Ingolstadt
Ein "Joker" für "Pille"

ERC Ingolstadt verpflichtet Ex-Nürnberger Jochen Reimer als zweiten Torhüter neben Timo Pielmeier

31.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:01 Uhr

Aus Konkurrenten werden Teamkollegen: ERC-Torhüter Timo Pielmeier und der Ex-Nürnberger Jochen Reimer teilen sich künftig die Aufgabe im Tor der Panther. Gemeinsam verfügt das Duo über die Erfahrung aus 549 DEL-Einsätzen. - Fotos: Strisch, Bösl

Ingolstadt (DK) Es ist die bislang spektakulärste Neuverpflichtung des Sommers für den ERC Ingolstadt: Von den Nürnberg Ice Tigers wechselt Torhüter Jochen Reimer innerhalb der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu den Panthern. Der 31-jährige Allgäuer duelliert sich mit Timo Pielmeier um den Platz im Tor.

Reimer kann 316 DEL-Spiele mit einer Fangquote von 91,8 Prozent vorweisen, war zweimal Goalie des Jahres und stand 2011 im deutschen WM-Aufgebot. Pielmeier, der Meistertorhüter von 2014, gehörte dem Nationalkader bei den WM-Turnieren 2015 und 2016 an. Damit verfügen die Panther über das wohl namhafteste Torwart-Gespann ihrer Klubgeschichte. Genau das war laut Sportdirektor Larry Mitchell das Ziel: "Wir waren auf der Suche nach einem Torwart für ein starkes Gespann, und Jochen Reimer hat sich ebenfalls umgeschaut. Das Timing war ideal", erzählt der 49-Jährige, der den einwandfreien Charakter des Bruders von Nürnbergs Nationalstürmer Patrick Reimer betont. "Wir haben mit ihm und Timo Pielmeier nun ein hervorragendes Torwart-Duo."

"Joker" Reimer, der auch mit schwedischen Klubs in Verbindung gebracht worden war, freut sich auf seinen neuen Klub, bei dem er die Rückennummer 32 erhält. "Ich habe gesehen, dass sich derzeit beim ERC viel in eine gute Richtung entwickelt", sagt der Mindelheimer, dessen Ehefrau Brooke sich beim ERC-Stammverein als Nachwuchstrainerin engagieren wird.

Pielmeier, der in seinen vier Spielzeiten im Panther-Trikot nie weniger als 46 Saisonpartien bestritten hat, dürfte künftig deutlich mehr Pausen erhalten. "Für die Mannschaft ist es positiv, dass wir auf der Torhüterposition sehr gut besetzt sind. Bei den Top-Mannschaften der vergangenen Jahre funktioniert dieses Modell sehr gut", lässt sich der 27-Jährige zitieren. Reimer, der in Nürnberg mit Andreas Jenike konkurrierte, bestätigt das: "Es hilft einem selbst, wenn man jeden Tag gepusht wird." Als größte Schwäche Reimers gilt dessen Verletzungsanfälligkeit. Über die Dauer seines Vertrages machte der ERC keine Angaben.

Offen ist weiterhin die Zukunft von Verteidiger Patrick Köppchen. Der 36-Jährige, dem die Panther trotz Vertrags bis 2018 einen Wechsel nahegelegt haben, darf nach Informationen unserer Zeitung nicht mehr mit der Mannschaft trainieren. Auf Nachfrage wollte sich der Klub nicht zu der Personalie äußern.
 

"Das Ergebnis ist überhaupt nicht schön"


Herr Gröbner, die erste Phase des Dauerkartenverkaufs für die Saison 2017/18 des ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist vorbei. Wie zufrieden sind Sie mit?

Claus Gröbner: Wir sind nach zwei sportlich schwächeren Saisons davon ausgegangen, dass wir einen Rückgang erleben. Dieser ist deutlich geringer ausgefallen, als wir befürchtet haben. Deswegen sind wir aktuell sehr zufrieden. Wir haben eines der besten Ergebnisse der letzten zehn Jahre. Trotzdem werden wir die Unentschlossenen, die sich noch nicht entschieden haben, mit gezielten Maßnahmen versuchen zu überzeugen.

 

Weniger glücklich dürften Sie mit der Fanumfrage der "Eishockey News" sein, bei der der ERC insgesamt auf dem letzten Platz aller 14 DEL-Klubs landete.

Gröbner: Ganz klar: Das Ergebnis ist überhaupt nicht schön. Ich denke, man muss die Umfrage aber ein bisschen mit Vorsicht betrachten. Zum einen der späte Zeitpunkt der Befragung (Mitte Februar bis Anfang März, d. Red.), da hängt ganz viel von der sportlichen Situation ab. Zum Zweiten haben nicht allzu viele Leute daran teilgenommen (2800 bei allen Klubs, d. Red.).

 

Die Umfrage der "Eishockey News" umfasst unter anderem die Punkte Verkehr oder Arena, die der ERC kaum beeinflussen kann. Doch auch bei den Punkten Vereinskonzept und Vorstand/Management schneidet Ihr Klub am schlechtesten ab.

Gröbner: Als Lösungsansätze werden "Professionalisierung im Management und Marketing" genannt. Ich glaube es ist unstrittig, dass wir da in den vergangenen Jahren extreme Fortschritte gemacht haben. Bei der Website oder im Bereich Social Media sind wir sicher einer der besten Klubs der Liga. Deswegen beißt sich das ein wenig mit dem Ergebnis. Für uns ist unsere eigene Fanumfrage, die wir jedes Jahr machen, wichtiger. Wir können da auf Sachen, die vielleicht nicht wie gewünscht ausfallen, direkter reagieren.

 

Also müsste man den "Ehrenberger-Faktor" rausrechnen, um ein unverfälschteres Ergebnis zu bekommen?

Gröbner: Ich will das gar nicht nur auf Jiri projizieren (den umstrittenen Ex-Sportdirektor, d. Red.), da ist die Mannschaft genauso in der Pflicht. Wir brauchen wieder ein Team auf dem Eis, das alles gibt, eine homogene Truppe ist, sich aufopfert. Dann wird sich auch die Gesamtzufriedenheit wieder erhöhen. Unterm Strich hängt alles am Sport. Wenn ich mir die Anzahl der Dauerkarten anschaue, sehe ich, dass sich die Fanbasis deutlich verbreitert hat.

 

Wie sehr trägt ein renommierter Neuzugang wie Jochen Reimer dazu bei, die Stimmung zu heben?

Gröbner: Jochen ist ein wahnsinnig guter Torwart, und in Kombination mit Timo Pielmeier haben wir, glaube ich, das beste Torhüter-Duo der Liga. Darüber hinaus ist Jochen authentisch, bayerisch und bodenständig. Ich kenne ihn bereits aus München. Er ist ein absoluter Sympathieträger und eine Identifikationsfigur.

 

Das Gespräch führte

Alexander Petri.