Fünf-Punkte-Wochenende

6:5 gegen Schwenningen

04.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr
Benedikt Schopper (Nr.11, ERC Ingolstadt) und Stefano Giliati (Nr.9, Schwenninger Wild Wings) stoßen zusammen. −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Der ERC Ingolstadt hat das erste Sechs-Punkte-Wochenende der Saison erneut verpasst – dank des kuriosen und am Ende glücklichen 6:5 (3:1, 1:4, 1:0, 1:0) nach Verlängerung gegen Schlusslicht Schwenningen holten die Panther aber immerhin noch fünf Zähler. Seine Weihnachtsfeier an diesem Montag begeht der ERC als Tabellenachter.

„Wenn man nicht schon graue Haare hat, kriegt man welche bei so einem Spiel“, lautete Tommy Samuelssons erste Analyse. Der Trainer des ERC Ingolstadt hatte wie die 3895 Zuschauer in der Saturn-Arena eine verrückte und von vielen Fehlern geprägte Partie gesehen, die seine Mannschaft trotz vier Gegentreffern im Mittelabschnitt etwas glücklich noch für sich entschied. „Das war phasenweise ein Spiel, das man als Coach nicht haben will. Teilweise hatten wir überhaupt keine Kontrolle. Das geht nicht“, monierte der Schwede die zahlreichen Aussetzer und Konzentrationsmängel seiner Mannschaft. Die musste ohne Darryl Boyce auskommen, der sich beim 5:2 am Freitag in Nürnberg eine Ein-Spiel-Sperre eingehandelt hatte.

Um ein Haar wären die Panther im Duell mit dem abgeschlagenen Tabellenschlusslicht sogar komplett leer ausgegangen: Erst 20 Sekunden vor der Schlusssirene erzielte Laliberte mit einem Abstauber den umjubelten 5:5-Ausgleich, ehe Greilinger den Panthern in der Verlängerung mit einem Schuss ins kurze Eck den Zusatzpunkt sicherte – zum ersten Mal seit dem 31. März 2015. „Wir müssen sehr glücklich sein, überhaupt zu gewinnen. Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder weinen soll“, meinte der Siegtorschütze.

Greilingers Gefühlschaos war nur allzu verständlich: Zweimal hatten die Panther schon wie die sicheren Sieger ausgesehen. Zum ersten Mal nach nicht einmal 90 Sekunden, als Greilinger mit seinem ersten Treffer und Petr Pohl den ERC innerhalb desselben Wechsels ungestört mit 2:0 in Führung schossen (2.). „Das war vielleicht sogar ein bisschen schlecht für uns, weil wir dachten, dass es jetzt von alleine geht“, sagte Greilinger.

Den schnellen Anschlusstreffer durch Kalle Kaijomaa in Überzahl beantwortete der ERC mit Petr Taticeks 3:1 aus der Distanz (14.). Spätestens nach Brandon Bucks feinem 4:1 zu Beginn des zweiten Spielabschnitts (22.) schien die Partie zum zweiten Mal entschieden – doch das klare Ergebnis täuschte ein wenig über den Spielverlauf hinweg. „Wir haben schon im ersten Drittel angefangen, zu viele Chancen abzugeben“, hatte Samuelsson beobachtet.

Da hatten die Gäste diese noch nicht nutzen können – im zweiten Drittel taten sie das dafür umso effektiver. Innerhalb von 84 Sekunden machten die Schwenninger aus dem 1:4 ein 4:4. Andreé Hult im Powerplay (25.), Simon Danner nach einem Scheibenverlust Lalibertes (25.) und Jerome Samson per Direktabnahme nach einem Bully (26.) ließen ihre rund 600 im Sonderzug mitgereisten Fans jubeln. „Da waren wir völlig von der Rolle“, sagte Greilinger. „Wir sind Menschen, aber das müssen wir besser kontrollieren“, kritisierte Samuelsson. Und es kam aus Ingolstädter Sicht noch schlimmer: Im dritten Unterzahlspiel des Tages kassierten die Panther den dritten Gegentreffer. Hult bestrafte den ERC mit dem 4:5 (37.), nachdem zuvor Buck und Laliberte bei einem Konter zwei Riesenchancen nicht nutzen konnten.

Im Schlussabschnitt drückte der ERC mit Macht auf den Ausgleich – doch mehr als ein kleiner Punktsieg im Boxkampf zwischen Benedikt Schopper und Samson sprang zunächst nicht heraus. „Ich mag so was ja nicht so, aber wenn es nötig ist . . .“, kommentierte Schopper. Seine Teamkollegen weckte der Verteidiger damit noch mal auf, doch trotz Überzahl und bester Chancen schien der ERC leer auszugehen. Bis 20 Sekunden vor Schluss, als Laliberte die Verlängerung erzwang. Und Greilinger zum Sieg traf.

ERC: Ti. Pielmeier - Kohl, McNeill; Friesen, Salcido; Köppchen, Schopper; Wagner - Irmen, Buck, Laliberte; Pohl, Taticek, Greilinger; Oppenheimer, Buchwieser; Elsner, Th. Pielmeier, Jacques.

Tore: 1:0 Greilinger (2.), 2:0 Pohl (2.), 2:1 Kaijomaa (3.), 3:1 Taticek (14.), 4:1 Buck (22.), 4:2 Hult (25.), 4:3 Danner (25.), 4:4 Samson (26.), 4:5 Hult (37.), 5:5 Laliberte (60.), 6:5 Greilinger (63.).

Strafminuten: 10 + 10 Schopper/10 + 10 Samson.

Schiedsrichter: Hoppe/Köttstorfer.

Zuschauer: 3895.
 

Stimmen zum Spiel  

Thomas Greilinger, Stürmer ERC
Wir sind sehr stark aus der Kabine gekommen und haben schnell 2:0 geführt. Vielleicht war das ein bisschen schlecht für uns. Dass wir dann gemeint haben, es geht von alleine. Da hat man schon gemerkt, dass Schwenningen besser ins Spiel gekommen ist. Im zweiten Drittel sind wir wieder gut aus der Kabine gekommen und haben dann 4:1 geführt. Dann haben wir den Faden verloren, aber zum Glück das Spiel noch gewonnen.

Tommy Samuelsson, Trainer ERC
Wir sind sehr gut gestartet. Wir haben schnell 2:0 geführt. Danach hat es angefangen, dass wir Chancen abgegeben haben. Wir waren sehr aggressiv und haben viel Druck gemacht. Aber wir wollten zu optimal spielen. Das wollten wir während des Spiels auch ändern, aber es ist nicht gelungen.
 
Im zweiten Drittel war es ein Spiel, dass man als Headcoach überhaupt nicht haben will. Man führt 4:1 und in ein paar Minuten steht es 4:4. So schnell kann sich das ändern. Es ist halt so, dass man bei so einer Führung schon an das Spielende denkt. Dann verliert man ein wenig den Fokus. Auch wenn das pro Spieler nur zwei oder drei Prozent sind, kann man sich ausrechnen, wie viel Fokus man dann verliert. Daran müssen wir arbeiten. Das ist hoffentlich nicht das letzte Mal, dass wie hoch in Führung waren. Großes Kompliment an meine Mannschaft. Trotzdem wir im zweiten Drittel untergangen sind, hat sie sehr hart gekämpft und alles probiert.
 
Schlussendlich hat es dann auch geklappt, dass wir Pielmeier aus dem Tor genommen haben und dann selbst ein Tor geschossen haben. In der Verlängerung kann es dann in beide Richtungen gehen. Schwenningen hat zweieinhalb Minuten die Scheibe kontrolliert. Wir haben dann einen Konter bekommen und den Siegtreffer erzielt.
 
Pat Cortina, Trainer Schwenningen
Es war ein verrücktes Eishockeyspiel. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir sind nach einem 1:4 wieder zurückgekommen. Beim ersten Drittel könnte man denken, dass wir nicht bereit waren. Aber Ingolstadt war sehr stark. Ich glaube, das erste Tor war ein Abseitstor. Das kann passieren, das ist keine Entschuldigung. Aber es ist schwierig, wenn man so früh ein Tor kassiert. Das ist ein großer Schlag gegen das Selbstvertrauen. Aber wir haben gekämpft und haben das Spiel gedreht. Wir hatten die Chance, gegen ein gutes Team Punkte mitzunehmen. Im Endeffekt wollten wir dann aber zu viel. Wir haben einen Punkt und einiges gelernt. Ich muss meine Spieler für den Kampfgeist loben.