Ingolstadt
"Wir müssen endlich Feuer fangen"

ERC Ingolstadt hofft, seine Offensivschwäche bei den Auswärtsspielen in Iserlohn und Krefeld abzulegen

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr
NICHT VERWENDEN - imago −Foto: Imago

Ingolstadt (DK) Die Auftritte zwei und drei der fünfteiligen Auswärtstour führen den ERC Ingolstadt nach Nordrhein-Westfalen: Mit den Iserlohn Roosters (heute, 19.30 Uhr) und den Krefeld Pinguinen (Sonntag, 16.30 Uhr) warten zwei direkte Konkurrenten im Rennen um die Play-offs. Platzt am Wochenende endlich der Knoten im Angriff?

Greg Mauldin ist ein Mann mit vielen Talenten. Da wäre als Erstes natürlich seine Begabung fürs Eishockey zu nennen, die ihn bis in die nordamerikanische Profiliga NHL führte (36 Spiele für die Columbus Blue Jackets, New York Islanders und Colorado Avalanche). In seinen fünf Jahren beim HC Fribourg-Gottéron in der Schweiz erlernte der US-Amerikaner die französische Sprache und das Snowboarden. In einem "Survival Camp" brachte sich Mauldin das Überleben in der Wildnis bei. Seit Kurzem ist er auch noch zertifizierter Übungsleiter für "Animal Flow", ein Fitnessprogramm, das sich an Tierbewegungen orientiert. "Ein bisschen Yoga-ähnlich, aber nicht so statisch", erklärt der 35-Jährige, der deswegen so manchen Spruch seiner Teamkollegen beim ERC Ingolstadt ertragen muss.

Mauldins vielleicht größte Leidenschaft neben dem Sport gilt der Zauberei - mit seinen Kartentricks verblüffte der US-Amerikaner sämtliche ERC-Profis. Den Torfluch der Panther - mit nur 72 Treffern stellen sie die harmloseste Offensive aller 14 Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) - hat allerdings auch er noch nicht weghexen können. "Wir haben schon alles ausprobiert", sagt der Mann aus Boston lachend, "aber ich glaube, das übersteigt meine Fähigkeiten."

Zauberei sei allerdings auch gar nicht nötig, meint Mauldin - denn so weit seien die Panther, die aktuell Tabellenrang elf in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) belegen, nicht von ihrem Ziel entfernt: "Wir wissen, wo wir stehen, aber wir wissen auch, was wir können. Wir müssen nur endlich Feuer fangen." Vom Potenzial des ERC zeigt sich der Flügelstürmer überzeugt: "Wenn wir in der zweiten Saisonhälfte an unser wahres Können rankommen, sind wir ein richtig gefährliches Team. Wir haben die Torhüter dafür und können verteidigen."

Die Sturmmisere kann sich Mauldin dagegen nicht erklären. "Es sieht fast so aus, als wären wir alle von demselben Virus befallen. Verglichen mit der Ausbeute aus der Vergangenheit ist keiner da, wo er sein sollte", rätselt er. Mauldin ist da keine Ausnahme: Nur sieben Spieler haben ligaweit mehr Torschüsse abgegeben als der Rechtsschütze, der 102-mal abzog, allerdings nur fünfmal traf.

Auch sein Trainer ist ratlos: "Ich habe keine Erklärung dafür, warum wir dieses Jahr keine Tore schießen", sagt Larry Mitchell, der vor allem mit dem erfolglosen Powerplay hadert. Auch das Überzahlspiel ist mit indiskutablen 8,43 Prozent Erfolgsquote das schwächste der Liga. Allerdings hat der ERC mit 83 bislang auch die wenigsten Überzahlsituationen bekommen - am anderen Ende der Skala stehen die Augsburger Panther mit 122 Powerplays. Kritik an den Schiedsrichtern will Mitchell zumindest öffentlich nicht üben - vielmehr nimmt der 50-Jährige seine Profis in die Pflicht: "Wir müssen vor dem Tor härter arbeiten."

Ähnlich sieht es Mauldin: "Wir müssen uns da durchkämpfen und weiterschießen." Auf dem Weg zu mehr Durchschlagskraft und Konstanz empfiehlt er eine Politik der kleinen Schritte: "Wir müssen von Wechsel zu Wechsel, von Drittel zu Drittel denken. Wir können uns diese minutenlangen Aussetzer nicht leisten."

Das gilt besonders in der Eissporthalle am Seilersee: "Mit Augsburg hat Iserlohn die lautesten Zuschauer der Liga. Wir müssen die ersten zehn Minuten überstehen und körperlich präsent sein", weiß Mitchell. Dass sein Team nach der Partie in Schwenningen (1:2) am vergangenen Sonntag noch viermal in Folge auswärts gefordert ist, sei nicht optimal: "Ich würde lieber zu Hause spielen. Aber es ist sicher nicht schlecht, ein paar Tage gemeinsam zu verbringen. Und auswärts waren wir bislang besser als zu Hause." Mauldin sieht ebenfalls das Positive: "Eine Auswärtsfahrt kann das Team zusammenbringen, speziell wenn sie erfolgreich ist." Ein paar Tore würden da enorm helfen.

ERC INGOLSTADT IN KÜRZE

Personal: Der ERC Ingolstadt muss vorerst auf Benedikt Kohl verzichten. Der Verteidiger leidet an einer Viruserkrankung und kann in Iserlohn (heute, 19.30 Uhr) und Krefeld (Sonntag, 16.30 Uhr) nicht mitwirken. Auch am kommenden Wochenende soll Kohl noch aussetzen. Da auch Dustin Friesen nach seiner Kopfverletzung noch nicht einsatzfähig ist, stehen Trainer Larry Mitchell nur fünf Verteidiger zur Verfügung. Der 50-Jährige beorderte im Training daher Stürmer David Elsner in die Defensive, der heute "höchstwahrscheinlich" als sechster Verteidiger an der Seite von Benedikt Schopper auflaufen wird. "Ich werde mein Spiel so einfach wie möglich halten. Mein Ziel ist, kein Gegentor zu bekommen", sagt der 25-jährige Elsner, der in seiner Karriere nur vereinzelt in der Verteidigung zum Einsatz kam. Im Angriff wird Dennis Swinnen neben Brett Olson und Jacob Berglund Spielpraxis sammeln.

 

Gegner: Viermal in Folge haben die drei Punkte und drei Tabellenränge vor den Panthern platzierten Iserlohner von Trainer Rob Daum zuletzt verloren. Gegen den ERC feiert womöglich Verteidiger Alexander Bonsaksen sein Comeback nach Kieferbruch. Bester Torschütze ist Jack Combs (12 Treffer), der auch die ligaweit meisten Torschüsse (118) abgegeben hat.

 

Kurioses: Das 5:0 im ersten Saisonduell zwischen Ingolstadt und Iserlohn am 3. Oktober hatte die Entlassung von Roosters-Coach Jari Pasanen eine Woche später zur Folge. Nach dem zweiten Aufeinandertreffen (1:4 am 5. November) musste ERC-Trainer Tommy Samuelsson seinen Hut nehmen. Damit ist kein skandinavischer Trainer mehr in der Liga tätig.