Ingolstadt
"Ich glaube an das Team"

09.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Wieder einmal Chef an der Bande: Greg Thomson, Trainer des ERC Ingolstadt. - Foto: Jonat

Ingolstadt (DK) Allmählich werden die vorzeitigen Trainerwechsel beim ERC Ingolstadt zum jährlichen Ritual. Und ein Mann zur Konstanten: Co-Trainer Greg Thomson. Wie im Vorjahr soll der 46-jährige Assistent nun als Chef die Saison zu Ende bringen.

Mit dem gebürtigen Kanadier, der nach der Entlassung von Bob Manno gestern erstmals alleinverantwortlich das Training leitete, sprach unser Redakteur Gottfried Sterner.

Herr Thomson, Sie werden nun schon zum zweiten Mal hintereinander während der Saison zum Chefcoach. Ist das Ihre Lieblingsrolle, Feuerwehrmann zu spielen?

Greg Thomson: Nein, das sicher nicht. Eine solche Situation ist nicht angenehm. Man hat zuvor schließlich intensiv mit einem Kollegen zusammengearbeitet, und dann verliert dieser seinen Job.

Worin unterscheidet sich die Aufgabe von der im Vorjahr?

Thomson: Vor einem Jahr waren wir am Boden. Da ging es nur darum, wieder aufzustehen. Dieses Mal war schon Erfolg da, der jetzt aber verloren ging. Ich glaube an das Team und sehe gute Chancen, dass wir in den Play-offs etwas erreichen.

Sie sind also vom Erreichen der Play-offs überzeugt?

Thomson: Absolut. Unser Ziel ist es, uns für die Play-offs eine so gute Ausgangsposition wie möglich zu schaffen.

Wo werden Sie als erstes ansetzen?

Thomson: Ich muss die Mannschaft wieder als Team zusammenbringen. Wir haben sehr talentierte Spieler, da ist es oft ein schleichender Prozess, dass irgendwann jeder Tore schießen und sein Ego in den Vordergrund stellen will. Das lässt sich nicht von einem Tag auf den anderen korrigieren.

Wer wird Sie an der Bande unterstützen?

Thomson: Für die restliche Saison ist die Belastung nicht so groß, das kann ich alleine machen.

Werden Sie auch taktische Umstellungen vornehmen?

Thomson: Ich habe schon meine Ansätze und konkrete Vorstellungen, aber das werde ich erst mit der Mannschaft besprechen. Mir ist wichtig, dass wir wieder Struktur hineinbekommen.

Wie sieht Ihr Plan für die nächsten Tage aus?

Thomson: Wir müssen uns jetzt ganz auf das Spiel am Freitag gegen Köln konzentrieren. Ohne unsere vier Nationalspieler wird es nicht leicht, drei Reihen zusammenzustellen. Ich bin froh, dass Glen Goodall nach seiner leichten Gehirnerschütterung wieder trainiert. In der Abwehr überlege ich noch, ob ich Angel Nikolov als sechsten Verteidiger bringe oder eventuell Martin Hinterstocker aus dem Angriff zurückziehe.

Danach folgt während der Olympischen Spiele eine zweiwöchige Punktspielpause. Wie werden Sie die Zeit nutzen?

Thomson: Die Spieler müssen sich nach den vielen Spielen ersten einmal regenerieren. Ich gebe ihnen bis Mittwoch frei, danach bereiten wir uns auf das Freundschaftsturnier in der Schweiz vor. Ich freue mich darauf, weil das die Routine unterbricht, gut für das Teambuilding ist und wir auch starke Gegner haben. Ich hoffe, wir profitieren ähnlich wie im vergangenen Jahr vom Spengler Cup in Davos. Danach ist noch genügend Zeit, damit wir uns gut auf die restlichen neun Punktspiele vorbereiten.

Im vergangenen Jahr hieß es, Sie könnten sich als Chefcoach für die neue Saison empfehlen. Wie lautet dieses Mal die Vereinbarung?

Thomson: Über die Zukunft haben wir nicht gesprochen. Ich sehe meine Aufgabe wieder als Chance und freue mich erst einmal auf die Play-offs. Das ist immer ein Bonbon für einen Eishockey-Profi. Das war für mich schon als Spieler so und daran ändert sich auch nichts, wenn man Trainer ist.