Ingolstadt
Die Sternstunde des Schneemanns

Vor zehn Jahren sicherte Ersatztorhüter Jochen Vollmer dem ERC Ingolstadt den Deutschen Eishockeypokal

20.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Sieg - foto: Der ERC Ingolstadt posiert mit dem Pokal vor den 4691 Zuschauern in der ausverkauften Saturn-Arena. Archivfotos: Herbert

Ingolstadt (DK) Es war der erste offizielle Titel für die Panther: Am 22. Februar 2005 holte der ERC Ingolstadt in der Saturn-Arena mit einem 4:3-Sieg nach Penaltyschießen gegen Düsseldorf den Deutschen Eishockeypokal. Jochen Vollmer und Niki Mondt, zwei Helden von damals, erinnern sich.

Marco Sturm, Andy McDonald, Jamie Langenbrunner, Aaron Ward: An Stars mangelte es nicht im Panther-Kader der Spielzeit 2004/05 – auch wegen der ausgefallenen Saison in der nordamerikanischen Profiliga NHL. Zum Pokal-Helden wurde jedoch einer, den vorher niemand auf der Rechnung hatte: der mit einer Förderlizenz für München spielende Jochen „Joey“ Vollmer, eigentlich dritter Torhüter hinter Jimmy Waite und Steffen Karg. Im Finale kam Vollmer nur zum Einsatz, weil seine Kollegen verletzt waren – zuvor war er nur einmal in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für die Panther aufgelaufen. „Es war eine Ehre, mit den NHL-Stars zu spielen, da war ich eh schon total begeistert. Und dann noch im Finale gegen Düsseldorf, meinen Kindheitsverein. Ein Riesenspaß war das“, erzählt der heute 34-jährige Rheinländer. Ein Foto aus dem Finale hängt noch heute in Vollmers Haus, das Endspiel hat er in voller Länge auf DVD.

Dabei wäre für den ERC beinahe schon in der ersten Runde beim damaligen Zweitligisten Bad Tölz Schluss gewesen, nur knapp gewannen die Panther mit 4:3 im Penaltyschießen. „Da waren wir sehr verkrampft und haben glücklich gewonnen. Das war wie beim Pokal im Fußball: Wir konnten nichts gewinnen, aber uns blamieren“, erinnert sich Stürmer Niki Mondt.

In der zweiten Runde schaltete Ingolstadt die Eisbären Berlin mit 6:5 nach Verlängerung aus, ehe im Viertelfinale die Landshut Cannibals beim 9:0 chancenlos waren. Nach dem 4:3 beim Erzrivalen Augsburg war der Finaleinzug geschafft. Der Gegner hieß Düsseldorf, das Spiel fand in der Saturn-Arena statt. Für den gebürtigen Düsseldorfer Mondt war – wie für Vollmer – allein diese Konstellation „etwas Besonderes“. Und dann erzielte der heute 36-jährige Mondt schon nach 63 Sekunden das 1:0 für die Panther: „Es war schön, dass ich dazu beitragen konnte, dass wir auf die Siegerstraße kommen.“

Danach schlug Vollmers Stunde. „Ich erinnere mich sehr gut. Wir haben kurz vor Schluss leider das 3:3 bekommen, dann gab es zehn Minuten Verlängerung und dann Penaltyschießen“, erzählt der Goalie, der heute beim Zweitligisten Riessersee das Tor hütet. Vor dem Shoot-out griff der damals 24-Jährige in die Trickkiste: „Ich habe das abgekratze Eis vor mein Tor geschippt. Eine Zeitung hat mich danach ,Schneemann’ genannt“, erzählt Vollmer und muss lachen.

DEG-Stürmer Daniel Kreutzer, mit Vollmer befreundet und wie Mondt noch heute für Düsseldorf aktiv, fuhr vor das Ingolstädter Tor und schob den Schnee beiseite. „Als er weg war, hab ich natürlich alles wieder hingeschaufelt“, sagt Vollmer. Mit Erfolg: Kreutzer und alle anderen Düsseldorfer vergaben, der ERC war dank der Treffer von Doug Ast und Sturm Pokalsieger 2005.

Die anschließende Siegesfeier beschreibt Vollmer so: „Es ging gut rund. Im Eishockey habe ich selten so gefeiert.“ Feucht-fröhlich und gelöst sei die Stimmung gewesen, bestätigt Mondt. An einzelne Namen und die Lokalität wollen sich beide nicht mehr erinnern, nur so viel: „Es wurde auf den Tischen getanzt.“ Von der Siegprämie habe er allerdings nie etwas gesehen, berichtet Vollmer lachend, die hätten wohl die Arrivierten unter sich aufgeteilt.

Der damalige Kapitän Glen Goodall blickte im Gespräch mit unserer Zeitung schon in die Zukunft: „Dieser Sieg ist der nächste Schritt, den Verein zu etablieren, damit wir den Respekt bekommen, der Mannheim oder Berlin schon entgegengebracht wird.“ Mit der angepeilten Meisterschaft wurde es in derselben Saison zwar nichts, trotzdem „war der Pokalsieg ein Riesenerfolg für den Verein“, sagt Mondt. Und neun Jahre danach war es endgültig so weit: Die Panther gewannen 2014 in Köln ihren ersten Meistertitel. Die Saturn-Arena sollte im Übrigen auch für Vollmer ein gutes Pflaster bleiben: Bei der Inline-Hockey-WM 2012 holte er mit Deutschland die Silbermedaille.