Ingolstadt
Kommunikationsprobleme

Der ERC Ingolstadt und sein Meistertrainer Sundblad geben kein gutes Bild ab – Eine Analyse

08.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:43 Uhr

Ingolstadt (DK) Eigentlich wollten beide Seiten die Zusammenarbeit verlängern – doch die Fortsetzung der Traumehe zwischen Trainer Niklas Sundblad und dem ERC Ingolstadt hat ein unrühmliches Ende gefunden. Der ERC ist zurück in der Realität – als sei der sensationelle Meistercoup nur ein kurzer Traum gewesen.

Mit dem Abbruch der Vertragsverhandlungen knüpft der Verein genau da an, wo er zu Beginn der Play-offs stand. Zur Erinnerung: Die Saison 2013/14 bestand bis zur K.-o.-Runde aus einer der schwächsten Hauptrunden in der DEL-Geschichte des ERC, einem geflüchteten Sportdirektor, einem Fanboykott und einem Vereinsjubiläum, bei dem die Anhänger für Atmosphäre sorgen mussten – um nur die Tiefpunkte zu nennen.

Das Ende der Zusammenarbeit mit dem Meistertrainer passt da ins Bild. Dass beide Seiten pokern, ist legitim und gehört zum Geschäft. Normal ist ebenso, dass Verhandlungen scheitern – doch die Art der Trennung wirft sowohl auf Sundblad als auch auf den Klub ein zwiespältiges Licht. Mag sein, dass der Schwede hoch gepokert und sich zu lange Zeit gelassen hat, mag sein, dass der Verein auf Fristen pochen muss, um seine Glaubwürdigkeit zu wahren und Planungssicherheit zu haben. Doch die Tatsache, dass Sundblad von den abgebrochenen Verhandlungen wohl genauso wie die Fans durch eine Pressemitteilung erfuhr, hat mit weitsichtiger Kommunikation wenig zu tun. Dass der Klub in derselben Veröffentlichung alle Spieler aufführte, die ohnehin einen Vertrag bis mindestens 2015 haben und dies offenbar als Verdienst der aktuellen sportlichen Leitung zu verkaufen versuchte, mutet zumindest seltsam an.

Kommunikationsschwierigkeiten mit der Führung des ERC scheint im Übrigen nicht nur Sundblad zu haben. Auch mehrere Spieler wundern sich über den neuen Sportdirektor Jiri Ehrenberger. Der 59-Jährige soll bisher kaum mit der Mannschaft geredet und bei seinen Personalverhandlungen und -entscheidungen wenig Fingerspitzengefühl gezeigt haben. So soll beispielsweise ein Profi beiläufig auf der Meisterfeier erfahren haben, dass er sich einen neuen Verein suchen kann.

Wer in der kommenden Saison auf der Trainerbank der Panther sitzt, ist ebenso offen wie die Zukunft Sundblads. Der betreut aktuell als Co-Trainer die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Minsk und war gestern telefonisch nicht zu erreichen. Als neuer Arbeitgeber des Schweden wird der finanzkräftige EHC Red Bull München gehandelt – dessen Manager Christian Winkler gehört wie Sundblad zum deutschen Tross in Minsk. „Der EHC ist eine Topadresse“, sagte der 41-jährige Sundblad vor dem Abflug gegenüber der Münchner „tz“. „Man will dort etwas aufbauen. Für einen jungen Trainer wie mich wäre das eine tolle Möglichkeit.“

Die Eishockeysparte des Brausekonzerns Red Bull, zu der auch der Klub in Salzburg gehört, verantwortet der Münchner Ex-Trainer Pierre Pagé. Das Fachmagazin „Eishockeynews“ berichtet, dass der Salzburger Trainer Don Jackson Favorit auf den Münchner Trainerstuhl sei. Andere Stimmen aus dem Red-Bull-Konzern sprechen wiederum davon, dass am angeblichen Interesse an Sundblad wenig dran sei.

Ein kolportiertes Engagement Sundblads bei den Adlern Mannheim scheint unwahrscheinlich: Gegenüber dem „Mannheimer Morgen“ sagte Adler-Manager Teal Fowler: „Wir sind zwar auf der Suche nach einem Trainer. Aber wir sind auf einem komplett anderen Weg und beschreiten diesen weiter. Niklas Sundblad hat mit dem Gewinn der Meisterschaft eine sehr gute Leistung abgeliefert. Wir haben aber nicht mit ihm gesprochen.“ Nicht (ausreichend) gesprochen haben auch Sundblad und der ERC – das Ergebnis ist bekannt.