"Ich würde hier gerne meine Karriere beenden"

23.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Bob Wren mag es gerne gemütlich. Das Training am Vormittag war hart, da kann so ein kleines Nickerchen schon Wunder bewirken. Als der DK-Redakteur zum Besuch aufkreuzt, wirkt der sonst so ruhelose kleine Kanadier noch etwas verschlafen. "Das Training war heute richtig hart. Ich musste mich einfach ein wenig ausruhen", entschuldigt sich der 35-Jährige und rauft sich das Haar.

Im Hintergrund flimmert irgendeine amerikanische Serie über den Fernseher. Wren besitzt Dutzende DVDs mit Spielfilmen und Serien aus seiner Heimat. "Dabei kann ich am besten entspannen", erklärt er und nimmt auf der Couch Platz.
 
Zusammen mit seiner Freundin Julia Klose hat er im Nord-Osten von Ingolstadt sein Zuhause gefunden. Nach Augsburg und Iserlohn ist die Schanz für Wren die dritte Station in Deutschland, Europa-Erfahrung hat der 35-jährige Stürmer zudem in Wien gesammelt. Deshalb kommt sein Bekenntnis nicht überraschend: "Europa ist klasse. Die Fans sind sensationell. Ich habe es nie bereut, Kanada zu verlassen."
 
Beim ERC hat er es dank seiner spektakulären Aktionen auf Anhieb zum Publikumsliebling geschafft. Dabei ist er vor der Saison von einem der Erzfeinde der Panther-Fans, nämlich den Iserlohn Roosters, nach Ingolstadt gekommen. "Die Begeisterung dort war riesig, aber was ich hier bisher erlebt habe, setzt dem Ganzen noch etwas drauf", berichtet der ERC-Angestellte mit der Rückennummer neun. Im Gegensatz zu manch anderem Profi spricht Wren nach sieben Jahren in Europa auch mehr als nur ein paar Brocken deutsch. "Ich spreche ungefähr so gut deutsch wie Thomas Greilinger englisch", sagt er und lächelt wie ein Lausbub.
 
Neben Greilinger und Rick Girard hat Wren seinen Platz im Angriff gefunden – und ist darüber sehr glücklich. "Bisher dachte ich, dass Michael Wolf (sein ehemaliger Kollege aus Iserlohn Anm.. d. Red.) der beste deutsche Spieler ist. Doch jetzt muss ich sagen, dass kein Weg an Greile vorbeiführt."
 
An seinem neuen Arbeitsplatz hat er sich schnell eigewöhnt. Nicht nur, weil seine Freundin ihn aus dem Sauerland nach Bayern begleitet hat. Wren hat in Ingolstadt auch einen guten, alten Bekannten wiedergetroffen: Sportdirektor Jim Boni.
 
Mit dem Italo-Kanadier verbindet ihn nicht nur das berufliche, sondern auch viel privates. "Er ist ein Freund, als Trainer war Jim sensationell. Ich habe viel von ihm gelernt", lobt Wren. In Wien hat das Duo 2005 die Meisterschaft gewonnen. "Wir sind damals ähnlich wie jetzt beim ERC schwach gestartet und haben uns dann immer mehr gesteigert", erinnert sich der Kanadier.
 
Dass es im Moment wieder besser läuft, macht er vor allem am gewachsenen Selbstvertrauen fest. "Siege machen dich mental einfach stärker. Dazu kommt, dass unsere Abwehr zuletzt einen Riesenjob gemacht hat", erklärt Wren. Noch knapp eine Woche, dann kann es Wren wieder ein wenig ruhiger angehen lassen. Während sechs Kollegen beim Deutschland-Cup mit den Nationalteams vertreten sind, wird der kleine Kreativkopf mit seiner Freundin ein paar Tage in einem Wellnesshotel ausspannen. Die Seele baumeln lassen und neue Kraft tanken.
 
Die nächste Herausforderung wartet nämlich schon. Am 7. November wird Wren seinen Schläger mit dem Kochlöffel tauschen. Beim Panther-Dinner ist er für einen Gang verantwortlich. "Kochen ist neben Eishockey meine große Leidenschaft", verrät der Stürmer. Dabei gibt es nichts, was Wren nicht schmeckt. Vor allem Fleisch hat es ihm angetan. Während des Gesprächs muss der Hobby-Koch immer wieder in der Küche nach dem Rechten schauen. In einem Topf gart eine Rinderschulter vor sich hin. "Da darf man den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen. Sonst ist das Fleisch zu weich", lehrt der Eishockeyprofi dem Redakteur.
 
Über seine Zukunft hat sich Bob Wren ("Robert nennt mich nur meine Mutter, wenn sie sauer ist") noch keine große Gedanken gemacht. In Kanada besitzt er ein kleines, schmuckes Haus und eine rote Corvette Baujahr 1976. Doch zunächst will er noch auf dem Eis Gas geben. "Eishockey ist mein Leben, ich werde sicher auch später etwas in die Richtung machen", sagt Wren und verrät einen Wunsch: "Ingolstadt ist toll. Ich würde gerne hier meine Karriere beenden."