Ingolstadt
Die Brust wird breiter

ERC tankt mit Sieg in Mannheim viel Selbstvertrauen und macht als Team einen großen Schritt

17.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Jean-Francois Boucher beim Torjubel: Mit zwei Treffern war der Deutsch-Kanadier beim 4:2-Sieg in Mannheim der Matchwinner. Mit einem tollen Solo aus dem eigenen Drittel erzielte der 28-Jährige 69 Sekunden vor der Schlusssirene den Endstand. - Foto: Ruffler/P-I-X.org

Ingolstadt (DK) Der Jubel war groß, aber keineswegs euphorisch. Und dennoch – der 4:2-Auswärtssieg des ERC Ingolstadt beim souveränen Spitzenreiter Adler Mannheim hat den Panthern gezeigt, dass sie auch die derzeitige Übermannschaft der Liga bezwingen können.

Kaum ein Team der Deutschen Eishockey-Liga hat aus Sicht der Panther das Prädikat „Angstgegner“ mehr verdient als die Mannheimer. 32 der 52 Begegnungen haben die Panther gegen die Adler verloren. Insofern war der zehnte Auswärtssieg in der SAP-Arena schon ein Highlight – auch für einen Deutschen Meister. „Wir wachsen als Mannschaft immer besser zusammen. Keiner ist jetzt mehr neu, wir unternehmen auch etwas außerhalb der Eisfläche“, sagte Torwart Timo Pielmeier, der mit Abstand wichtigste ERC-Spieler.

43 Schüsse bekam er auf sein Tor – nur zwei waren drin. Mit 546 Paraden musste er bisher viel häufiger eingreifen als seine Kollegen bei den Spitzenteams. Nur die Torhüter Mathias Lange (Iserlohn, 571), Tomas Duba (Krefeld, 570) und Dimitri Pätzold (Schwenningen, 594) mussten bisher mehr Schüsse parieren als Pielmeier, der explizit das Betreuerteam der Panther lobte. „Sie arbeiten einfach professionell und haben einen großen Anteil an meiner Leistung. Ich kann mich voll auf das Eishockey konzentrieren. Das war früher nicht so einfach“, meinte „Pille“.

Jean-Francois Boucher, der zwei Treffer beisteuerte und als Schütze des 4:2-Endstands zum Matchwinner wurde, sah ebenfalls die Gesamtentwicklung des Teams. „Es gibt so viele positive Dinge nach diesem Wochenende. Zum zweiten Mal in Folge sechs Punkte, ein gutes Unterzahlspiel, zwei junge Verteidiger, die einen Top-Job gemacht haben. Es gibt so viel, das wir aus dieser Partie schöpfen können“, sagte der 28-jährige Deutsch-Kanadier. „Wir haben als Team Charakter gezeigt und bewiesen, dass wir auch beim besten Team der Liga gewinnen können.“ Und persönlich sammelte er weitere Argumente für eine Vertragsverlängerung.

Vier Siege am Stück gab es für die Panther in dieser Saison noch nicht. Trotzdem sind die Ingolstädter jetzt nicht euphorisch. „Das war sicher nicht unsere beste Saisonleistung, aber der Kampfgeist war sehr gut“, meinte Trainer Larry Huras und stellte einigen Spielern zusätzlich zum obligatorischen freinen Montag auch noch einen trainingsfreien Dienstag in Aussicht. „Wir haben einige Grippekranke im Team. Außerdem fehlen fünf weitere wichtige Spieler langfristig. Da war die Belastung gerade gegen Mannheim in der Defensive schon hoch“, meinte Huras und erklärte auch, warum er die beiden Nachwuchskräfte Fabio Wagner und Stephan Kronthaler als Abwehrduo aufbot. „Die Chemie zwischen den beiden passt. Sie spielen gut zusammen, und weil wir so oft in Unterzahl ranmussten, bekamen sie auch viel Eiszeit“, sagte Huras. Ein langer Wechsel kurz nach Beginn des zweiten Drittels verdeutlichte den großen Willen der beiden Verteidiger, die mit ihren Kräften schon am Ende waren und dennoch hartnäckig ihre Gegenspieler störten. „Langfristig wird sich das auszahlen. Wenn wir in die Play-offs kommen und die jungen Spieler vielleicht von einer Sekunde auf die andere viel Verantwortung übernehmen müssen, werden sie von diesen Erfahrungen profitieren“, meinte Huras.

Noch sind die Play-offs weit weg, aber die Panther auf dem richtigen Weg dahin. Und wenn die Gefahr besteht, dass Übermut einzieht, haben sie ja noch Petr Taticek. Die Ansprüche des Edeltechnikers an sich und das Team sind hoch. „Play-off-reif war die Leistung in Mannheim noch lange nicht. Wir müssen noch viel an uns arbeiten“, meinte der 31-Jährige.