Ingolstadt
"Big Joe" beeindruckt

ERC-Stürmer Joachim Ramoser feiert nach Knieverletzung ein starkes Comeback

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Premierentreffer: Joachim Ramoser gelang am vergangenen Sonntag in Düsseldorf sein erstes Tor im Panther-Trikot. −Foto: Ruffler/Imago

Ingolstadt (DK) Fast ein Jahr musste Joachim Ramoser wegen eines Knorpelschadens im Knie aussetzen, ehe er am vergangenen Wochenende im Trikot des ERC Ingolstadt ein starkes Comeback feierte. Mit Tempo, Einsatz und einem Treffer beeindruckte der 22-jährige Südtiroler nicht nur seinen Trainer.

Für den 1,93 Meter langen Verteidiger Matt Pelech ist der 1,78 Meter große Ramoser schon jetzt "Big Joe". Was Willenskraft und Kampfgeist angeht, hat er recht: Am vergangenen Freitag durfte der Stürmer nach elfmonatiger Verletzungspause beim 5:0 gegen die Eisbären Berlin erstmals für die Panther auflaufen. Zwei Tage später gelang dem Linksschützen beim 5:3 in Düsseldorf sogar sein erster Treffer für Ingolstadt. "Ich war selbst ein bisschen überrascht, dass ich spielen sollte. Aber dafür trainiert man. Ich habe es genossen, es hat gut geklappt", meint Ramoser in seiner gewohnt bescheidenen Art.

Bei 100 Prozent sei er noch nicht, aber das Knie mache keine Probleme mehr: "In Düsseldorf habe ich einen guten Check gekriegt. Natürlich steht man auf und guckt kurz, ob alles in Ordnung ist. Aber sobald du auf dem Eis stehst, denkst du eigentlich nicht daran", berichtet Ramoser. "Ich bin ganz froh, wie es gerade ist. Und es wird immer besser."

"Zu Hause ist es am schönsten, aber Eishockey wird woanders gespielt."

Joachim Ramoser

 

 

Seinen Trainer hat er schon überzeugt: "Ich mag ihn sehr. Er ist ein starker Junge, ein toller Schlittschuhläufer. Auf dem Eis fliegt er und wirft sich in die Zweikämpfe. Für jemanden, der lange nicht gespielt hat, hat er mich beeindruckt", lobt Doug Shedden.

Ramosers Leidensgeschichte beginnt im Mai 2016: Beim Sommertraining in seiner Heimat reißt sich das Talent aus Ritten, damals noch in Diensten des EHC München, das Kreuzband. Bei seinem Comeback im Februar 2017 bestreitet er zwei Spiele für den HC Bozen und zwei für Italiens Nationalteam, ehe ihn der nächste, noch härtere Tiefschlag ereilt: Knorpelschaden im Knie. "Als Folgeverletzung des Kreuzbandrisses", erklärt Ramoser.

Früher hätte diese Diagnose das sichere Karriereende bedeutet, doch Ramoser gibt nicht auf. "Ich habe versucht, mich nach anderen Sportlern zu richten, die es mit meiner Verletzung geschafft haben", berichtet er. Auch mit Teamkollege Thomas Greilinger, der einst mit derselben Verletzung zu kämpfen hatte, tauscht sich Ramoser regelmäßig aus. Viele Stunden schuftet er mit ERC-Fitnesscoach Maritta Becker für seinen Traum von der Laufbahn als Eishockey-Profi.

Die hatte vielversprechend begonnen: Mit 14 Jahren schließt er sich den Jungadlern Mannheim an - wie aktuell sein 13-jähriger Cousin Julius. Über Bad Nauheim und Berlin kommt der Angreifer nach Salzburg, wo er mit den RB Hockey Juniors in der Saison 2014/15 für Furore in der russischen Jugendliga MHL sorgt. Beim anderen Red-Bull-Klub in München feiert er 2015 schließlich sein Debüt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Für Heimweh sei keine Zeit geblieben: "Zu Hause ist es am schönsten, aber Eishockey wird woanders gespielt. Wenn das Profitum dein Traum ist, blendet man aus, was einem fehlt", sagt er nüchtern.

Auch international macht Ramoser früh von sich reden: Als 19-Jähriger fährt er mit der italienischen Nationalmannschaft zu seiner ersten A-Weltmeisterschaft und trifft unter anderem auf die Tschechen um Superstar Jaromir Jagr. Gemeinsam mit dem deutschen Nationalspieler Dominik Kahun nimmt er zudem an einem Trainingscamp des NHL-Klubs New York Islanders teil. "Jede WM, auch eine B-WM, ist etwas ganz Besonderes. Es war immer mein Traum, für Italien zu spielen", schwärmt Ramoser. Wie passend, dass mit ERC-Co-Trainer Clayton Beddoes der Nationalcoach der "Azzurri" ebenfalls bei den Panthern angestellt ist. "Normalerweise sieht man seinen Nationaltrainer nur selten, deshalb bin ich ganz froh, dass wir hier im selben Verein sind", sagt Ramoser, der auch einen deutschen Pass besitzt.

"Ich mag ihn sehr. Auf dem Eis fliegt er und wirft sich in die Zweikämpfe."

ERC-Trainer Doug Shedden

 

Vielleicht knüpft Joachim Ramoser irgendwann sogar an die Leistungen seines Namensvetters Roland an. Der mit dem Ingolstädter nicht verwandte Stürmer sammelte für Kassel und Nürnberg 132 Scorerpunkte in 231 DEL-Spielen. "Zu solchen Spielern schaut man auf, wenn man in Italien Eishockey spielt", sagt der ERC-Profi. Irgendwann will "Big Joe" auch so einer sein.

ERC INGOLSTADT IN KÜRZE

Personal: Tim Stapleton muss weiter auf sein Debüt im Panther-Trikot warten: Ohne den noch leicht angeschlagenen Stürmer bestreitet der ERC die heutige Partie gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven (19.30 Uhr, Saturn-Arena). "Wenn Play-offs wären, würde er spielen. Aber es gibt keinen Druck, das Team ist gerade gut drauf", sagt Trainer Doug Shedden, der ohnehin einen Profi aus dem Kader hätte streichen müssen. In der DEL dürfen pro Partie nur 21 Spieler eingesetzt werden, die Panther haben inklusive Stapleton und den von seiner Nackenverletzung genesenen Kael Mouillierat jedoch aktuell 22 einsatzfähige Spieler.

 

Gegner: Gegen die punktgleichen Bremerhavener (61 Zähler), die zuletzt viermal gewonnen haben (Klubrekord), sind die Panther noch ohne Heimsieg in der DEL. Zudem beklagen die Pinguins um Topscorer Jan Urbas (34 Punkte) keine Verletzten.

 

Trainingslager: In der Vorbereitung auf die Saison 2018/19 gastiert der ERC vom 20. bis 27. August zum vierten Mal in Latsch/Südtirol. Beim dritten Vinschgau-Cup (24. bis 26. August) ist der ERC wieder Mitveranstalter. | alp