Ingolstadt
"Wir wollen unsere Offensive verstärken"

Sportdirektor Larry Mitchell über das Viertelfinal-Aus des ERC Ingolstadt und Veränderungen im Kader

25.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr
Larry Mitchell −Foto: Johannes Traub

Ingolstadt (DK) Seit dem vergangenen Freitag ist die Saison des ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beendet. Das 3:4 im fünften Play-off-Viertelfinalspiel gegen die Adler Mannheim besiegelte das 1:4 in der "Best-of-Seven"-Serie.

Während für die Profis nach der Saisonabschlussfeier am Ostersamstag der Urlaub beginnt, bastelt Sportdirektor Larry Mitchell am Kader für die kommende Saison. Im Interview verrät der 50-Jährige, welche Erkenntnisse er im Viertelfinale gewonnen hat und welche Spielertypen er sucht.

 

Herr Mitchell, mit einem Wochenende Abstand: Wie fällt Ihr Saisonfazit aus?

Larry Mitchell: Es war eine Achterbahnfahrt. Auf und Abs gibt es immer, aber diese Spielzeit war ein bisschen extrem. Seit Mitte Dezember haben wir einen guten Lauf gehabt. Es macht mich schon stolz, dass wir hinter den dominierenden drei Mannschaften die Besten vom Rest waren. Wenn man aber dann im Viertelfinale ausscheidet, ist man logischerweise im ersten Moment enttäuscht. Insgesamt betrachtet wollten wir gegenüber den vergangenen zwei Saisons den nächsten Schritt machen, das ist uns gelungen.

 

Stürmer Thomas Greilinger sagte, dass man sich vom vierten Tabellenplatz nicht blenden lassen dürfe. In der Tat reichten 79 Punkte und eine ausgeglichene Bilanz von 26 Siegen und 26 Niederlagen in einer DEL-Doppelrunde noch nie für diese Platzierung. Hat er recht?

Mitchell: Das ist Thomas' Meinung. Es war heuer in der Tabelle hinter dem Spitzentrio spannend. Dass wir uns den vierten Rang sicherten, war stark.

 

Würden Sie rückblickend sagen, dass das vierte Spiel der Knackpunkt der Serie gegen die Adler war, als die Panther eine 3:1-Führung nicht in die zweite Drittelpause retten konnten?

Mitchell: Unsere Chancen wären nicht so schlecht gewesen, die Serie sogar zu gewinnen, wenn wir dieses 3:1 über die Zeit gerettet hätten. Dann wären wir mit einem 2:2 in der Serie bei uns zu Hause angetreten, das hätte uns viel Momentum gegeben. So haben die Mannheimer im vierten Spiel noch vier Tore gemacht, das war für ihre Ausgangslage natürlich günstig.
 

Kommentar: Die Panther sind auf dem richtigen Weg
 

Mannheim ist insgesamt verdient ins Halbfinale eingezogen. Was hat dem ERC gefehlt?

Mitchell: Es steht außer Frage, dass Mannheim verdient weitergekommen ist, sie waren die bessere Mannschaft. Was sie auszeichnet, ist ihre Tiefe im Kader, die werden wir angesichts unseres Etats nie haben. Aber ich werde sicher versuchen, dem Trainer die eine oder andere Variante zu geben, dass wir Ausfälle besser kompensieren können. Sean Sullivans Fehlen hat uns wehgetan, er war neben Ville Koistinen der Verteidiger mit der meisten Eiszeit und wichtig in Über- und Unterzahl. Zudem haben wir zu wenige Tore von unseren Schlüsselspielern bekommen.

 

Das Gerüst des Kaders für die kommende Saison steht: Zwei Torhüter, sechs Verteidiger und neun Stürmer - inklusive Neuzugang Tim Wohlgemuth - stehen beim ERC unter Vertrag. Worauf legen Sie Ihr Augenmerk? Dass die Scorer wirklich Scorer sind?

Mitchell: Ja, das hat uns phasenweise gefehlt. Wir müssen versuchen, unsere Offensive zu verstärken, auch wenn es nie eine Garantie gibt. Es wird sicher keine komplette Veränderung der Mannschaft geben, wir haben einen guten Stamm. Bei den neu zu besetzenden Positionen werde ich darauf achten, mehr Torproduktion zu bekommen. Außerdem steht es außer Frage, dass wir unser Bestes geben, Koistinen für ein weiteres Jahr hier zu halten.

 

Haben Sie sich und ihm eine Frist gesetzt, wie lange er über das Ingolstädter Angebot nachdenken kann?

Mitchell: Nein. Wir haben während der Play-offs mit niemandem verhandelt. In dieser Woche werden Trainer Doug Shedden und ich mich mit den Spielern treffen und die Abschlussgespräche führen. Ich werde mich verstärkt mit Ville und seinem Berater über einen Verbleib unterhalten.

 

Hat sich von den Spielern, deren Verträge auslaufen, jemand für einen Verbleib beim ERC empfohlen?

Mitchell: Sie werden verstehen, dass ich zuerst mit den Spielern reden möchte. Es gehört sich so, dass sie es zuerst erfahren, nicht die Fans oder die Medien. Wir werden wohl erst am Dienstag etwas bekanntgeben.

 

Für welche Positionen suchen Sie nach Neuzugängen? Rechtsaußen und auf der Centerposition klafft aktuell eine Lücke.

Mitchell: Ich habe mich mit Doug ausgetauscht. Wir sind beide der Meinung, dass wir mindestens einen rechtsschießenden Verteidiger und ein bis zwei rechtsschießende Stürmer neben Greilinger, David Elsner und Brett Olson brauchen.


So planen die Ingolstädter für die neue Saison
 

Den rechtsschießenden Verteidiger haben Sie mit dem Straubinger Maury Edwards schon gefunden.

Mitchell: (lacht) Ich werde wie gesagt jetzt nicht über Spieler reden. Wenn wir über einen rechtsschießenden Verteidiger mit Stärken in Überzahl reden, der uns die ganze Saison gefehlt hat, ist Edwards sicher ein Beispiel für so einen Spieler.

 

Für die Förderlizenzspieler war es kein so erfolgreiches Jahr: Simon Schütz fiel mit einem Kreuzbandriss lange aus, Christoph Kiefersauer kam nur auf drei Einsätze. Lautet ein Ziel für die kommende Saison, dass diese Talente sich stärker weiterentwickeln?

Mitchell: Ja, wenn die Talente das verdienen, dann sicher. Schütz hätten wir diese Saison mehrfach gebrauchen können. Wir hatten am Schluss nur sechs gesunde Verteidiger von den neun im Kader. Er hat fast die ganze Saison verpasst, das ist schade. Aber nach meinen Informationen ist er bei seiner Reha weiter als geplant. Deswegen bin ich sehr gespannt auf ihn, wenn wir im August wieder aufs Eis gehen. Ich halte auch sehr viel von Tim Wohlgemuth, der in Kaufbeuren (beim Kooperationspartner des ERC in der DEL2, d. Red.) zeitweise in der ersten Sturmreihe gespielt hat. Durch die neue Regelung, dass man einen U 23-Spieler auf dem Spielbericht haben muss, gibt es einen gesunden Konkurrenzkampf. Es gab auch schon Gespräche mit Kaufbeuren, dass wir vielleicht noch den einen oder anderen jungen Spieler dazunehmen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

 

Das Gespräch führte

Alexander Petri.
 

ABSCHLUSSFEIER AM SAMSTAG

Die traditionelle Saisonabschlussfeier des ERC Ingolstadt steigt am Ostersamstag in der Saturn-Arena. Ab 12 Uhr sind die Fans bei kostenlosem Eintritt eingeladen, die Panther in die Sommerpause zu verabschieden. Neben einer Autogrammstunde und einem Fanartikel-Schlussverkauf wird auch der "Panther des Jahres" ausgezeichnet. Außerdem verabschiedet der ERC die Profis, die den Klub verlassen. Die Stadtwerke Ingolstadt spendieren 1000 Halbe Freibier oder Softgetränke. | DK