Ingolstadt
Talente auf der Tribüne

Kooperation zwischen ERC Ingolstadt, EV Landshut und EV Regensburg ist noch verbesserungswürdig

24.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

In den Play-offs nur Zuschauer: Verteidiger Fabio Wagner (links) und Stürmer Marc Schmidpeter (rechts) - in der Mitte Kapitän Patrick Köppchen - spielten im Saisonfinale keine Rolle. - Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Zur Förderung des deutschen Eishockey-Nachwuchses haben der ERC Ingolstadt, der EV Landshut und der EV Regensburg vor einem Jahr eine Kooperation ins Leben gerufen. In den kommenden Tagen werden die Vertreter der Klubs die erste Saison aufarbeiten und Bilanz ziehen. Schon jetzt ist klar: Nicht alles hat funktioniert wie erhofft.

 

Von gegenseitigen Schuldzuweisungen hält Christian Donbeck nichts. Trotzdem sei das erste Jahr der Kooperation „stolpernd“ verlaufen, meint der Geschäftsführer des EV Landshut. „Wir haben uns einige Dinge vorgenommen, die wir nicht so umsetzen konnten. Einiges ist nicht gelaufen wie gewünscht“, sagt er.

Das Ziel der auf zwei Jahre angelegten Kooperation war, fünf Talenten mit einer Förderlizenz – Philipp Hähl, Marco Eisenhut, Fabio Wagner, Stephan Kronthaler und Marc Schmidpeter – so viel Spielpraxis wie möglich zu verschaffen. Möglich war das in der abgelaufenen Saison für die Jahrgänge 1991 und jünger. „Spielpraxis ist das Wichtigste für die Jungs in dem Alter“, sagt Donbeck. Die niederklassigen Klubs erhielten finanzielle Unterstützung, je nach Leistungsniveau sollten die Nachwuchskräfte zwischen Regensburg (Oberliga), Landshut (DEL2) und Ingolstadt (Deutsche Eishockey-Liga) pendeln. Das klappte allerdings nicht immer reibungslos.

Das größte Ärgernis für die Landshuter: In den Play-offs durften sie nicht auf Wagner und Schmidpeter zurückgreifen, weil das Duo nicht auf die dafür notwendigen 20 Einsätze für den EVL in der Hauptrunde gekommen war. Beim ERC dagegen saß das Duo in der K.-o.-Runde nur auf der Tribüne. Trainer Larry Huras („Wenn man an der Spitze bleiben will, kann man vielleicht zwei junge Spieler einbauen, nicht mehr“) setzte in den Play-offs lieber auf erfahrene Kräfte. Brendan Brooks oder Alexandre Picard wurden sogar nachverpflicht. „Larry Huras ist nach Ingolstadt gekommen, um Meister zu werden. Dafür habe ich zu 100 Prozent Verständnis. Aber dann muss ich dafür sorgen, dass die jungen Spieler in Landshut spielen dürfen“, meint Donbeck.

Als Beispiel führt der Landshuter die Nürnberg Ice Tigers an, deren Kooperation mit den Löwen Frankfurt (DEL2) deutlich besser funktioniert habe. Stürmer David Elsner etwa – im kommenden Jahr wieder für Landshut/Ingolstadt aktiv – habe für beide Klubs zusammen rund 60 Saisonspiele absolviert. In den Play-offs gelangen dem 23-Jährigen zwölf Punkte für Frankfurt – in zehn Partien.

Von ähnlichen Problemen wie Donbeck berichtet Regensburgs Sportlicher Leiter Martin Ancicka. „Es könnte von allen Beteiligten mehr investiert werden“, sagt der Ex-Profi, auch wenn er die Kooperation im ersten Jahr als „okay“ bezeichnet. Doch auch beim EVR gab’s Ärger: Die Regularien verhinderten, dass Ingolstadts dritter Torhüter Hähl in der K.-o.-Runde für den Oberligisten auflief, weil er bei einem Play-off-Spiel in der DEL auf der Bank gesessen hatte. „Das ist natürlich unsinnig. Der Leidtragende ist der Spieler. Das Problem ist, dass die Regularien für unsere Kooperation nicht gut genug sind“, sagt Ancicka. In diesem Fall seien DEL und Deutscher Eishockey-Bund gefordert, sinnvolle Rahmenbedingungen zu schaffen.

Ins gleiche Horn stößt der Ingolstädter Sportdirektor Jiri Ehrenberger. Es sei schade, wenn Förderlizenzspieler in den Play-offs nicht spielberechtigt seien, weil sie eine bestimmte Anzahl von Spielen nicht erreicht hätten. „Das ist für junge Spieler kontraproduktiv“, sagt der 60-Jährige, der bei der DEL-Managertagung eine Lockerung dieser Regel anregen will.

Ehrenberger nennt das Beispiel Fabio Wagner: Der 19-Jährige sei zu Saisonbeginn – wie auch die übrigen Förderlizenzspieler mit Ausnahme Hähls – häufiger in der DEL zum Einsatz gekommen als gedacht. „Das war so nicht zu erwarten“, sagt er. Dann sei Wagner – wie Schmidpeter – zur U 20-WM gefahren und danach krank gewesen. So habe er die Marke von 20 Spielen knapp verpasst.

Um künftig allen Klubs mehr Planungssicherheit zu gewährleisten, will Ehrenberger noch mehr junge Talente „im Juniorenbereich“ mit Förderlizenzen ausstatten, die nur in Ausnahmefällen in der DEL spielen sollen. Dafür war der Sportdirektor schon bei der U 18-WM in der Schweiz, ein weiterer Besuch ist geplant. Auch Ehrenberger gibt zu, dass die interne Kommunikation zwischen den Partnervereinen verbessert werden müsse. Damit die Kooperation in Zukunft diesen Namen wirklich verdient.