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"Wir müssen den Spaß wiederfinden"

13.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Kapitän Patrick Köppchen

Zum dritten Mal in den vergangenen vier Spielzeiten muss der ERC Ingolstadt den Umweg über die Pre-Play-offs nehmen, um sich doch noch für das Viertelfinale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft zu qualifizieren. Kapitän Patrick Köppchen verrät, worauf es in den letzten fünf Hauptrunden-Spielen bis zum Start der ersten K.-o.-Runde am 1. März ankommt.

Herr Köppchen, am vergangenen Wochenende hat der ERC Ingolstadt zwei Heim-Derbys bestritten, zwei Niederlagen eingesteckt und ist zweimal die klar schlechtere Mannschaft gewesen. Was ist schiefgelaufen?

Patrick Köppchen: Gegen Augsburg hat unser Plan für das Spiel überhaupt nicht hingehauen. Beide Male ist unser Plan durch ein frühes Gegentor durcheinandergeraten, wobei wir es gegen München besser gelöst haben. Ich glaube, dass wir die Zuordnung in unserem eigenen Drittel noch verbessern müssen. Nach vorne brauchen wir uns keine Sorgen machen, da wird mit unserer Qualität immer was produziert. Deswegen müssen wir den Fokus auf die Abwehr richten. Wenn wir konsequent, einfach und schnell hinten raus spielen, sind wir eine unfassbar gute Mannschaft. Aber auch nach dem 47. Spieltag lassen wir uns noch zu Leichtsinnsfehlern hinreißen, das darf uns nicht passieren. Wir haben Glück gehabt, dass die Mannschaften hinter uns auch alle verloren haben. Trotzdem haben wir uns das Derby-Wochenende anders vorgestellt.

 

Seit dem 2:5 in Wolfsburg vor zehn Tagen, mit dem die Panther die letzte realistische Chance auf die direkte Play-off-Qualifikation verspielt haben, zeigt die Formkurve wieder nach unten. Davor hatte man den Eindruck, dass die Mannschaft endlich verstanden hat, worum es geht.

Köppchen: Ich glaube nach wie vor, dass wir gut zusammengerückt sind. Daran liegt es nicht. Wir wissen, worauf es ankommt, das sprechen wir in der Kabine auch täglich an. Es ist nicht so leicht, diese Niederlagen in den Sechs-Punkte-Spielen gegen Wolfsburg oder Augsburg wegzustecken. Ich glaube, dass wir gut beraten sind, uns nur auf das nächste Spiel zu konzentrieren und gut vorbereitet in die Play-offs zu gehen. Es wäre Blödsinn, sich schon Gedanken um irgendwelche Gegner in den Pre-Play-offs zu machen.

 

Im Vorjahr holte der ERC in einer lange Zeit schwachen Hauptrunde 76 Punkte. Diesmal steht der Klub fünf Spieltage vor Schluss bei 67 Zählern - und könnte damit rein punktemäßig sogar noch schlechter abschneiden.

Köppchen: Über Punkte mache ich mir keine Gedanken. Für mich zählt, was wir auf dem Eis zeigen, und da sehe ich ganz klar Fortschritte. Ich glaube, dass wir besseres Eishockey spielen als letztes Jahr. Wenn wir am Ende 71 Punkte hätten und im Viertelfinale stünden, würde kein Hahn danach krähen.

 

Wie viel Benzin hat der ERC noch im Tank? In Krefeld und vor allem in den ersten beiden Dritteln gegen Augsburg wirkte die Mannschaft ziemlich müde.

Köppchen: Echt?

 

Von der Tribüne aus betrachtet schon.

Köppchen: Das ist Kopfsache. Gegen Augsburg fand ich uns ein bisschen verkrampft, das hat gar nichts mit Benzin im Tank zu tun. Alle wollten, das hat man schon gemerkt und hoffentlich auch gesehen. Wir waren verkrampft, das lähmt dann auch. Aber wir sind alle gut beieinander und trainieren gut.

 

Ist es kein Problem, dass wochenlang nur drei Sturmreihen zur Verfügung standen?

Köppchen: Nein, das dürfte kein Problem sein. Wir haben alle ein hartes Sommertraining gemacht und bei den Tests hervorragend abgeschnitten. Von daher sollten wir alle genügend Benzin im Tank haben. Wir sind ja auch nicht die einzige Mannschaft, die mit Verletzungssorgen zu kämpfen hatte. Wir sind nicht die ärmsten Schweine der Liga.

 

Kamen die Neuzugänge zu spät, um sie vor den Play-offs noch richtig in die Mannschaft integrieren zu können?

Köppchen: Nein. Svenni und Brett (Björn Svensson und Brett Bulmer, d. Red.) sind gute Jungs, die schnell reingefunden haben. Brett ist erst eine Woche da, deswegen kann ich über ihn noch nicht so viel sagen. Svenni ist ein unfassbar toller Typ, der ist schon voll integriert. Wir haben schon viel zusammen gemacht. Auch spielerisch bringt er uns nach vorne, finde ich.

 

Aber rein personell hätte es gut getan, wenn der eine oder andere schon ein bisschen früher gekommen wäre, um die Mannschaft zu entlasten.

Köppchen: Da bin ich der falsche Ansprechpartner.

 

Worauf kommt es in den letzten fünf Hauptrundenspielen an? Der Kader ist bis auf den noch am Knie verletzten Petr Pohl fast wieder komplett.

Köppchen: Es kommt darauf an, dass alle kapieren, dass wir nur erfolgreich sind, wenn alle an einem Strang ziehen. Einfach von hinten raus spielen, vorne passiert dann schon was. Wir sollten nicht zu weit vorausblicken, sondern müssen ein Stück weit die Lockerheit wiederfinden und nicht zuletzt auch den Spaß. Es muss jeder in der Früh gerne in die Kabine kommen und sagen: Geil, ich bin jetzt bei den Jungs.

 

Ist das aktuell nicht so?

Köppchen: Es fällt natürlich schwerer, wenn du an einem Wochenende verlierst. Da ist die Stimmung anders, als wenn du gewinnst. Das haben wir jetzt erst auf der Busrückfahrt aus Wolfsburg erlebt. Da ist die Stimmung nicht so gelöst. Dann gewinnst du in Krefeld - ob das jetzt schön war oder nicht -, dann ist das deutlich angenehmer. Gegen Augsburg waren wir verkrampft. Das war einer der letzten Strohhalme, die da noch im Glas rumhängen, den wollten wir uns nicht nehmen lassen (lacht). Wir sollten dem jetzt aber nicht nachtrauern, sondern die neue Situation annehmen.

 

Das Gespräch führte

Alexander Petri.