Ingolstadt
Der Pokal ist weg

Die Adler Mannheim entthronen den ERC Ingolstadt mit 3:1 und küren sich zum Meister

22.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Ingolstadt (DK) Am Ende jubelten die anderen: Die Adler Mannheim sind Deutscher Eishockey-Meister. Mit einem 3:1 (0:0, 1:1, 2:0)-Erfolg beim ERC Ingolstadt sicherten sich die Kurpfälzer den Titel. Die Panther verpassten die Krönung einer tollen Saison, lieferten aber einen bewundernswerten Kampf.

24 Sekunden vor der Schlusssirene gab es kein Halten mehr auf der Mannheimer Bank. Andrew Joudrey hatte soeben zum 3:1 ins leere Ingolstädter Tor getroffen, das sechste Finalspiel war damit entschieden. Die mitgereisten Adler-Fans feierten ihre Helden und entrollten einen überdimensionalen silbernen Pokal, während die Profis auf der Bank wie kleine Kinder umhertanzten und sich umarmten. Im Vorjahr hatten die Ingolstädter in Köln triumphiert – diesmal mussten sie den Mannheimern den Vortritt und den Pokal überlassen. Enttäuschung ja, Trauer nein – zu gut war die Saison der Mannschaft von Cheftrainer Larry Huras. Die Panther wurden mit großem Applaus in die Sommerpause verabschiedet – auch von den Adler-Fans. Bei Christoph Gawlik, der nach Düsseldorf wechselt, liefen die Tränen. Um 22.13 Uhr stemmte Mannheims Kapitän Marcus Kink den Meisterpokal in die Luft, goldenes Konfetti rieselte aufs Eis, die Ingolstädter verschwanden in der Kabine.

Der ERC war erwartungsgemäß ohne Ryan MacMurchy angetreten, der sich im Training eine tiefe Schnittwunde am Fuß zugezogen hatte. Bei den Mannheimern standen Frank Mauer und erneut Glen Metropolit nicht im Aufgebot. Die Anfangsphase gehörte den Gästen, die die neutrale Zone zügiger überbrückten und einige Male aussichtsreich vor Timo Pielmeier im Ingolstädter Tor auftauchten. Vor allem Brandon Yip bekam die Panther-Abwehr nicht in den Griff – nach zwölf Minuten scheiterte er völlig freistehend an Pielmeier.

Die Gastgeber fanden erst in Überzahl ins Spiel: Als Martin Buchwieser und kurz darauf Yip auf der Strafbank saßen, musste auch Adler-Goalie Dennis Endras erstmals eingreifen. Bei den Versuchen von Thomas Greilinger, Michel Periard und John Laliberte blieb der Mannheimer genauso Sieger wie bei einem abgefälschten Pass von Jared Ross.

Das zweite Drittel begann wie das erste: Bei Gleichzahl waren die Mannheimer mit ihrem präzisen Passspiel überlegen, während sich Ingolstadt in die Defensive gedrängt sah. Viele gute Torchancen gab es – dem entscheidenden Charakter der Partie entsprechend – allerdings nicht. Die erste im Mittelabschnitt vergab der später zum wertvollsten Spieler der Finalserie gewählte Jochen Hecht (21.), eine weitere Kurtis Foster per Schlagschuss im ersten Powerplay der Adler (27.).

Etwas überraschend ging der ERC zur Hälfte des Spiels in Führung: Einen Vorstoß des Ingolstädter Topscorers Brandon Buck verwertete Gawlik im Nachfassen aus der Luft zum 1:0 (29.). Der Treffer verlieh den Panthern Aufwind, und sie setzten direkt nach. Derek Hahn verfehlte knapp, und Greilinger traf nur das Torgestänge (31.). Bitter für den ERC: Statt des möglichen 2:0 kassierten sie kurz darauf den Ausgleich. Nur sieben Sekunden, nachdem Dustin Friesen wegen eines angeblichen Beinstellens gegen Hecht auf die Strafbank geschickt wurde, traf Foster zum 1:1 (32.). Auch die Adler hatten im Anschluss Chancen auf den zweiten Treffer. Pielmeier entschärfte einen Schuss Denis Reuls (34.), dann fand Danny Richmond nach einem Solo durch die Panther-Abwehr keinen Abnehmer für seine Vorlage. Auf der Gegenseite prüfte Jean-Francois Boucher Endras mit einem Fernschuss (37.).

Zu Beginn des Schlussdrittels musste der ERC erneut eine Unterzahlsituation überstehen, was souverän gelang. Doch kurz darauf schlug Mannheim wieder zu: Andrew Joudrey fälschte einen Schlagschuss Steven Wagners unhaltbar für Pielmeier zum 1:2 ins Netz ab (44.).

Die Panther gaben sich jedoch noch nicht geschlagen und warfen noch einmal alles in die Waagschale. Die 4815 Zuschauer in der Saturn-Arena bekamen nun Eishockey vom Feinsten zu sehen: höchstes Tempo, größtmöglicher Einsatz und tolle Kombinationen. Beide Torhüter zeigten überragende Paraden und hielten die Begegnung spannend. Auch Stadionsprecher Johannes Langer versuchte alles und erteilte den Zuschauern „Sitzverbot“, doch den Panthern lief die Zeit davon. Auch das vierte Ingolstädter Powerplay verstrich ohne einen Treffer, und drei Minuten vor der Schlusssirene nahm ERC-Trainer Larry Huras eine Auszeit. Eine echte Chance erkämpften sich seine Profis allerdings nicht mehr, weil die Adler routiniert und clever die Zeit ausspielten. Im Gegenteil: Jon Rheault besorgte den Endstand ins leere Tor.

 

Ingolstadt: Pielmeier – Picard, Köppchen; Schopper, Friesen; Periard, Kohl; Brocklehurst – Hager, Ross, Brooks; Taticek, Buck, Greilinger; Laliberte, Hahn, Szwez; Gawlik, Boucher, Davidek. – Mannheim: Endras – Reul; Raymond; Wagner, Akdag; Richmond, Foster; Goc – Buchwieser, Hecht, Yip; Arendt, Ullmann, Höfflin; Kink, Joudrey, Rheault; Plachta, Hospelt, Tardif. – Tore: 1:0 Gawlik (29.), 1:1 Foster (32.), 1:2 Joudrey (44.), 1:3 Rheault (60.). – Schiedsrichter: Brüggemann/Piechaczek (Iserlohn/Landsberg). – Zuschauer: 4815 (ausverkauft). – Strafminuten: 6/8.