Köln
"Wir haben voneinander gelernt"

Haie-Trainer Uwe Krupp über Niklas Sundblad, das Finale gegen Ingolstadt und den Kölner Dom

14.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr
Der Trainer der Kölner Haie: Uwe Krupp. −Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)

Köln (DK) Vor einem Jahr standen sie als Co-Trainer und Trainer der Kölner Haie gemeinsam im Finale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) – heuer sind sie Gegner. Niklas Sundblad kämpft in seinem ersten DEL-Jahr als Chefcoach mit dem ERC Ingolstadt gleich um den ersten Meistertitel der Klubgeschichte, Uwe Krupp will den Pokal zum neunten Mal nach Köln holen. Ab Donnerstag stehen sich Panther und Haie auf dem Eis gegenüber – vorher hat sich der 48-jährige Krupp unseren Fragen gestellt.

Herr Krupp, Sie haben gesagt, dass derjenige Meister wird, der am wenigsten quatscht. Ist dann der Titel nicht schon an Niklas Sundblad vergeben?

Uwe Krupp: Das war eine Referenz an Don Jackson (Ex-Meistertrainer der Eisbären Berlin, d. Red.). Der hat immer einsilbige Antworten gegeben und nicht viel über den Gegner gesprochen, während andere Trainer ausgiebige Spielanalysen betrieben haben. Daher kam dieser Spruch, der überall aufgegriffen wurde.

 

Das Duell gegen Ihren ehemaligen Co-Trainer dürfte auch für Sie ein besonderes sein. Was schätzen Sie an Sundblad und was hat er von Ihnen gelernt?

Krupp: Zwischen Co-Trainer und Trainer – Niklas wird das bestätigen – gibt es keine Lehrlingssituation. Beide Coaches arbeiten gleichberechtigt und tauschen sich aus. Ich glaube, dass wir voneinander gelernt haben, nicht nur Niklas von mir. Wir haben gut zusammengearbeitet. Es freut mich natürlich zu sehen, dass er mit Ingolstadt einen guten Job macht und die Mannschaft rechtzeitig in Form gebracht hat.

 

Sundblad kennt Ihre Mannschaft wohl besser als jeder andere Trainer in der DEL. Macht Ihnen das Sorgen?

Krupp: Er kennt die Spieler auf einem etwas anderen Level, als das normalerweise der Fall ist. Das ist ein Fakt. Aber Sorgen mache ich mir deswegen nicht. Auf unserem Niveau werden alle Mannschaften so viel analysiert und auseinander gepflückt, dass das kein ausschlaggebender Punkt ist.

 

Köln und Ingolstadt spielen im Prinzip ein identisches und offenbar erfolgreiches System. Werden in Zukunft noch mehr Teams so spielen?

Krupp: So weit würde ich nicht gehen. Das ist kein System, das Niklas und ich erfunden haben (lacht). Es ist eine Kombination aus Sachen, die Berlin und anderen Teams machen. Die haben wir in Köln auf unsere Mannschaft angewandt.

 

Wo sehen Sie die Stärken Ihres Finalgegners?

Krupp: Ingolstadt ist eine laufstarke Mannschaft, die körperbetontes Eishockey spielt. Sie haben viel Energie, gute Special Teams und einen guten Torwart. Sie sind überhaupt in allen Bereichen gut besetzt. Und in sehr, sehr guter Form.

 

Köln allerdings auch. Wie haben Sie es nach einer durchwachsenen Hauptrunde geschafft, rechtzeitig in Form zu kommen?

Krupp: Wir hatten während der Hauptrunde viele Verletzte. Über eine gewisse Zeit konnten wir das kompensieren. Es hat dann etwas gedauert, bis wir wieder die Form hatten, die wir vor den Verletzungssorgen hatten. Und so verliert man eben mal ein Spiel.

 

Sie haben Mika Hannula und Rob Collins kurz vor den Play-offs nachverpflichtet – durchaus nicht ohne Risiko, weil Hannula zuvor kein Spiel gemacht und Collins nur in einer unterklassigen Liga in Nordamerika spielte. Was hat Sie zuversichtlich gestimmt, dass die beiden Ihrer Mannschaft helfen?

Krupp: Beide sind geholt worden, um eine gewisse Rolle zu erfüllen. Bei Rob hatten wir ein gutes Gefühl. Die Liga, in der er gespielt hat, hat das gleiche Level wie die East Coast Hockey League. Von dort wechseln jedes Jahr viele Spieler in die DEL. Von daher war das kein Risiko. Von ihm haben wir uns seine spielerischen Fähigkeiten erhofft, und dass er fit ist. Beides ist eingetreten. Bei Mika Hannula wussten wir, dass es ein gewisses Risiko ist, weil er die ganze Saison nicht gespielt hat. Wir haben ihn geholt, um Geschwindigkeit in den Kader zu bringen. Wir hatten die Ausländerpositionen noch frei, weil wir auf Nummer sicher gehen wollten, wenn wir Verletzte haben.

 

Was ist in einer „Best-of-Seven“-Serie entscheidend? Die Qualität einer Mannschaft oder das vielzitierte Momentum?

Krupp: Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen. Es ist eine Kombination aus offensiver Effektivität, der Stabilität deiner Abwehr und wie dein Torwart aufgelegt ist. Wenn das stimmt und alle gesund sind, kannst du viel erreichen. Was das Momentum angeht: Das muss sich eine Mannschaft erarbeiten.

 

Sie sind seit drei Jahren Trainer in Köln. Haben Sie eine Qualitätssteigerung im deutschen Eishockey festgestellt?

Krupp: Ich habe die Liga seit 2004 beobachtet. Es gibt erhebliche Unterschiede. Aufgrund der veränderten Regelauslegung (strengere Ahndung von Haken, Halten und Behinderung seit 2006, d. Red.) sind die Mannschaften viel offensiver ausgerichtet. Der scheibenführende Spieler hat einen Vorteil gegenüber dem verteidigenden Spieler, das war früher nicht der Fall. Eishockey ist insgesamt offensiver geworden. In Deutschland wird attraktives Eishockey gespielt. Die Erfolge der Berliner und der Stil, den sie gespielt haben, prägen natürlich. Die Spieler, die in diesem System aufwachsen, sind laufstärker als früher.

 

Dass es heuer einen neuen Meister gibt, tut der Liga aber sicherlich gut.

Krupp: Irgendwann geht jede Serie vorbei. Aber Berlin hat eine Top-Mannschaft. Wenn die alle gesund sind, werden sie nicht wieder in den Pre-Play-offs ausscheiden.

 

Sie sind gebürtiger Kölner. Muss man Angst um den Dom haben, wenn die Haie Meister werden und der 1. FC Köln in die Fußball-Bundesliga aufsteigt?

Krupp: So weit sind wir noch nicht. Der Dom steht schon seit einigen Jahren, der hat vieles überstanden. Was den 1. FC Köln betrifft: Dem drücken wir die Daumen. Wir bereiten uns auf eine harte Serie gegen Ingolstadt vor und versuchen, alles aus unserer Mannschaft rauszuholen.

 

Der Rathausbalkon ist also noch nicht geblockt.

Da können wir ganz klar sagen, dass es noch keine Pläne gibt.

 

Das Interview führte

Alexander Petri.