Ingolstadt
"In Köln muss ich mich neu beweisen"

Nationalstürmer Patrick Hager wechselt nach drei Jahren beim ERC Ingolstadt zu den Haien

26.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:22 Uhr

Servus nach drei Jahren: Patrick Hager wurde gestern offiziell verabschiedet. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Es war sein letzter Auftritt im Panther-Trikot: Vor rund 3000 Fans auf dem Rathausplatz hat Eishockey-Nationalstürmer Patrick Hager gestern Abschied von Ingolstadt genommen. Nach drei Jahren beim ERC wechselt der 26-jährige Rosenheimer zu den Kölner Haien, wo er einen Dreijahresvertrag unterzeichnet hat. Im Interview spricht Hager über seine Zeit in Ingolstadt, die neue Herausforderung in Köln und die bevorstehende WM in Tschechien (1. bis 17. Mai).

Herr Hager, ohne Pokal hatte die Mannschaft keine rechte Lust auf die große Feier auf dem Rathausplatz. War es trotzdem ein schöner Abschluss?

Patrick Hager: Es ist super, dass wieder so viele Leute da waren. Es ist ein Zeichen, dass das Eishockey in der Stadt wächst. Es ist aber trotzdem ein komisches Gefühl. Im letzten Jahr haben wir das Ding gewonnen, diesmal nicht. Es ist nicht zu vergleichen. Deshalb ist die Stimmungslage auch nicht so euphorisiert wie im letzten Jahr.

 

Trotzdem hat der ERC eine tolle Saison gespielt.

Hager: Wir haben ein ganz konstantes Jahr gehabt und waren immer vorne dabei. Dementsprechend war es nicht so überraschend, dass wir ins Finale kommen. Wer gesehen hat, wie wir bis Weihnachten Eishockey gespielt haben, wusste, dass – wenn wir gesund bleiben und jeder an seine Leistungsgrenze geht – am Ende sogar das ganz große Ding möglich war.

 

Zwei Siege haben nur gefehlt.

Hager: Es ist leider nur der Vizemeistertitel geworden. Trotzdem war es eine erfolgreiche Saison. Für den Verein selber war es toll, dass wir den Erfolg bestätigen und den Hype der Meistersaison aufrechterhalten konnten. Es ist ein Sommer, in dem man sich über Sponsorenanfragen vielleicht nicht so viele Gedanken machen muss.

 

Sie kamen als Talent aus Krefeld, nach drei Jahren gehen Sie als Führungsspieler.

Hager: In Krefeld war ich noch relativ jung und musste meine Erfahrungen machen. In Ingolstadt bin ich in ein Alter reingekommen, in dem man eine Führungsrolle übernehmen sollte. Ich denke, dass ich das in den drei Jahren ganz gut geschafft habe. Jetzt gilt es, das mit nach Köln zu nehmen und eine ähnliche Rolle auszufüllen. Natürlich muss ich mir anschauen, wie dort die Hierarchien sind. Am besten ist es, mit Taten Führungsqualitäten zu zeigen. Mein Stil wird sich nicht ändern. Ich bin kein großer Redner. Wenn ich gefragt werde, gebe ich meinen Senf dazu, aber ich bin kein Lautsprecher. Wenn ich der Meinung bin, dass ich etwas ansprechen muss, dann tue ich das. In Köln muss ich mich neu beweisen.

 

Was nehmen Sie mit aus Ingolstadt?

Hager: Ganz viel. Die Erfahrung, mit Drucksituationen umzugehen. Das ist etwas, das ich in die Kölner Kabine übertragen kann. Genauso wie das Siegergen, das wir in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Du reifst extrem in solchen Situationen, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben.

 

Ingolstadt hat sich unter den besten Klubs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) etabliert, aber Berlin, Köln oder Mannheim sind die Top-Adressen. War der Wechsel ein logischer Schritt?

Hager: Es hat sich so entwickelt. Ich habe nicht von vornherein den Gedanken gehabt, Ingolstadt zu verlassen. Ingolstadt hat die letzte Chance gehabt, um nachzubessern. Am Ende haben wir aber keinen Weg gefunden. Dann haben wir uns als Familie für Köln entschieden. Meine Kinder sind in den kommenden vier Jahren noch nicht in der Schule, von daher war es ein guter Zeitpunkt.

 

In vier Jahren kommen Sie also zurück nach Bayern?

Hager: Man wird sehen. Im Profisport kann man das nie so genau sagen. Ich werde immer positiv auf die Zeit in Ingolstadt zurückblicken.

 

Welche Rolle hat der Kölner Trainer Niklas Sundblad beim Wechsel gespielt, mit dem Sie in Ingolstadt Meister wurden?

Hager: Köln hatte schon unter Uwe Krupp Interesse. Als ich nach Ingolstadt gekommen bin, hatte es sich schon zwischen dem ERC und Köln entschieden. Uwe war immer noch interessiert, dann kam seine Entlassung. Glücklicherweise hat Köln Sundblad geholt, der mich auch haben wollte. Dadurch hat sich das schnell entwickelt. Für mich war es eine gute Sache. Ich freue mich darauf, vor 18 500 Zuschauern zu spielen.

 

Wir beurteilen Sie den Ingolstädter Weg, junge Talente einzubauen?

Hager: Du musst die richtige Mischung finden und die jungen Leute in den richtigen Positionen einbauen. Wenn man das Beispiel Berlin nimmt, haben Andre Rankel oder Florian Busch an der Seite von richtig guten Ausländern gespielt, und das hat auch funktioniert. Der Kern der Mannschaft hat eine gute Qualität, aber nur damit wird es schwer, den Ansprüchen in Ingolstadt gerecht zu werden.

 

Sie gehen nach Köln, Christoph Gawlik nach Düsseldorf. Demnächst stehen Sie sich im Trikot der rheinischen Rivalen gegenüber.

Hager: Das wird mit Sicherheit ’ne lustige Sache, wenn wir die Derbys gegeneinander spielen. Es ist schön, dass wir so nah zusammenbleiben und in der eishockeyfreien Zeit gemeinsam etwas unternehmen und unsere Freundschaft pflegen können.

 

Jetzt steht die WM an. Im vergangenen Jahr haben Sie abgesagt, weil Sie kurz zuvor zum zweiten Mal Vater geworden sind. Sehen wir Sie heuer im Nationaltrikot?

Hager: Ich fahre nach Prag.

 

Wie stehen die Chancen?

Hager: Durch den Modus, dass man in Achtergruppen gegen jeden spielt, ist der Druck nicht mehr ganz so groß wie zuvor. Früher hatte man ein Schlüsselspiel in der Gruppe, das man unbedingt gewinnen musste.

 

Aber auch diesmal wartet gleich zu Beginn mit Frankreich ein solches Spiel.

Hager: Schon, aber wir haben auch Österreich und Lettland in der Gruppe. Das sind Gegner, mit denen wir auf Augenhöhe sind. Du musst in jedem Spiel besser werden, das ist wie in den Play-offs. Ich möchte nicht zur WM fahren und nur das Ziel haben, nicht abzusteigen. Das Potenzial sollte so groß sein, dass wir uns nach oben orientieren können. Es wäre mal wieder Zeit für ein Viertelfinale.

 

Das Interview führte

Alexander Petri.