Umstrittener Rückkehrer

Krupp-Nachfolger Sundblad kämpft bei seinem Ex-Klub Kölner Haie um Erfolg und Anerkennung

12.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:08 Uhr

Köln (alp) Es war am 29. April, schon nach 23 Uhr, als Niklas Sundblad in den Katakomben der Lanxess-Arena seinen persönlichen Moment des Triumphs verriet. „Ich habe während des Spiels zu Petri (Co-Trainer Petri Liimatainen, d. Red.) gesagt, dass Uwe (Kölns Trainer Uwe Krupp, d. Red.) kein Rezept gegen uns findet“, berichtete der damalige Trainer des ERC Ingolstadt kurz nach dem Sieg im siebten Finale gegen die Kölner Haie, der den Meistertitel für die Panther bedeutete.

Dabei huschte ein Grinsen über das sonst meist ungerührte Gesicht des Schweden. Spätestens mit dem Titel 2014 ist aus dem einstigen Lehrling Sundblad ein respektierter Chef geworden – und jetzt hat er Krupp zum zweiten Mal ausgestochen. Seit Freitag ist Sundblad als Coach in Köln der Nachfolger der Eishockey-Legende, unter der er einst als Co-Trainer arbeitete. „Das ist mein Traumjob. Ich bin stolz und glücklich, Trainer der Haie zu sein“, sagte er.

Ein netter Empfang sieht allerdings anders aus. Als der Stadionsprecher vor dem Heimspiel gegen Krefeld den neuen Cheftrainer ankündigte, ertönten Pfiffe. Schon bei der Vorstellung der Haie-Profis hatten die gut 9000 Fans in der Lanxess-Arena anstatt der Nachnamen der Spieler immer nur „Krupp“ gebrüllt. Zahlreiche Plakate und Banner feierten den Ex-Trainer und griffen die Bosse, die ihn nur wenige Stunden zuvor entlassen hatten, scharf an. Sundblad gab sich nach dem 0:1 und einer schwachen Vorstellung davon unbeeindruckt. „Ich glaube, das ist eine normale Reaktion“, sagte er. Die Pfiffe bezog der sichtlich angespannte Schwede nicht auf sich, er lobte die Kölner Anhänger lieber als „beste Fans der Liga“. Der Druck ist groß: Die Haie erwarten von ihm den neunten Meistertitel der Klubgeschichte.

Mit dem Engagement als Cheftrainer in Köln schließt sich für Sundblad ein Kreis. 2002 gehörte der 41-Jährige als Stürmer zur letzten Meistermannschaft der Haie, in der Saison 2010/11 fungierte er ein paar Monate lang als Interims-Cheftrainer. Als Krupp den KEC im Sommer 2011 übernahm, wurde Sundblad dessen Co-Trainer – und Freund. Er galt als akribischer Analyst im Hintergrund, der jedoch mehr wollte. In der vergangenen Saison bekam er seine Chance – und er nutzte sie: Sundblad führte den ERC Ingolstadt sensationell zum Meistertitel – gegen Krupp und die Haie. Trotzdem konnte sich Sundblad im Sommer mit den Panthern nicht auf eine weitere Zusammenarbeit einigen und kehrte nun in seine Wahl-Heimat zurück.

Sein Haus in Bergheim bei Köln hatte Sundblad ohnehin behalten, er war in den vergangenen Monaten mehrfach Gast beim Training der Haie und mit Krupps Billigung sogar in der Kabine. Anfang der vergangenen Woche kontaktierten ihn die Kölner Bosse angeblich erstmals, am Donnerstag ging alles ganz schnell. Jetzt ist er selber Chef – nicht alle finden das sauber. Einige Anhänger werfen dem Schweden vor, mit seiner Nähe zur Mannschaft Krupps Autorität untergraben zu haben. Der „Express“ berichtet dagegen, Krupp habe bei den Haien schon nach der verpassten Meisterschaft keinen Kredit mehr besessen. „Es ist enttäuschend. Es ist nach zehn Jahren meine erste Entlassung“, sagte Krupp nur. Um die Männerfreundschaft mit Sundblad dürfte es nicht allzu gut stehen.

Sundblad kratzt das – zumindest nach außen hin – nicht. Als Assistent holte er seinen alten Kollegen und Freund Franz Fritzmeier vom Haie-Kooperationspartner EV Duisburg. „Der Plan war schon, Franz als Co-Trainer nach Ingolstadt zu holen, wenn ich dort geblieben wäre“, erzählt Sundblad. Dessen Assistent aus der Meistersaison, Petri Liimatainen, war aus privaten Gründen zurück nach Schweden gegangen.

Sportlich liegt jede Menge Arbeit vor Sundblad. Gegen Krefeld offenbarten die Haie ihre erschütternde offensive Harmlosigkeit, auch das Derby in Düsseldorf ging gestern mit 4:5 verloren. Am kommenden Sonntag kommt es in Köln zum Wiedersehen mit dem ERC. „Ein besonderes Spiel, natürlich“, gibt Sundblad zu. „Wichtig ist aber, dass wir die Play-offs erreichen, auch wenn wir Neunter werden“, sagt er mit Blick auf seine Saison bei den Panthern. „Als Neunter ist alles möglich.“ Und da ist es plötzlich wieder, das Sundblad-Grinsen.