Ingolstadt
"ERC wird oben mitspielen"

Neuzugang Jochen Reimer spricht über seine Wechselgründe zu den Panthern

12.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Mit der Nummer 32 wird Jochen Reimer auch beim ERC Ingolstadt auflaufen. Die neue Torwartmaske wird noch angefertigt. - Foto: Imago

Ingolstadt (DK) Er ist die bislang spektakulärste Neuverpflichtung des ERC Ingolstadt: Jochen Reimer. Rund zwei Wochen nach seiner Vertragsunterschrift beim Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sprachen wir mit dem 31 Jahre alten Torhüter über die Sommerpause, die Konkurrenzsituation mit seinem neuen Kollegen Timo Pielmeier und seine Abneigung gegenüber den sozialen Netzwerken.

Herr Reimer, wo erreichen wir Sie gerade - im Freibad oder am Baggersee?

Jochen Reimer: (lacht) Nein, ich bin gerade bei meinen Eltern in Mindelheim - und da ist gerade leider nicht so gutes Wetter.

 

Trainer Tommy Samuelsson bittet in knapp sieben Wochen zum ersten offiziellen Eistraining. Was steht für Sie bis dahin an?

Reimer: Ich bin gerade dabei, eine Green Card (Einwanderungsvisum für die USA, d. Red.) zu erhalten, damit ich meine Frau (Brooke, d. Red.) etwas unkomplizierter besuchen kann. Bevor es beim ERC losgeht, werde ich sie auch noch besuchen. Zudem mache ich natürlich täglich meine Trainingsübungen. Und eine Wohnung hab' ich mir in Ingolstadt auch schon angeschaut.

 

Bei Ihrer Verpflichtung sagten Sie, dass sich beim ERC aktuell "viel in eine gute Richtung entwickelt". Was meinten Sie damit genau?

Reimer: Ich hab' für mich in der DEL keine große Zukunft mehr gesehen und war deshalb schon damit beschäftigt, mir im Ausland was zu suchen. Ich hab' mich dann aber in Ingolstadt lange mit Larry Mitchell (ERC-Sportdirektor, d. Red.) und den Verantwortlichen des Klubs unterhalten. Das waren tolle Gespräche. Larry ist ein Eishockey-Kenner, das beweist er seit Jahren. Mit den bisherigen Verpflichtungen und dem eingeschlagenen Weg wird Ingolstadt über kurz oder lang wieder ganz oben mitspielen können.

 

Mit Ihnen und Timo Pielmeier besitzt der ERC eines der stärksten Torwart-Duos der Liga. Wie soll die Zusammenarbeit ausschauen?

Reimer: Es geht darum, dass wir beide die Scheibe halten (lacht). Wir sind zwei Torleute, die beide viel spielen wollen - da brauchen wir uns nichts vormachen. Ich hab' mich aber auch schon mit Timo darüber unterhalten. Das wird alles sehr professionell ablaufen.

 

Eine solche Konstellation birgt aber auch Sprengstoff. In den wichtigen Spielen will schließlich jeder gerne dabei sein . . .

Reimer: Ich glaube, da wird von außen zu viel hineininterpretiert. Wir schauen beide, dass wir unsere Top-Leistung bringen. Alles andere ist sekundär. Es geht darum, dass wir mit der Mannschaft Spiele gewinnen. Wenn uns das gelingt, fragt am Ende keiner mehr, wer im Tor gestanden ist.

 

Sie werden auch mit den Nachwuchstorhütern des ERC aufs Eis gehen. Das ist nicht gerade selbstverständlich. Wie kommt es dazu?

Reimer: Ich werde - sobald ich die Green Card hab' - in den USA anfangen, eine Torwartschule für nach der Karriere aufzubauen. Da greift mir der ERC toll unter die Arme und gibt mir die Möglichkeit, dass ich mit den jungen Torhütern arbeiten kann. Da werden wir alle davon profitieren.

 

Ebenfalls ungewöhnlich für einen Sportler der heutigen Zeit ist es, dass er sich komplett aus den sozialen Netzwerken heraushält, wie Sie es machen. Warum?

Reimer: (lacht) Wenn ich Ihnen meine ehrliche Meinung sage, dann können Sie das nicht abdrucken.

 

Wollen Sie es trotzdem versuchen?

Reimer: In den sozialen Netzwerken wird alles so dargestellt, als ob eitel Sonnenschein herrscht. Aber das ist doch nicht das wahre Leben! Die sozialen Netzwerke bringen keine Verbesserung, deswegen halte ich mich da raus. Ich kann den jungen Leuten auch nur davon abraten oder mit auf den Weg geben, dass man vorsichtig damit sein muss.

 

Das Gespräch führte

Julian Schultz.