Ingolstadt
"So eine Mannschaft habe ich selten erlebt"

Eishockey: 2014 holte Tim Hambly mit Ingolstadt den Titel Jetzt steht er mit Wolfsburg erneut im Finale

14.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:57 Uhr

Glaubt an eine enge Serie gegen München und Steve Pinizzotto (rechts): Wolfsburgs Verteidiger Tim Hambly, der fünf Jahre für den ERC Ingolstadt spielte. - Foto: Imago

Ingolstadt/Wolfsburg (DK) Tim Hambly ist die personifizierte Play-off-Garantie: Sieben Jahre spielt der 32-jährige Verteidiger nun in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) - immer erreichte er mit seiner Mannschaft die K.-o.-Runde, fünfmal sogar das Halbfinale. Jetzt greift der ehemalige Ingolstädter mit Wolfsburg nach dem ersten Titel der Klubgeschichte.

Eine gute Nachricht für die Niedersachsen gab es schon vorab: Stürmer Marco Rosa ist nach längerer Verletzungspause zum Finale wieder fit. Heute Abend steigt in München Spiel eins der Endspielserie (19.30 Uhr, ServusTV).

 

Herr Hambly, nach dem Titelgewinn mit Ingolstadt 2014 können Sie das Kunststück in diesem Jahr wiederholen. Und das erneut mit einem Außenseiter. Wo liegt das Geheimnis der Wolfsburger Stärke?

Tim Hambly: Natürlich würde ich gerne meinen zweiten Meistertitel holen. Ähnlich wie mit Ingolstadt sind wir hier in Wolfsburg eine verschworene Einheit. Nicht nur wir Spieler, auch unsere Familien unternehmen viel zusammen. Das merkt man auf dem Eis und in der Kabine. Dazu arbeiten wir stets hart für unseren Erfolg.

 

Wo sehen Sie Parallelen zu 2014, wo Unterschiede?

Hambly: Grundsätzlich gibt es immer Unterschiede zu diversen Mannschaften. Aber so eine Mannschaft wie uns in Wolfsburg habe ich selten erlebt. Klar, wir sprechen Dinge offen an, wenn es nicht gut läuft. Letztlich ist jeder aufrichtig und wir stehen immer zusammen. Das ist etwas ganz Besonderes.

 

Vor zwei Jahren haben Sie beim ERC Ingolstadt den größten Teil der Play-offs und das komplette Finale aufgrund einer Verletzung verpasst. Ist die Vorfreude deswegen heuer umso größer?

Hambly: Das war nicht sehr schön, hat meine Freude über den Titel jedoch keineswegs geschmälert. Jeder Spieler freut sich auf eine Finalserie, natürlich auch ich.
 

Haben Sie Glückwünsche oder Mails aus Ingolstadt bekommen, nachdem Sie das Finale erreicht haben? Wie stark sind die Verbindungen überhaupt noch?

Hambly: Es gibt natürlich noch Verbindungen. Auch zu Spielern, die nicht mehr für die Panther spielen. Glückwunschnachrichten gab es einige. Hoffentlich in ein paar Wochen noch mehr. (lacht)

 

Verspüren Sie eine gewisse Genugtuung, nachdem Ihr Vertrag in Ingolstadt nach der Meisterschaft nicht verlängert wurde?

Hambly: Nein, wieso sollte ich? Ich hatte gemeinsam mit dem Team eine erfolgreiche Zeit, die mit dem Titel gekrönt wurde.

 

ERC-Meistercoach Niklas Sundblad und Wolfsburgs Trainer Pavel Gross sind völlig unterschiedliche Typen. Von wem haben Sie mehr gelernt und wie groß ist deren Anteil am Erfolg?

Hambly: Wenn ein Team erfolgreich ist, haben die Trainer stets einen großen Anteil. Jeder Trainer prägt einen Spieler. Niklas Sundblad und Pavel Gross sind akribische Arbeiter, die alles für den Erfolg geben und das der Mannschaft täglich vorleben.

 

In Ihren beiden Saisons in Wolfsburg ist Ihre persönliche Punktausbeute so gut wie fast noch nie. Woran liegt das?

Hambly: Das hängt sicher auch von den Rollen ab, die man in den Teams spielt. Ich habe zuletzt wieder mehr Überzahl gespielt, davor eher weniger. Als Verteidiger versuche ich in erster Linie, gemeinsam mit den anderen Jungs Tore zu verhindern. Das ist uns in dieser Saison laut Statistik ganz gut gelungen.

 

Die Grizzlys haben den schwächsten Zuschauerschnitt der Liga. Spüren Sie jetzt eine gewisse Euphorie in der Stadt?

Hambly: Unsere Halbfinalspiele waren fast alle mit mehr als 4000 Zuschauern besucht. Die Stimmung in der Arena ist wirklich stark, wenn sie voll ist. Das macht Spaß. In der Stadt und im Umfeld werden wir vermehrt wahrgenommen. Auch die Fußballer des VfL Wolfsburg haben uns übrigens gratuliert. Sie sind bei fast allen Spielen in der Arena und unterstützen uns. Wolfsburg ist eine Sportstadt, auch wenn es nach außen hin für manche nicht so wirkt.

 

Finalgegner München war Hauptrundensieger und hat auch in den Play-offs bislang erst zwei Spiele verloren. Wie ist die Mannschaft zu stoppen?

Hambly: Nun, wir haben drei Spiele verloren. Ich denke, es kann eine enge Serie werden. Sicherlich haben wir Respekt vor München, aber den haben wir vor jeder Mannschaft. Die individuelle Stärke der Münchner Mannschaft ist natürlich kein Geheimnis. Da müssen wir vom ersten Spiel an wach sein und unser System spielen.

 

Zum Schluss ein Tipp: Wie geht die Serie aus?

Hambly: Ich hoffe, zu unseren Gunsten.

 

Die Fragen stellte

Alexander Petri.