Ingolstadt
Höchste Zeit für ein Hoch

ERC startet heute nach vielen Rückschlägen in die Pre-Play-offs gegen Berlin

09.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:58 Uhr

Der beste Neuling in der Deutschen Eishockey-Liga: Ingolstadts Torwart Timo Pielmeier. Der 24-Jährige wurde von den Trainern und Managern der DEL zum »Rookie des Jahres« gewählt. Pielmeiers Konzentration gilt aber bereits dem heutigen Pre-Play-off-Spiel in Berlin - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Theoretisch ist es ganz einfach: Man gewinnt in den Pre-Play-offs zwei Spiele, und schon kann man eine ziemlich verkorkste Saison noch ins Positive wenden. Genau vor dieser Situation steht der ERC Ingolstadt heute Abend (19.30 Uhr, O2-World) im ersten Duell mit den Eisbären Berlin.

Schaut man nur auf die Abschlusstabelle der Punktrunde, ist es ein Treffen auf Augenhöhe. Die neuntplatzierten Panther lagen nur fünf Punkte hinter den Berlinern, die sich dank eines Endspurts noch an den Ingolstädtern vorbeischoben und sich auf Rang acht das Heimrecht für die Pre-Play-offs sicherten. Deshalb muss das ERC-Team zuerst in der 14 000 Zuschauer fassenden O2-World antreten, ehe am Mittwoch (19.30 Uhr) das Rückspiel in der Saturn-Arena ansteht.

Ansonsten jedoch trennen beide Klubs Welten. Berlin ist siebenfacher Meister und amtierender Titelverteidiger. Demzufolge verfügt die Mannschaft auch über die meiste Play-off-Erfahrung, fünf aktuelle Spieler einschließlich des noch verletzten Jens Baxmann haben alle Meisterschaften miterlebt. Und als ob dies nicht schon genug wäre, sind die Eisbären rechtzeitig zu den Play-offs in Topform – neun der letzten zehn Spiele haben sie gewonnen.

„Ich glaube, wir brauchen nicht lange herumzureden. Wir haben das schwerste Los erwischt“, meint ERC-Torjäger Thomas Greilinger. „Aber jetzt beginnt die Saison aufs Neue. Je nachdem, wie die Play-offs laufen, bleibt die Saison als gute oder schlechte in den Köpfen drin.“

Derzeit Argumente zu finden, warum diese Spielzeit eine gute war, fällt ohnehin schwer. Schritt für Schritt ging es bei den Panthern nach unten. Zunächst fielen sie im November aus den Top sechs heraus und kamen nach einem kurzen Zwischenhoch mit dem 3:2-Sieg gegen die Hamburg Freezers auch nicht mehr zurück. Und am vorletzten Spieltag rutschten die Ingolstädter sogar auf Rang neun ab und büßten das Heimrecht für die Pre-Play-offs ein. Zudem erzielten die Mannen von Trainer Niklas Sundblad nur 138 Tore – der viertschwächste Wert aller DEL-Teams und eine der schlechtesten Torausbeuten des ERC in seiner DEL-Geschichte. Dabei hatte Sundblad noch vor der Saison angekündigt: „Wir werden viele Tore erzielen.“

Dazu kamen die Personalprobleme in der Geschäftsstelle, der unrühmliche vorzeitige Abschied von Sportdirektor Jim Boni, das verpatzte Vereinsjubiläum, der Fan-Boykott. „Es war viel Unruhe im Verein. Jetzt kommt es darauf an, eine neue Linie zu finden, wie es die nächsten Jahre weitergeht“, sagt Greilinger, dessen Vertrag noch ein Jahr läuft.

Ob sich die Spieler in dieser Situation voll auf die Play-offs konzentrieren, scheint fraglich. Zumindest gingen sie gestern Mittag um 12.15 Uhr frisch gestärkt auf die Busreise in die Hauptstadt. Erstmals gab es nach dem Abschlusstraining ein Buffet im angrenzenden Enso-Hotel mit Sushi und anderen Spezialitäten. An der Verpflegung sollte es also nicht liegen.

Auch Sundblad macht gute Miene vor seinen möglichen Endspielen beim ERC. „Die Mannschaft ist fokussiert. Klar ist Berlin Favorit, aber wir haben unsere Chancen. Wir haben eine viel bessere Stimmung im Team als im Januar“, sagt der Schwede, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. Sundblad hat das Freitagsspiel gegen Berlin analysiert und seinem Team 25 Minuten lang Videosequenzen gezeigt. „Es geht darum, unser Unterzahlspiel zu verbessern und Fehler zu vermeiden. Ich glaube aber, Berlin ist jetzt mal fällig. Ich habe mit Köln zweimal gegen Berlin in den Play-offs verloren, der ERC dreimal. Es wird Zeit, dass sich das ändert.“ Auch personell reagiert der Trainer. „Wir brauchen mehr physische Stärke im Team. Deshalb spielt Tyler Bouck anstelle von Jared Ross“, sagt Sundblad.

Wie man in Berlin besteht, weiß zumindest noch Verteidiger Benedikt Schopper. „Ich habe sowohl mit Krefeld als auch Wolfsburg in Berlin gewonnen. Die kann man schon schlagen“, sagt der Verteidiger. Auch Tim Conboy – ihn zieht es wohl wie Travis Turnbull und Jakub Ficenec nach Düsseldorf – will sich erfolgreich aus Ingolstadt verabschieden. „Wir müssen das Spiel physisch halten und so agieren wie im ersten Drittel am Freitag“, meint Conboy.

Vielleicht bekommt ja auch Torwart Timo Pielmeier durch seine Auszeichnung zum „Rookie des Jahres“, also dem besten Neuling in der Deutschen Eishockey-Liga, noch eine Portion Extraenergie. Mit vier Shut-outs (Spiele ohne Gegentor) und konstant guten Leistungen hat sich der 24-Jährige die Auszeichnung verdient. „Er hat eine tolle Entwicklung gemacht“, sagt auch sein Trainer.

Ob Pielmeier mit einigen Glanzparaden seinem Team noch einmal zu einem Höhenflug verhelfen kann, wird sich heute Abend zeigen. „Wir hatten in dieser Saison viele Höhen und Tiefen. So gesehen, wird es nach drei Niederlagen Zeit, dass mal wieder ein Hoch kommt“, meint Greilinger. Es ist sogar höchste Zeit.