Ingolstadt
Aufschwung statt Absprung

Nach gescheitertem Wechsel will Topscorer Brandon Buck mit dem ERC Ingolstadt wieder erfolgreich sein

19.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Große Sprünge im Trainingslager in Latsch: Die Knieverletzung, die Brandon Buck im vergangenen Jahr zu einer längeren Pause zwang, ist vollständig ausgeheilt. - Foto: Fischer

Ingolstadt (DK) Es war ein turbulenter Sommer für den ERC Ingolstadt - und für Brandon Buck. Trotz eines Vertrags bis 2020 wäre der Kanadier gerne nach Russland gewechselt, doch die Panther ließen ihren Topscorer nicht ziehen. Also bleibt der 28-Jährige in Ingolstadt - ohne Gram und motivierter denn je.

110 Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), 127 Tore und Vorlagen - allein an diesen Zahlen lässt sich der Wert Bucks für den ERC Ingolstadt ablesen. Kein Wunder, dass der Stürmer, den die meisten Experten für einen der drei besten DEL-Profis halten, regelmäßig Begehrlichkeiten bei finanzkräftigen Klubs aus dem Ausland weckt. Schon nach seinem ersten Jahr beim ERC, das 2015 mit der Vizemeisterschaft endete, hatte Buck mit überragenden Vorstellungen und dem Ingolstädter DEL-Klubrekord von 79 Scorerpunkten Interessenten auf den Plan gerufen.

So auch in diesem Sommer: Die Ak Bars Kasan aus der russischen KHL, der zweitbesten Eishockey-Liga der Welt nach der nordamerikanischen NHL, buhlten um die Dienste des schnellen Centers. Neben der sportlichen Herausforderung hätte Buck, der am vergangenen Dienstag seinen 28. Geburtstag feierte, auch sein Gehalt vervielfachen können.

Doch der ERC war nicht gewillt, seinen wertvollsten Angreifer ohne Weiteres ziehen zu lassen - und schließlich scheiterte der Wechsel. "Natürlich will man sich auf dem bestmöglichen Level beweisen. Das Angebot aus Russland war eine tolle Gelegenheit für mich. Und klar war ich enttäuscht, dass es nicht geklappt hat", gibt der ehrgeizige Angreifer zu.

Inzwischen sei das jedoch abgehakt. "Ich glaube fest daran, dass nichts ohne Grund passiert", sagt Buck. "Jeder in Ingolstadt weiß, dass ich ein Familienmensch bin. Meine Frau ist zum zweiten Mal schwanger. Kein Geld der Welt kann mir die Zeit mit meiner Familie ersetzen. Ingolstadt ist unsere zweite Heimat. Ich bin nicht enttäuscht, wieder hier zu sein."

Eine Garantie, dass Buck die Panther-Fans bis zum Ablauf seines Vertrages in vier Jahren verzaubert, ist sein Bekenntnis zu den Panthern freilich nicht. So wohl sich der Publikumsliebling mit seiner Frau Ashley und Tochter Elodie in Ingolstadt auch fühlt, so gern er mit seinem besten Freund Patrick McNeill in einem Team zusammenspielt - Bucks großer Traum bleibt ein Engagement in der NHL. Dass der Sprung auch aus der deutschen Liga möglich ist, bewiesen zuletzt Torhüter Rob Zepp (von Berlin nach Philadelphia, zehn NHL-Spiele) oder Nationalstürmer David Wolf (von Hamburg nach Calgary, drei NHL-Spiele).

Auch bei Buck klopften in den vergangenen zwei Jahren NHL-Organisationen an. "Mein Berater und ich haben darüber diskutiert, aber da war nicht das Richtige für mich dabei. Es waren Zwei-Wege-Verträge (für den NHL-Klub und dessen Farmteam in der zweitklassigen AHL, d. Red.). Wenn ich zurückgehe, will ich sicher sein, dass ich eine reelle Chance habe, es in die NHL zu schaffen. Ich möchte nicht in der AHL versauern."

Dass sein Herz jedoch an den Panthern hängt, darf man Buck trotz aller Wechselüberlegungen abnehmen: "Als ich 2011 nach Europa gekommen bin, lief es nicht so rund. In Norwegen gab es finanzielle Probleme, auch in Zagreb war nicht alles gut. Nach meinem Jahr in Basel war der Verein insolvent. Das war beängstigend."

Erst in Ingolstadt fand er wieder Gefallen an seinem Job: "Mein erstes Jahr beim ERC hat so viel Spaß gemacht, wir hatten eine fantastische Saison, ein tolles Team. Meine Frau und meine Tochter haben sich hier prima eingelebt. Aus diesen Gründen habe ich meinen Vertrag bis 2020 verlängert", erklärt der Torjäger, der sogar mehrmals mit den Mitarbeitern der ERC-Geschäftsstelle Eishockey spielte - aus Spaß. Bis zum heutigen Tag habe er die Absicht, seinen Vertrag zu erfüllen, beteuert Buck. "Ich liebe es hier und will mit Ingolstadt Titel gewinnen."

Dass sich der Kanadier hängen lässt, ist nicht zu befürchten: Beim Vinschgau-Cup zum Abschluss des Trainingslagers wurde er prompt zum besten Spieler des Turniers gewählt. "Ich bin extrem motiviert und heiß darauf, dass die Saison losgeht", versichert Buck, der die enttäuschende vergangene Spielzeit vergessen machen will. Eine Tatsache stimmt ihn dabei zuversichtlich: "Ich finde, dass wir eine andere Stimmung in der Kabine haben als letztes Jahr. Wir haben dieses gewisse Feuer, das in der letzten Saison nicht so da war."

Das liegt laut Buck auch an den Neuzugängen. "Darryl Boyce füllt mit seiner unbequemen Spielweise ein großes Vakuum in unserem Kader. Thomas Oppenheimer und Martin Buchwieser haben bewiesen, dass sie in dieser Liga erfolgreich spielen können. Sie sind außerdem gute Typen", sagt Buck.

Trainer Tommy Samuelsson beorderte Oppenheimer dann auch gleich in die erste Angriffsreihe an die Seite Bucks und John Lalibertes. "Oppi ist groß, hat gute Hände und einen tollen Schuss", charakterisiert Buck seinen neuen Nebenmann. "Er ist eine Waffe, die wir im Vorjahr so nicht hatten. Einen rechten Flügelstürmer, der mit Johnny und mir fest in einer Reihe spielt." Und ergänzt: "Es ist ein bisschen wie in meinem ersten Jahr, als ich mit Petr Taticek und Ryan MacMurchy zusammengespielt habe." Als Buck den Spaß am Eishockey wiederfand.