Füssen
Arbeitsloser Meistertrainer

Der ehemalige ERC-Coach Niklas Sundblad sucht noch nach einem neuen Job

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Der ehemalige ERC-Trainer Niklas Sundblad bei seinem letzten Auftritt in Ingolstadt. - Foto: Bösl

Füssen (DK) Warten ist Niklas Sundblad gewohnt. Der 41-Jährige ist Hobby-Angler – das erfordert jede Menge Geduld. Einen Zehn-Kilo-Hecht will er demnächst in der schwedischen Heimat fangen. „Aber ich lasse ihn danach wieder frei, der schmeckt nicht“, sagt er und lacht. Beruflich nimmt Sundblad die Warterei nicht ganz so locker. Es geht immerhin um den nächsten Job als Trainer.

Seine Augen glänzen immer noch, wenn Sundblad von der vergangenen Saison spricht. Mit dem ERC Ingolstadt holte er sensationell den Meistertitel in der Deutschen Eishockey-Liga, in seiner ersten Saison als Cheftrainer – der Schwede ist sichtlich stolz auf diese Leistung und seine Mannschaft. „Siebtes Spiel in Köln in der ausverkauften Arena“, sagt er, als er sich den entscheidenden 2:0-Sieg vor 18 500 Zuschauern nochmal ins Gedächtnis ruft. Ein Grinsen legt sich um seine Mundwinkel.

Die Gegenwart ist weniger aufregend. Eishockey-Bundesleistungszentrum in Füssen: Im Ostallgäu hat Bundestrainer Pat Cortina den Perspektivkader der deutschen Nationalmannschaft zum Sommercamp versammelt, auch der Neu-Ingolstädter Fabio Wagner ist dabei. Sundblad ist Cortinas Co-Trainer, der (Neben-)Job ist ihm geblieben.

Seit dem 6. Mai ist Sundblad arbeitslos. Mit dem ERC und Sportdirektor Jiri Ehrenberger konnte er sich nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Eine Woche nach dem Titelgewinn verkündete der Klub schließlich die Trennung. Co-Trainer Petri Liimatainen hatte Ingolstadt schon vor der Meisterfeier verlassen, um sich daheim in Schweden um seine krebskranke Frau zu kümmern. Torwarttrainer Jonas Forsberg wechselte zu den Kölner Haien. Nachkarten will Sundblad allerdings nicht. „Vielleicht war es mein Fehler, vielleicht der meines Agenten. Vielleicht war auch Ingolstadt zu ungeduldig“, sagt er. „Aber das ist vorbei.“

Im Mai begleitete er die Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Minsk – seitdem hatte das Arbeitstier Sundblad viel unfreiwillige Freizeit. Er angelte, verbrachte Zeit mit seiner Frau Angelika, besuchte seine Töchter in Kanada. Doch dass er immer noch ohne Job dasteht, nagt an ihm. „Das hätte ich nicht gedacht“, sagt er.

Sundblad verhandelte mit dem EHC München und den Adlern Mannheim – zu einem Engagement kam es nicht. Die Münchner entschieden sich für Don Jackson, Mannheim holte den Kanadier Geoff Ward. Zwei schwedische Zweitligisten wollten Sundblad verpflichten, doch auch daraus wurde nichts. „Ich habe mit AIK Stockholm gesprochen. Aber sie haben kein Geld“, berichtet er. Södertälje SK schließlich war dem 41-Jährigen zu unambitioniert. „Wenn man einmal Meister war, möchte man immer wieder um den Titel spielen“, sagt Sundblad.

Wenn die europäischen Profiklubs in den kommenden Tagen ihre Saisonvorbereitung beginnen, sitzt der Schwede daheim in seinem Haus in Bergheim bei Köln und wartet auf ein neues Angebot. „Ich bin offen für alles. Klar, ich mag Deutschland, ich mag die Arenen und wie hier gespielt wird. Aber ich würde auch nach Schweden, Finnland oder in die Schweiz gehen“, sagt er.

Sundblad will viele DEL-Partien besuchen, auch ein paar Spiele als Co-Kommentator oder Experte bei ServusTV sind im Gespräch. Zunächst jedoch heißt es warten. Auf den Zehn-Kilo-Hecht – und das nächste Angebot.