Ingolstadt
"Meine Stärke ist mein Ehrgeiz"

ERC-Neuzugang Alexander Barta über die Gründe für seinen Wechsel, Bruder Björn und die Toten Hosen

19.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:17 Uhr

Neu bei den Panthern: Mittelstürmer Alexander Barta - Foto: Groothuis/Witters

Ingolstadt (DK) Im Trikot der Nationalmannschaft haben sie schon zusammen gespielt – für einen Verein allerdings noch nie. Bis jetzt: In der kommenden Saison geht für die Brüder Björn (34) und Alexander Barta (32) ein Traum in Erfüllung: Beide stürmen für den ERC Ingolstadt. Während Björn das schon seit drei Jahren tut, wechselt Alexander aus München an die Donau. Bei den Panthern erhält er die Rückennummer 92, weil seine Lieblingsnummer 29 in Erinnerung an den langjährigen ERC-Goalie Jimmy Waite in Ingolstadt nicht mehr vergeben wird. Gestern absolvierte Barta den ersten Fitnesscheck im Reha-Zentrum Passauer Wolf. Danach haben wir ihn zum Interview getroffen.

 

Herr Barta, hat Ihnen Ihr Bruder Björn schon verraten, wo Sie in Ingolstadt Ihren Schuhtick befriedigen können?

Alexander Barta: Ich weiß, dass es ein, zwei Läden gibt, wo man fündig werden kann. Ansonsten gibt es noch eine bayerische Großstadt in der Nähe, wo man ganz gut ein paar Schuhe finden kann. Heutzutage läuft ja vieles auch übers Internet.

 

Was haben Ihnen Ihr Bruder und Ihr Freund Patrick Köppchen über Ingolstadt erzählt?

Barta: Dass es natürlich keine Großstadt wie Berlin, München oder Hamburg ist. Aber dass Ingolstadt auch seine Reize hat, klein, aber fein. Und familiär.

 

Aber Sie sind schon eher der Großstadttyp.

Barta: Ich hab’ das Glück gehabt, dass ich bisher immer in der Großstadt gelandet bin. Das ist jetzt eine Premiere für mich, dass ich in einer kleineren Stadt meinen Beruf ausüben darf.

 

Sie gelten als Mann klarer Worte, waren in Hamburg Kapitän. Wo liegen Ihre Stärken?

Barta: Meine Stärke ist auf jeden Fall mein Ehrgeiz. Der hat mich die letzten Jahre geprägt.

 

2008 haben Sie einen Oberschenkelbruch erlitten und mussten neun Monate pausieren. Außerdem haben Sie zwei Jahre in Schweden gespielt – eher ungewöhnlich für einen deutschen Eishockeyspieler. Was hat Sie mehr geprägt?

Barta: Beides. Ich habe in Schweden auch eine schwere Schulterverletzung mit einem Loch in der Lunge erlitten.

 

Weswegen Sie unter anderem die WM verpassten.

Barta: Genau. Es ist faszinierend: Das Gehirn vergisst ja ganz gerne, wie groß die Schmerzen waren und wie man gelitten hat. Unmittelbar nach dem Oberschenkelbruch oder der Schulterverletzung hätte ich gesagt: „Am liebsten will ich sterben.“ Jetzt, wo es ein paar Jahre her ist, geht man wieder ohne Angst in die Zweikämpfe. Aus beiden Verletzungen habe ich viel gelernt, speziell aus dem Oberschenkelbruch, der mein Karriereende hätte sein können. Da ist mir erst bewusst geworden, dass Eishockey nicht alles ist.

 

In Hamburg haben Sie auf der Fahrt zu den Heimspielen „Hier kommt Alex“ von den Toten Hosen im Auto angehört.

Barta: Das mache ich zurzeit nicht. Aber ich habe heute noch Gänsehaut, weil das Lied bei meinem Comeback nach dem Oberschenkelbruch gespielt wurde. Deswegen habe ich zu dem Lied eine besondere Beziehung, es motiviert mich. Vielleicht packe ich es dieses Jahr mal wieder aus (lacht).

 

Trifft die Musik der Toten Hosen generell Ihren Geschmack?

Barta: Die höre ich gerne. Es ist witzig, am letzten Dienstag war ich mit Sven Felski bei einem Konzert in Dresden. Da ,Felle’ den Campino gut kennt, hatten wir Backstage-Karten und die Möglichkeit, die Jungs nachher kennenzulernen. Das hat Riesenspaß gemacht.

 

Warum haben Sie sich nun für den ERC entschieden?

Barta: Weil Ingolstadt sich sehr früh und sehr intensiv um mich bemüht hat. Das ist ein toller Verein. Seit ich in der Liga bin, ist Ingolstadt eine Top-Sechs-Mannschaft. Es ist eine Ehre, wenn solch ein Verein um dich buhlt. Und ich wusste, dass es wohl die letzte Chance ist, mit Björn und Patrick zusammen zu spielen. Ich kann mich an gemeinsame Interviews erinnern, da war ich 18 oder 19. Da haben wir gesagt, dass es unser Traum ist, mal zusammen zu spielen. Das war kein Blabla.

 

War es eigentlich Bedingung für Ihren Wechsel, dass der Vertrag Ihres Bruders verlängert wird?

Barta: Nein, überhaupt nicht. Ich habe im Dezember unterschrieben, bei Björn war es um einiges später. Wenn der Verein nicht von Björn überzeugt gewesen wäre, hätte er leichtes Spiel gehabt, ihm keinen Vertrag zu geben. Von daher ist das Schwachsinn.

 

Was ist in der kommenden Saison mit dem ERC möglich?

Barta: Dass die Erwartungen nach den vergangenen beiden Jahren steigen, ist klar. Aber man darf nicht zu euphorisch rangehen. Es gibt sechs bis acht sehr gute Vereine. Es geht sehr schnell, dass man seine Ziele nicht erreicht, ob durch Verletzungen, Pech oder was auch immer. Natürlich ist es das Ziel, den Erfolg zu wiederholen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft und das Potenzial, daran anzuknüpfen.

 

Für die Nationalmannschaft möchten Sie dagegen nicht mehr spielen. Warum?

Barta: Da gibt es mehrere Gründe. Der Entschluss hat sehr lange gedauert, mehr als ein Jahr. Zum einen war ich zehn Jahre lang Nationalspieler und habe alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Ich bin 32 und werde nicht jünger. Seit zehn Jahren habe ich keinen Sommer gehabt. Entweder war WM, oder ich war schwer verletzt. Vielleicht habe ich auch nicht mehr die letzte Motivation gehabt. Ich will immer 100 Prozent geben und Spaß haben. Als ich gemerkt habe, dass das vielleicht nicht mehr so ist, wollte ich lieber aufhören.

 

Man kann raushören, dass Sie mit der Entwicklung des deutschen Eishockeys nicht zufrieden sind.

Barta: Da muss man ehrlich sein. Zu meiner ersten WM 2005 sind wir hingefahren mit dem Ziel, nicht abzusteigen. Jetzt ist das immer noch so, wir sind eher schlechter geworden. Das ist keine schöne Entwicklung.

 

Das Interview führte

Alexander Petri.

 

Dolomiten-Cup vom 14. bis 16. August: Der ERC Ingolstadt nimmt heuer am 10. Dolomiten-Cup in Neumarkt/Südtirol teil. Jetzt steht auch der Spielplan fest: Am Freitag, 14. August, spielen die Panther in der Würth-Arena ihr Halbfinale gegen den tschechischen Spitzenklub Sparta Prag mit Ex-ERC-Profi Robert Sabolic (20 Uhr). Das andere Duell bestreiten Mannheim und der Schweizer Klub Kloten Flyers (Samstag, 15. August, 20 Uhr). Das Finale (20 Uhr) und das Spiel um Platz drei (16 Uhr) steigen am Sonntag, 16. August.