Düsseldorf
Er hält und hält und hält

ERC-Torhüter Timo Pielmeier jagt mit vier Shut-outs den Saisonrekord von Klublegende Jimmy Waite

16.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Torwart Timo Pielmeier −Foto: Oliver Strisch

Düsseldorf/Ingolstadt (DK) Mit seinem vierten Spiel ohne Gegentor hat Timo Pielmeier beim Auswärtssieg in Düsseldorf erneut seine aktuelle Ausnahmestellung in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) unterstrichen. Neben der geschlossenen Mannschaftsleistung profitiert der Schlussmann vor allem von der Zusammenarbeit mit Torwarttrainer Fabian Dahlem.

Irgendwo auf der Autobahn rund um Köln klappte Dahlem seinen Laptop auf. Wie nach Auswärtsspielen üblich, analysierte der Ingolstädter Torwarttrainer auch auf der Rückfahrt aus Düsseldorf noch einmal die Partie. Eine Videosequenz vom 2:0 bei den Rheinländern dürfte sich der 51-Jährige dabei im Mannschaftsbus mehrmals angeschaut haben: Pielmeiers Glanztat nach einem Alleingang von Manuel Strodel (53.), die Chefcoach Tommy Samuelsson später als "spielentscheidende Situation" bezeichnete.

"Ich wollte ihm etwas Geschwindigkeit nehmen, indem ich weit aus dem Tor gekommen bin, und er hat mir dann eben an meinen Schoner geschossen", beschreibt Pielmeier die Rettungstat bescheiden. Doch seine Mitspieler um die Torschützen Brandon Buck (54.), der nach einem sensationellen Solo über die gesamte Eisfläche erfolgreich war, und Greg Mauldin (59.) mit einem Schuss ins leere Tor wussten nach der Schlusssirene ganz genau, bei wem sie sich bedanken mussten, und begruben "Pille" in der Jubeltraube unter sich.

Pielmeier führt aktuell alle Torhüter-Statistiken in der DEL an (siehe grauer Kasten) - und jagt damit den Ligarekord von Klublegende Jimmy Waite mit zehn Shut-outs aus der Saison 2003/04. Einzig Boris Rousson gelang für die Hamburg Freezers 2003/04 mit vier Shut-outs nach 13 Spielen ein ähnliches Kunststück. "Das habe ich auch noch nicht erlebt", staunt Cheftrainer Tommy Samuelsson. Weil auch Torwartkollege Jochen Reimer bereits einmal ohne Gegentreffer blieb, legte das Ingolstädter Duo den besten Saisonstart in der DEL-Geschichte hin. Den bisherigen Teamrekord halten die Adler Mannheim aus der Saison 2013/14 mit zwölf Zu-Null-Spielen.

Eine ganz entscheidende Rolle für Pielmeiers beeindruckende Frühform spielt zweifellos Dahlem, der während seiner aktiven Karriere unter anderem 35 Zweitliga-Partien für die Panther bestritt. Die etwas überraschende Verpflichtung des 51-Jährigen nach seinen Engagements als Cheftrainer oder Manager in Heilbronn, Ljubljana und Crimmitschau erweist sich als wahrer Glücksgriff. Bis zu dreimal pro Woche steht der Torwarttrainer mit dem Gespann auf dem Eis, wertet Videos aus oder arbeitet im mentalen Bereich.

"Wir versuchen, das Torwartspiel so simpel wie möglich zu halten. Denn es ist ja kein Geheimnis, dass die ruhigen Torhüter meist zu den besten gehören", erklärt der Gaimersheimer, der während der Partien mit Hilfe von kleinen Gesten oder einem bloßen Blickkontakt mit den Torhütern kommuniziert.

Wie Samuelsson ("Wir brauchen sechs starke Spieler auf dem Eis") und Pielmeier ("Es werden viele Schüsse geblockt") stellt jedoch auch Dahlem die kompakte Abwehrarbeit in den Mittelpunkt. "Ich bin natürlich stolz auf meine Jungs. Man darf aber nicht vergessen, dass die Mannschaft das bislang insgesamt hervorragend macht", hebt er die mit 26 Gegentoren beste Defensive der Liga hervor.

Doch obwohl das Selbstvertrauen bei Pielmeier & Co. nach dem ersten Sechs-Punkte-Wochenende der Saison - am Freitag gelang gegen die Grizzlys Wolfsburg (3:0) der erste Heimsieg gegen die Niedersachsen seit fast sechs Jahren - immer mehr wächst, bremst der Ingolstädter Torhüter die Euphorie. "Man muss fokussiert und ruhig bleiben. Das habe ich mir vor der Saison vor allem vorgenommen. Die Leistungskurven dürfen nicht extrem sein", erzählt der Nationalspieler, der in dieser Form ein sicherer Kandidat für die Olympischen Spiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) ist. Denn: "So schnell, wie man oben ist, kann es auch wieder nach unten gehen." Der Deggendorfer spielt damit wohl auch auf die Vorsaison an, in der er von den Fans noch als Mitverantwortlicher für die sportliche Misere ausgemacht wurde.

Aktuell steht Pielmeier in der Gunst der Anhänger wie auch seiner Mitspieler allerdings ganz weit vorne. Die dürfen sich nämlich nach dem erneuten Shut-out wieder über eine Brotzeit in der Kabine freuen. "Dieses Mal gibt's vielleicht auch noch Brezen dazu", scherzt Pielmeier, nachdem er anlässlich seines Shut-outs gegen Iserlohn bereits ein Weißwurstfrühstück kredenzte. Dahlem wird seinen Laptop dafür gerne beiseitelegen.