Ingolstadt
"Ich kann einer Mannschaft noch helfen"

In Ingolstadt wurde er ausgemustert – heute tritt Michel Periard mit Iserlohn gegen den ERC an

24.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Vier Jahre lang war Michel Periard ein Panther, jetzt verteidigt er für Iserlohn – erstmals „im Norden Deutschlands“, wie der 35-Jährige sagt. Am Freitag treffen der neue und der alte Klub des Franko-Kanadiers aufeinander. - Foto: Bösl

Ingolstadt/Iserlohn (DK) Seit zehn Jahren verdient er sein Geld in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), wurde einmal Meister und stand zwei weitere Male im Finale: Verteidiger Michel Periard. Der 35-jährige Franko-Kanadier aus Montreal absolvierte in dieser Zeit knapp 600 DEL-Spiele für Nürnberg, Frankfurt, Mannheim und den ERC Ingolstadt, in denen er beachtliche 289 Punkte sammelte.

Seit 2011 lief er im Trikot der Panther auf, mit denen er 2014 den Meistertitel gewann. Nach der vergangenen Saison war allerdings Schluss: Aus Altersgründen musterte ihn der ERC aus. Kurz vor Beginn der laufenden Spielzeit fand Periard einen neuen Arbeitgeber: die Iserlohn Roosters, die den Panthern im Viertelfinale der Vorsaison eine denkwürdige Play-off-Serie über sieben Spiele lieferten. Heute trifft er mit seinem neuen Klub auf den ERC Ingolstadt (19.30 Uhr, Eissporthalle am Seilersee).

 

Herr Periard, Sie haben in einem Interview mit der „Eishockey News“ gesagt, dass es immer die Hölle war, in Iserlohn aufzulaufen – weil die Roosters wie ein Tornado über ihren Gegner hinwegfegen. Wie geht es Ihnen in der Hölle?

Michel Periard: (lacht) Sehr gut! Die Fans hier sind einfach der Wahnsinn. Man kann sich auf dem Eis nicht verständigen, so laut ist es. Die Atmosphäre ist beeindruckend.

 

Wie haben Sie die Fans empfangen? Die Viertelfinalserie gegen den ERC im vergangenen Jahr war heiß umkämpft. Und es gab diesen Zwischenfall in Iserlohn, als Zuschauer Bier auf die Ingolstädter Spielerbank gespritzt haben . . .

Periard: Der Empfang war gut. In der vergangenen Saison habe ich ja nur das siebte Viertelfinale in der Saturn-Arena bestritten. Auswärts habe ich nie gespielt. Die Zuschauer werden mich aus dieser Serie also kaum in Erinnerung haben.

 

Sie hatten damals eine Handgelenksverletzung, dann setzte Sie Trainer Larry Huras auf die Tribüne. Sind Sie inzwischen wieder völlig fit?

Periard: Stimmt, ich hatte große Schmerzen im Handgelenk. Ich musste sogar operiert werden, es war eine harte Zeit. Ich konnte nicht schießen und kaum passen. Das war nicht ideal im Powerplay. Jetzt ist aber alles wieder in Ordnung. Ich habe Glück gehabt, nichts ist dauerhaft kaputt.

 

Ist die Viertelfinalserie gegen Ingolstadt noch ein Thema in Iserlohn? Immerhin waren die Roosters so nah am Halbfinale wie noch nie.

Periard: Ja, wir haben ein bisschen darüber gesprochen. Sie sagten, dass dieses Viertelfinale richtig Spaß gemacht hat. Für Iserlohn war es ein großer Erfolg, das vergisst niemand so schnell.

 

In Ingolstadt haben Sie im Sommer keinen neuen Vertrag erhalten. Erst kurz vor Beginn der neuen Saison fanden Sie mit Iserlohn einen neuen Klub. Haben Sie in dieser Zeit an Ihr Karriereende gedacht?

Periard: Nein. Ich habe auf den richtigen Ort und den richtigen Zeitpunkt gewartet. Ich hatte keine Angst, dass es vorbei ist. Ich bin mir sicher, dass ich einer Mannschaft noch helfen kann. Es gab ein paar Angebote, aber ich wollte für meine letzten paar Jahre als Spieler nichts überstürzen und auf das richtige warten.

 

Gab es Angebote von anderen DEL-Klubs?

Periard: Nein, nicht aus der DEL.

 

Sie wollten dort aber gerne bleiben, auch weil Ihre Frau Sabine Deutsche ist?

Periard: Ja. Ich habe zehn Jahre lang in dieser Liga gespielt, ich kenne die meisten Leute und die Klubs. Ich liebe Deutschland und die Art, wie hier Eishockey gespielt wird. Es ist schön, gegen bekannte Gesichter anzutreten.

 

Hegen Sie aufgrund der Umstände Ihres Abschieds aus Ingolstadt – Sie haben erst spät davon erfahren, dass Sie keinen neuen Vertrag erhalten – einen Groll gegenüber dem ERC?

Periard: Nein. Ingolstadt hat mich immer gut behandelt. Den Titel zu gewinnen, war einer der Höhepunkte meiner Laufbahn. Dafür bin ich dankbar. Der ERC geht den Weg, den er für den besten hält. Es war allerdings hart, aus dem DONAUKURIER zu erfahren, dass ich nicht nach Ingolstadt zurückkehren werde. Am Anfang war es schwer zu akzeptieren, auf diese Weise nach vier Jahren den Ort zu verlassen, wo man Meister geworden ist. Aber das ist abgehakt. Jetzt freue ich mich auf den Rest meiner Karriere.

 

Laufen für Freitag irgendwelche Wetten mit Ihren Ex-Kollegen?

Periard: (lacht) Nein, ich habe mit niemandem gesprochen. Am Freitag wird es das erste Mal sein, dass ich die Jungs wiedersehe. Das wird spannend.

 

Das Gespräch führte

Alexander Petri.