Ingolstadt
Eine Nummer zu groß

ERC Ingolstadt bekommt beim 1:4 in der Champions League gegen Zürich seine Grenzen aufgezeigt

21.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Ein Bild mit Symbolkraft: Wie in dieser Szene Panther-Verteidiger Patrick McNeill gegen Fabrice Herzog war der ERC Ingolstadt den ZSC Lions aus Zürich am Samstag deutlich unterlegen. Die K.-o.-Runde der Champions Hockey League rückt in weite Ferne. - Foto: Traub

Ingolstadt (DK) Auch daheim war nichts zu holen: Nach dem knappen 0:2 am vergangenen Dienstag bei den ZSC Lions Zürich hat der ERC Ingolstadt in der Champions Hockey League (CHL) auch das Rückspiel verloren. Beim 1:4 (0:0, 1:3, 0:1) am Samstag bekamen die Panther ihre Grenzen aufgezeigt.

John Laliberte war aufgrund der deutlichen Niederlage ohnehin schon wütend. Weil der Stürmer des ERC Ingolstadt wegen eines TV-Interviews nach Spielende ein paar Minuten auf dem Eis warten musste, verschlechterte sich seine Laune zusätzlich. Beim Gang in die Kabine brach es dann aus ihm heraus: Mit voller Wucht donnerte der US-Amerikaner seinen Schläger gegen die Tür und ließ das Spielgerät anschließend einfach auf dem Boden liegen.

Der Frust war deutlich spürbar bei den Panthern, die nach dem zweiten Vergleich mit den starken Schweizern einen Klassenunterschied anerkennen mussten. Hatte die Partie am Samstagabend zu Beginn noch an das knappe 0:2 aus dem Hinspiel erinnert, dominierten die Zürcher die zweite Spielhälfte vor 2355 Zuschauern in der Saturn-Arena - darunter rund 400 Schweizer - beinahe nach Belieben. Panther-Stürmer Thomas Oppenheimer hatte trotzdem viel Positives gesehen: "Wir sind eine gute deutsche Mannschaft, und wir haben gegen eine gute Schweizer Mannschaft mitgehalten und in beiden Spielen teilweise besser gespielt. Ich glaube, da kann man zufrieden sein."

Der nicht unverdiente Ingolstädter Führungstreffer war Petr Taticek (26.) gelungen, auf Vorlage des erneut guten Torhüters Timo Pielmeier und Petr Pohl in Überzahl - allerdings begünstigt durch einen völlig missratenen Wechsel der Schweizer. Schon nach acht Minuten hatte Laliberte den Puck mit einem Rückhand-Heber ins Netz bugsiert, doch das Schiedsrichtergespann um Bastian Haupt und Miroslav Stolc hatte nach Videobeweis auf Torraumabseits entschieden.

Danach drehten die Gäste zunächst auf - und dann das Spiel: Erst verwertete Roman Wick ein Zuspiel des überragenden Robert Nilsson im Powerplay zum 1:1-Ausgleich (31.), dann fälschte Chris Baltisberger einen Schuss von Roger Karrer zum 2:1 für die Lions ab (33.). Kurz vor Ende des zweiten Drittels nutzte Severin Blindenbacher eine doppelte Überzahl sogar zum 3:1 (39.). "Bis zu unserer Führung war es okay, aber dann haben wir ein paar Strafen und der Gegner das Momentum bekommen. Das 1:1 kam ein wenig zu früh", analysierte ERC-Trainer Tommy Samuelsson. "Man sieht, dass auf dieser Ebene jede Kleinigkeit ein Tor sein kann."

Im Schlussabschnitt bemühten sich die Panther um Schadensbegrenzung, doch auch der letzte Treffer gelang den Gästen, die insgesamt 20 Schüsse mehr abgaben als die Panther: Patrick Geering hatte ganz viel Zeit und Raum und verwandelte ein Zuspiel Nilssons zum 4:1-Endstand für die Lions (56.). "Die letzten zehn Minuten haben wir das Spiel bestimmt, sind aber in Konter reingelaufen. Wenn du gegen eine solch gute Mannschaft spielst, darfst du dir nicht viele Fehler erlauben und musst deine Chancen nutzen", sagte Oppenheimer ein wenig trotzig. "Ich finde trotzdem, dass wir schon gutes Eishockey spielen, mit hohem Tempo. Man darf nicht vergessen, dass wir erst drei Wochen auf dem Eis sind."

Auch Samuelsson hatte "zwei schöne Spiele", "hohes Niveau", "genug Chancen" und ordentliche Ansätze im Powerplay gesehen - doch für den Schweden war etwas anderes entscheidend: "Der Unterschied über beide Spiele war die Puckkontrolle", dozierte der 56-Jährige. Bei Scheibenbesitz müsse sein Team vor allem in der Offensive bessere und schnellere Lösungen finden, um den Gegner stärker unter Druck zu setzen und die eigene Defensive zu entlasten. "Da werden wir dran arbeiten. Dann werden wir in Zukunft besser sein." Mit dem Spiel ohne Scheibe zeigte sich Samuelsson dagegen zufrieden: "Dabei geht es um Einsatz und Disziplin, da hat mich die Mannschaft sehr überzeugt."

Nach zwei seiner vier CHL-Partien ist der ERC punktloses Schlusslicht der Vorrundengruppe D. Die Qualifikation für die K.-o.-Runde ist in den beiden Duellen gegen Lukko Rauma (Heimspiel am 6. September, 19.30 Uhr) rechnerisch allerdings noch möglich. "Ich habe immer gesagt, dass wir zwei Spiele gewinnen müssen", sagt Samuelsson. Zunächst treten die bislang noch spielfreien Finnen zweimal gegen Zürich an, dann folgen die Duelle mit dem ERC. Samuelsson hofft auf Zürcher Schützenhilfe: "Wenn sie ihre Aufgabe gegen Rauma erledigen, haben wir es immer noch in der eigenen Hand", meint der Schwede.

 

Ingolstadt: Ti. Pielmeier - Salcido, Köppchen; McNeill, Schopper; Wagner, Friesen; Schütz - Buchwieser, Boyce, Irmen; Oppenheimer, Buck, Laliberte; Pohl, Taticek, Greilinger; Kiefersauer, Th. Pielmeier, Buco.

Zürich: Flüeler - Blindenbacher, Guerra; Geering, Karrer; Seger, Marti; Hachler - Nilsson, Shannon, Wick; Cunti, Kenins, Thoresen; Sjögren, Schäppi, Pestoni; Trachsler, Herzog, Bärtschi. - Tore: 1:0 Taticek (26.), 1:1 Wick (31.), 1:2 Baltisberger (33.), 1:3 Blindenbacher (39.), 1:3 Geering (56.). - Strafminuten: 12 + 10 Irmen/8 + 10 Baltisberger. - Zuschauer: 2355.