Ingolstadt
Neun auf einen Streich

ERC Ingolstadt trennt sich nach Sportdirektor Ehrenberger auch von mehreren Spielern

10.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

Abschied: Torhüter Marco Eisenhut verlässt den ERC Ingolstadt nach Informationen unserer Zeitung Richtung DEL 2-Klub Dresden. - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Der ERC Ingolstadt hat gestern auch offiziell die Trennung von Sportdirektor Jiri Ehrenberger bestätigt, nachdem unsere Zeitung bereits vorab darüber berichtet hatte. Während Geschäftsführer Claus Gröbner und Trainer Tommy Samuelsson bereits im Vip-Raum der Saturn-Arena warteten, um die Fragen der Presse zu der missratenen Saison zu beantworten, zog Ehrenberger mit gepackter Sporttasche von dannen.

Dem Deutsch-Tschechen waren - wie auch Gröbner und Samuelsson - die Strapazen der vergangenen Tage nach dem Pre-Play-off-Aus in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) deutlich anzumerken. Die Panther gaben zudem bekannt, dass sie sich von neun Spielern trennen werden. Welche das sind und welche Kandidaten es für die Nachfolge Ehrenbergers gibt, beantworten wir ihnen.

 

Welche Gründe haben beim ERC für die Trennung von Sportdirektor Jiri Ehrenberger geführt?

In der zunehmend medial geprägten Welt fühlte sich Ehrenberger nicht wohl, er hielt sich lieber im Hintergrund. Geschäftsführer Claus Gröbner sprach die "Kommunikationsschwäche" des 61-Jährigen auch am Freitag nochmal deutlich an. Diese brachte den ehemaligen Sportdirektor sowohl vereinsintern als auch bei den Fans in Misskredit. Zudem kritisierte Gröbner: "Wir hatten in den letzten Jahren sicher nicht die besten Drähte nach Nordamerika - und das braucht man." Gleichwohl habe Ehrenberger es geschafft, "Ingolstadt für den deutschen Spielermarkt attraktiver zu machen".

 

Wie lautet das Anforderungsprofil an den neuen Sportdirektor?

"Kommunikativ sehr stark", "charismatische Persönlichkeit", "der die Liga kennt", "der den deutschen Markt kennt", "der einen sehr guten Draht nach Nordamerika hat" und "ein Gefühl hat, für was wir in Ingolstadt stehen": Geschäftsführer Claus Gröbner lieferte die Stellenausschreibung für den neuen, starken Mann. Dem 43-Jährigen betonte dabei, dass der eingeschlagene "Ingolstädter Weg" - die Integration junger, deutscher Spieler in die Profimannschaft - trotz der Trennung von Jiri Ehrenberger fortgesetzt werden soll. Gleichzeitig bremste Gröbner aber auch die Erwartungen, dass mit einem neuen Sportdirektor alle Probleme beseitigt wären: "Eine Neubesetzung wird nicht sofort in die Erfolgsspur zurückführen."

 

 

Gibt es schon Kandidaten für den frei gewordenen Sportdirektor-Posten?

Kurz und knapp fiel dazu am Freitag die Antwort aus: "Nein", so Geschäftsführer Claus Gröbner. Auf sein Anforderungsprofil passt Larry Mitchell (siehe Interview), der vor dem Abschied bei den Straubing Tigers steht, allerdings nahezu perfekt. Bereits vor zehn Jahren verhandelten die Panther mit dem Deutsch-Kanadier, brachen die Verhandlungen mit dem damaligen Zweitliga-Trainer aber wegen dessen Unerfahrenheit ab. Davon kann nach Stationen in Augsburg und Straubing keine Rede mehr sein, der ehemalige Spielervermittler verfügt zudem über beste Kontakte nach Nordamerika. Auch Meisterpanther Tyler Bouck genießt - nicht nur beim ERC - ein hohes Ansehen. Der Kanadier, der nach Beendigung seiner Karriere als Makler arbeitet, kommentiert eine Rückkehr zwar selbst als "Gerüchte", dürfte sich nach Einschätzung von ehemaligen Weggefährten aber durchaus gesprächsbereit zeigen. Im Gegensatz zu Mitchell fehlt dem 37-Jährigen aber die Erfahrung.

 

Welche Spieler müssen den Verein verlassen?

Marco Eisenhut - der Fan-Liebling wechselt nach Informationen unserer Zeitung zu DEL 2-Klub Dresden - Daniel Larsson (beide Tor), Brian Salcido (Abwehr), Marc Schmidpeter, Thomas Pielmeier, Petr Pohl, Jean-Francois Jacques, Björn Svensson und Brett Bulmer (alle Angriff) laufen künftig nicht mehr für den ERC auf und werden am Sonntag bei der Saisonabschlussfeier (12 Uhr, Saturn-Arena) offiziell verabschiedet. Zudem kehrt Co-Trainer Petr Bares in den Nachwuchsbereich zurück, DNL-Coach und Torwarttrainer Peppi Heiß verlässt - wie von unserer Zeitung am Montag exklusiv vermeldet - den Klub.

 

Hinter welchen ERC-Profis steht noch ein Fragezeichen?

Offiziell ist laut Vereinsangaben noch keine Entscheidung über eine Weiterbeschäftigung der Stürmer Danny Irmen, Martin Buchwieser und Darryl Boyce gefallen. Doch nach Informationen unserer Zeitung ist der Abschied Buchwiesers bereits besiegelt. Auch hinter der Zukunft von Verteidiger Patrick Köppchen steht nach wie vor ein dickes Fragezeichen. Geschäftsführer Claus Gröbner sagte nur: "Patrick ist ein Vorzeigeprofi. Er hat eine deutlich bessere Saison als letztes Jahr gespielt." Die Frage wird sein, ob sich der 929-fache DEL-Profi in der kommenden Saison mit einer Rolle als womöglich siebter Verteidiger anfreunden kann.

 

Wie fällt die Analyse von Trainer Tommy Samuelsson mit etwas Abstand zum frühen Saison-Aus aus?

"Ich bin ein Mensch, der in solchen Momenten sehr selbstkritisch ist", meinte Samuelsson und ergänzte: "Ich habe es nicht geschafft, dass wir die richtige Balance zwischen Angriff und Verteidigung gefunden haben." Der Schwede hat sich durchaus für Ehrenberger stark gemacht, wie zu vernehmen war, und dankte dem 61-Jährigen für die gute Zusammenarbeit.