Ingolstadt
Flaute zur Unzeit

ERC-Trainer Shedden nimmt Stürmer vor zweitem Duell in Mannheim in die Pflicht

15.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Druck ist größer geworden: Durch das 1:3 zum Auftakt des Play-off-Viertelfinales in der Deutschen Eishockey-Liga liegt der ERC Ingolstadt in der "Best-of-Seven"-Serie gegen die Adler Mannheim mit 0:1 zurück.

Vor dem zweiten Duell heute Abend (19.30 Uhr, SAP-Arena, Sport 1) nimmt Trainer Doug Shedden seine Offensivabteilung in die Pflicht - vor allem die seit Wochen schwächelnde erste Sturmreihe.

Der Humor ist den Panthern trotz des missglückten Auftakts nicht abhandengekommen. Als Mike Collins seinem Sturmpartner John Laliberte gestern von der Frage des Reporters nach der Flaute in der ersten Angriffsreihe berichtete, entgegnete der mit breitem Grinsen: "Sag' ihm einfach, es wäre Brett Olsons Schuld!"

Trotz der lockeren Sprüche und des zur Schau gestellten Selbstbewusstseins ist zu spüren, dass die aktuell magere Ausbeute an dem Trio nagt. "Mike ist ziemlich frustriert", verrät Trainer Doug Shedden. Darauf angesprochen, reagiert Collins fast ein wenig patzig: "Wenn es einfach wäre, könnte ja jeder fünf Tore pro Spiel machen. Wenn man gegen die Top-Reihe des Gegners spielt, kann man eben nicht immer drei Treffer erzielen."

Der 28-jährige US-Amerikaner, der in der Hauptrunde insgesamt 17-mal getroffen hatte und lange Topscorer der Panther war, brachte in den vergangenen neun Partien nur noch einen einzigen Treffer zustande. Laliberte schaffte im selben Zeitraum zwei, Olson erzielte seine drei Tore im Powerplay - zu wenig für eine erste Sturmreihe. "Sie spielen ordentlich in der Rückwärtsbewegung, aber wir sind auch auf ihre Tore angewiesen", kritisiert Shedden. "Ihr letztes richtig starkes Spiel war das in Augsburg." Zum 5:1-Sieg im Panther-Derby vor exakt sechs Wochen steuerten Collins und Laliberte einen, Olson sogar zwei Treffer bei.

Aktuell verkörpert die nominelle Top-Reihe unfreiwillig das Hauptproblem der Panther: Ihre defensive Stabilität - nach der Olympiapause musste der ERC im Schnitt weniger als zwei Gegentreffer pro Spiel hinnehmen - geht zulasten der offensiven Durchschlagskraft. "Wir hatten im ersten Spiel viele Puckgewinne in der neutralen Zone, die zu Chancen führten. Wir müssen daraus einfach mehr Tore machen", fordert Shedden. "Auch wenn wir mit Timo einen fantastischen Torhüter haben: Er kann uns nicht immer retten."

Der Trainer präsentiert auch gleich einen Lösungsansatz: "Es geht nur mit mehr Drecksarbeit. Wir brauchen mehr Verkehr vorm gegnerischen Tor, mehr abgefälschte Schüsse und Rebounds", fordert der 56-Jährige, der sich nach dem ersten Duell gegen die Adler einzig mit der Vorstellung der "Rentner-Reihe" um Torschütze Thomas Greilinger (36), Petr Taticek (34) und Greg Mauldin (35) zufrieden zeigte. Und noch etwas stört Shedden: "Die Adler haben ihre Checks zu Ende gefahren. Das haben sie konsequenter gemacht als wir."

Collins kündigt derweil an, in Mannheim "noch härter und leidenschaftlicher" zu arbeiten. "Es wäre schön, in der Serie mit 1:0 zu führen, aber wir liegen jetzt hinten. Vielleicht macht uns das noch ein bisschen heißer und fokussierter, weil wir wissen, dass wir in Mannheim gewinnen müssen." Wenn das gelingt, gehen die lockeren Sprüche sicher noch leichter über die Lippen.
 

SULLIVAN FÄLLT AUS

Der ERC Ingolstadt muss heute im zweiten und am Sonntag (18.30 Uhr, Saturn-Arena) im dritten Spiel des Play-off-Viertelfinales gegen die Adler Mannheim auf Sean Sullivan verzichten. Wie Trainer Doug Shedden vor der Abfahrt in die Kurpfalz gestern Mittag bestätigte, fällt der Verteidiger mit einer Oberkörperverletzung "am Wochenende" aus. Schon direkt nach der 1:3-Niederlage zum Auftakt der "Best-of-Seven"-Serie am Mittwoch, bei der Sullivan vorzeitig das Eis verlassen musste, hatte Shedden einen möglichen Ausfall als schmerzhaft bezeichnet. "Er ist in Sachen Passspiel unser bester Verteidiger. Das können wir uns nicht leisten", meinte der 56-jährige Kanadier.

Die Adler haben keine Ausfälle zu beklagen, sondern sogar noch Profis in Reserve: Am Mittwoch saßen Aaron Johnson, Ryan MacMurchy und die (Ex-)Nationalspieler Denis Reul und Christoph Ullmann als überzählige Spieler auf der Tribüne. "Keiner wird große Umstellungen vornehmen", ist Mannheims Nationalstürmer Marcel Goc vor dem zweiten Aufeinandertreffen überzeugt. | alp