Ingolstadt
Es geht um viel Geld

ERC Ingolstadt fordert für Stürmer Brandon Buck sechsstellige Ablösesumme vom russischen Klub Kasan

15.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:40 Uhr

Macht Brandon Buck den Abflug nach Russland? Der KHL-Klub AK Bars Kasan möchte den Mittelstürmer des ERC Ingolstadt gerne verpflichten. Entschieden ist nach Informationen unserer Zeitung allerdings noch nichts. ‹ŒArch - foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Es sind turbulente Tage beim ERC Ingolstadt: Nach Trainer Kurt Kleinendorst, der zurück in die nordamerikanische Liga AHL gewechselt ist, droht den Panthern nun auch der Verlust ihres besten Stürmers. Der russische KHL-Klub AK Bars Kasan will Brandon Buck verpflichten. Ohne eine stattliche Ablöse wird der ERC den Kanadier allerdings nicht ziehen lassen.

 

Erst im vergangenen Sommer hatte Buck, der 2014 aus der zweiten Schweizer Liga nach Ingolstadt gewechselt war, seinen Vertrag beim ERC vorzeitig bis 2020 verlängert. "Ich liebe es hier", sagte der 27-Jährige damals. "Ich hatte hier so viel Spaß am Eishockey wie lange Zeit nicht mehr. Ich weiß, wie selten ein ausländischer Profi ein solches Vertragsangebot bekommt. Das konnte ich nicht ablehnen", erklärte der Mittelstürmer, der mit Ehefrau Ashley und Tochter Elodie (zweieinhalb Jahre) im Donaumoos wohnt. Die Vertragsverlängerung über gleich fünf Jahre ohne Ausstiegsklausel war ein Coup von Sportdirektor Jiri Ehrenberger - schließlich halten alle Experten den Ingolstädter Topscorer (110 Spiele, 127 Punkte) für einen der besten Spieler der gesamten Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Ein knappes Jahr später könnte die Liebesbeziehung zwischen Buck und den Panthern allerdings enden. Mit AK Bars Kasan, das vom ehemaligen russischen Nationalcoach Zinetula Bilyaletdinov trainiert wird, buhlt ein Spitzenklub aus der zweitbesten Eishockey-Liga der Welt um den schnellen Stürmer. Obwohl der Kanadier nachweislich an Ingolstadt hängt, obwohl mit Verteidiger Patrick McNeill ein guter Freund ebenfalls langfristig an den ERC gebunden ist - das Angebot des russischen Meisters von 2009 und 2010 scheint Buck ins Grübeln gebracht zu haben. Von ihm selbst war gestern kein Statement zu bekommen - doch allein die Tatsache, dass der ERC beziehungsweise Bucks Berater mit Kasan verhandeln, deutet auf einen Wechselwunsch des Stürmers hin. Nach wie vor ist allerdings auch ein Verbleib Bucks in Ingolstadt möglich. Nach Informationen unserer Zeitung ist noch keine Entscheidung gefallen.

Ehrenberger lässt zum Stand der Verhandlungen wenig durchblicken. "Brandon hat einen gültigen Vertrag bei uns, mehr ist dazu nicht zu sagen", lautete auch gestern die Aussage des 61-Jährigen. Klar ist allerdings: Stimmt die Ablöse, dürfte der DEL-Klub den Kanadier ziehen lassen. Aus ERC-Sicht scheint auch ein im Eishockey eher unübliches Leihgeschäft denkbar zu sein. Die Russen sollen diesem dem Vernehmen nach jedoch skeptisch gegenüberstehen.

Gut möglich, dass den Panthern ein Deal wie jener im Fall Travis Scott vorschwebt. Zur Erinnerung: Im Dezember 2007 lockte der russische Klub Metallurg Magnitogorsk den kanadischen Torhüter der Kölner Haie trotz laufenden Vertrags mit einem Millionenangebot. Die Haie mussten ihren starken Goalie letztlich ziehen lassen, ließen sich für den Verlust allerdings fürstlich entschädigen. Laut "Tagesspiegel" betrug die Ablösesumme satte 800 000 Euro, andere Quellen schrieben gar von einer Million - für DEL-Verhältnisse enorme Summen.

Aus ERC-Kreisen ist zu hören, dass der Klub auch im Fall Buck eine sechsstellige Ablösesumme als "Schmerzensgeld" erwartet, immerhin steht der Stürmer noch vier Jahre in Ingolstadt unter Vertrag. Mit dem Geld aus Russland ließen sich die dann benötigten zwei Mittelstürmer finanzieren.

In der Trainerfrage ist Ehrenberger ein Stück weitergekommen, auch wenn er den Kreis der Kandidaten noch nicht auf zwei oder drei eingegrenzt hat. "Ich will die Bewerbungen in Ruhe durchgehen und mit den Kandidaten reden", erklärt der Sportdirektor.

Neues gibt es dagegen von einem ehemaligen Ingolstädter: Meisterpanther Eddy Rinke-Leitans, der seine Karriere zwischenzeitlich beendet zu haben schien, wagt bei den Löwen Frankfurt in der DEL2 einen neuen Anlauf. Der 24-Jährige, der sich beim ERC wegen Disziplinlosigkeiten den Ruf als "Enfant terrible" einhandelte und im Dezember 2014 rausflog, erhält einen Jahresvertrag mit einer einseitigen Option zur vorzeitigen Beendigung seitens der Löwen Frankfurt.