Ingolstadt
"Jeder hat Blut geleckt"

08.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:07 Uhr

−Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Vier Tage lang durften sich die Cracks des ERC Ingolstadt ein wenig erholen. Heute Abend (19.30 Uhr), beim ersten Halbfinalspiel gegen die Hannover Scorpions, wird es wieder ernst für die Panther. Vor der Partie gegen die Schützlinge von Hans Zach ist das Selbstvertrauen beim ERC gestiegen.

"Wir wollen uns nicht mit dem Halbfinale zufrieden geben", sagt Greg Thomson und lehnt sich in seinem Sessel zurück. Auch nach dem Rauswurf von Bob Manno hat er seinen Platz in der Trainerkabine behalten. Auf seinem Schreibtisch steht ein Laptop. Schlüsselszenen aus den vergangenen Spielen kann er mit ein paar Mausclicks über einen Videobeamer an die Leinwand werfen. Der Arbeitsplatz gegenüber ist verwaist, nur ein paar Zettel liegen dort herum. "Es sind schon zu viele Trainer in den vergangenen Jahren dort gesessen. Da bleibe ich lieber auf meinem Platz", erklärt Thomson und lächelt. Der Aberglaube macht vor keinem Eishockeyprofi halt.

Heute Abend startet seine Mannschaft in das Halbfinale um die Deutsche Eishockeymeisterschaft. Gegner sind die Scorpions aus Hannover. Ausgerechnet Hannover. Seit 25 Jahren hat Thomson mit seiner Familie dort sein Zuhause. Aber ein besonderes Spiel ist es für ihn heute Abend dennoch nicht. "Als ich in Hannover gespielt habe, gab es die Scorpions noch nicht", erklärt er. Erinnerungen verbindet er vielmehr mit den Indians, dem Lokalrivalen. Drei Jahre lang trainierte Thomson den damaligen Oberligisten, ehe er dem Ruf aus Ingolstadt folgte.


Dem Halbfinale blickt er optimistisch entgegen, ganz wie es seine Art ist. "Wir bekommen jetzt gegen Hannover eine zweite Chance, die wollen wir nutzen." Das letzte Spiel der Vorrunde ist ihm noch in guter Erinnerung. Durch die 1:3-Niederlage verpassten die Panther die direkte Qualifikation für die Play-offs. "Als Mannschaft hat uns der Umweg über die Pre-Play-offs nicht geschadet. Die Serie gegen Köln hat uns zusammengeschweißt", blickt Thomson zurück. Zwei Mal gewann der ERC in dieser Saison gegen die Scorpions, zwei Mal verließen die Panther als Verlierer das Eis. Das defensive System von Ex-Bundestrainer Hans Zach ist hinlänglich bekannt. "Wir dürfen nicht einschlafen", sagt Thomson und ergänzt: "Gegen Hannover müssen wir bei unserem Spiel bleiben. Die Scheibe muss schnell nach vorne."

Um 15.30 Uhr wird es heute von Manching aus per Flugzeug nach Hannover gehen. Ein Umstand, über den Thomson sehr froh ist. "Das ist schon ein Vorteil, wenn du vor und nach dem Spiel im eigenen Bett schlafen kannst. Dafür sind wir sehr dankbar." Denn unmittelbar nach der Partie geht es zurück. Schließlich wartet am Sonntag um 14.30 Uhr das erste Heimspiel der Serie auf den ERC. Rund 4000 Karten sind dafür bereits verkauft. Die dritte Partie findet am Dienstag um 19.30 Uhr in Hannover statt, ein mögliches zweites Heimspiel der Panther würde am Freitag um 19.30 Uhr ausgetragen.

Nach dem Ausscheiden der Eisbären sieht Thomson alle vier Teams auf Augenhöhe. "Jeder hat Blut geleckt. Es wird verdammt schwer, auch wenn mit den Eisbären der große Favorit draußen ist."
 
Gute Erinnerungen an die Scorpions haben die Panther nicht. In der Saison 2005/06 trafen beide Teams im Viertelfinale aufeinander. Seinerzeit siegten die Niedersachsen nach sieben Spielen. "Damals waren die Vorzeichen andere. Wir waren der Favorit und sind dann ausgeschieden. Ken Sutton und Craig Ferguson haben danach ihre Karriere beendet. Es war das Ende einer Ära bei uns", erinnert sich Jakub Ficenec. Viel lieber beschäftigt sich der wiedererstarkte Verteidiger mit der Gegenwart.

In einem Spot für den Videowürfel träumt Ficenec nämlich vom Meisterpokal. "Als wir den Film vor den Pre-Play-offs gedreht haben, war das als Spaß gedacht. Nun ist es Realität geworden", erklärt der Panther-Akteur.