Der Abschied eines Torjägers

06.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:45 Uhr

Der Abschied steht bevor: Doug Ast wird seine Karriere beenden. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Der abschließende Befund lässt noch auf sich warten, am Ergebnis wird sich allerdings nichts ändern: ERC-Stürmer Doug Ast muss seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden.

Normalerweise kommt dem Kanadier immer wieder einmal ein lockerer Spruch über die Lippen. Gestern Vormittag will der 36-jährige Panther am liebsten gar nichts sagen. Mit Sportdirektor Jim Boni verfolgt er das Training seiner Kollegen in der Saturn-Arena. Sechs Jahre lang war das Eis sein Arbeitsplatz. Jetzt muss er die Seiten wechseln. Von der großen Bühne hinter die Bande. "Es geht nicht mehr. Ich hatte in den vergangenen Jahren zu viele Verletzungen. Der Körper will nicht mehr", sagt Ast und schleicht eine halbe Stunde vor dem Ende der Einheit in den Kabinentrakt. Zu einer der vordergründigsten Aufgaben eines Journalisten gehört es, Fragen zu stellen. Auch wenn diese manchmal nicht einfach sind. Um zu verstehen, was in Ast vorgeht, bedarf es keiner Worte. Die Augen genügen, um ein wenig vom Innenleben des Kanadiers mitzubekommen.

Knöchel, Schulter, Finger – immer wieder musste er gesundheitliche Rückschläge einstecken, immer wieder ist er zurückgekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt. Zwar muss Ast noch einmal am Knöchel operiert werden, an seinem Karriereende ändert das indes nichts. Ein Aufhebungsvertrag ist unterschrieben. Der Verein wird ihm so weit wie möglich entgegenkommen. Das hat Boni bereits angekündigt. Sofort nach seiner Ankunft aus Kanada hat Ast die ERC-Verantwortlichen über seinen Gesundheitszustand informiert. "Er hat mit offenen Karten gespielt", sagt Boni. Der Italo-Kanadier hat den Torjäger 2003 aus Iserlohn an die Donau gelockt. Seitdem trug Ast 260 Mal das Trikot der Panther, dabei gelangen ihm 100 Tore und 117 Vorlagen. Die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor war sein Markenzeichen.

Der ERC will für Ast einen Nachfolger präsentieren. Schließlich fliegt nun einer der Top-Verdiener von der Gehaltsliste, was bedeutet, dass wieder Geld frei wird. Beinahe hätte diese Planstelle ein NHL-Crack besetzt. Doch der Stürmer, dessen Namen Boni nicht nennen will, entschied sich gegen einen Wechsel zu den Panthern. Stattdessen versucht er weiter in Nordamerika sein Glück. "Das ist schade. Aber deswegen werden wir sicher nicht nervös. Ich habe schon weitere Kandidaten im Auge", verrät Boni.

Viel mehr Probleme bereitet ihm da der Ausfall von Patrick Buzas. Nach seinem schweren Autounfall ist längst noch nicht absehbar, wann und ob der Youngster wieder auf das Eis kann. "Einen vergleichbaren Spieler in seinem Alter zu bekommen, ist zu diesem Zeitpunkt unmöglich", erklärt der ERC-Sportdirektor.

Da Neuzugang Rick Girard im Moment mit Rückenproblemen auch für die ersten beiden Testspiele am Wochenende ausfällt, rückt Martin Hinterstocker wieder verstärkt in den Fokus. Der 26-jährige Stürmer war aus Altersgründen – der ERC besitzt bereits die maximale Anzahl an deutschen Akteuren über 25 Jahre – vor der Saison von der sportlichen Leitung aussortiert worden. Da Hinter-stocker in der Sommerpause keinen neuen Verein gefunden hat, trainiert er weiter beim ERC. Schließlich besitzt er noch einen Vertrag. "Seine Einstellung ist top. Er gibt im Training alles und haut sich voll rein. Das gefällt mir", sagt Bob Manno. Der neue ERC-Trainer bringt das Problem von Hinterstocker auf den Punkt: "Es ist ein Paragraf, der dafür verantworlich ist, dass er bei uns schlechte Karten besitzt. Dem einen nutzt so eine Regel, dem anderen schadet sie", erklärt Manno.

Einem Stürmer wie Doug Ast nützt keine Regel mehr. Sein Körper ist es, der den Leistungssport nicht mehr zulässt. So ist trotz der gegenwärtigen Euphorie im Panther-Lager auch ein wenig Wehmut zu spüren.