründen“, so der 28-Jährige, nicht zur Verfügung steht. Marcel Goc fehlt wegen einer Sprunggelenksverletzung.
 


Der neue Bundestrainer, Pat Cortina, kam daher nicht darum herum, das unglückliche Auftreten zuzugeben. „Ich habe vorher nicht selbst mit diesen Spielern geredet. Ich bin davon ausgegangen, dass das von anderer Stelle aus getan wird. Es war vielleicht mein Fehler, dass ich da nicht den Kontakt gesucht habe“, sagte der 48-Jährige, der bis Ende der Saison auch noch beim EHC München in der DEL hinter der Bande steht.

Ein perfekter Einstand sieht freilich anders aus. Doch wird der Italo-Kanadier letztlich am Erfolg und der Leistung seiner Mannschaft auf dem Eis gemessen werden. Der morgen in der Münchener Eissporthalle beginnende Deutschland-Cup ist aber nicht nur deswegen ein erster Härtetest für Cortina. Das Vier-Nationen-Turnier gilt als Generalprobe für das Olympia-Qualifikations-Turnier im Februar in Bietigheim. Und Sotschi 2014 ist das erklärte Ziel – mehr noch. „Das Ziel muss es sein, beständig unter den besten acht, zehn Nationen zu sein“, sagte Cortina gestern. Dies würde aber nur funktionieren, wenn „wir in der Defensive sicher stehen“. Ein Offensivspektakel wie unter dem ehemaligen Nationaltrainer Jakob Kölliker, der seit gestern Sportchef beim Schweizer Erstligisten SC Langnau ist, wird es also nicht mehr geben.
 

Viel Zeit, der Mannschaft sein Spielsystem zu vermitteln, bleibt Cortina also nicht. Weshalb er wohl auch auf Überraschungen bei der Kadernominierung für den Deutschland-Cup verzichtet hat. „Es ist eine Mischung aus erfahrenen Leistungsträgern, Spielern, die mir in der DEL aufgefallen sind und jüngeren Akteuren“, sagt Cortina. Statt mit geplant 28 Spielern in das Turnier zu starten, kann der Italo-Kanadier nun allerdings nur noch auf 26 Akteure zurückgreifen. Stürmer Patrick Reimer (Nürnberg Ice Tigers) und Verteidiger Benedikt Schopper (EHC Wolfsburg) mussten gestern verletzungsbedingt absagen. Auf Nachnominierungen verzichtete Cortina. Enttäuschend aus Ingolstädter Sicht ist die Tatsache, dass in Thomas Greilinger lediglich ein Spieler des ERC auflaufen wird. Patrick Hager, im vergangenen Jahr noch dabei, fehlt ebenso wie der in dieser Saison auffällige Christoph Gawlik. „Mit zwölf offensiven Stürmern gewinnt man nichts. Die Mischung ist das entscheidende und deshalb wird es immer wieder vorkommen, dass in der Nationalmannschaft auch talentiertere Spieler nicht eingeladen werden“, begründete Cortina. Etwas NHL-Glanz wird es in der Münchener Eissporthalle dann doch geben. Nicht etwa bei den Gegnern Kanada, Slowakei oder der Schweiz, sondern hinter der Bande der DEB-Auswahl. Clement Jodoin, Co-Trainer des NHL-Vereins Montreal Canadiens, wird seinem Freund Cortina assistieren. Die Werbung war dann doch nicht falsch.