Berlin
Anschluss verloren

ERC punktet beim 1:2 nach Verlängerung in Berlin, verliert das Saisonziel aber immer mehr aus den Augen

03.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Berlin/Ingolstadt (DK) Ein Punkt als Trostpreis für eine couragierte Leistung: Der ERC Ingolstadt hat gestern beim Spitzenreiter Eisbären Berlin mit 1:2 (0:0, 0:0, 1:1, 0:1) nach Verlängerung verloren. Damit bleiben die Panther nach 29 Partien in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) weiter nur Tabellenelfter.

Die Ingolstädter gingen in der Arena am Ostbahnhof deutlich konzentrierter zu Werke als bei der blamablen 3:6-Pleite gegen Schlusslicht Straubing Tigers 40 Stunden zuvor. Sie störten früh, ließen im Gegensatz zum Freitag keine Konter zu und bemühten sich um Entlastung für Torhüter Jochen Reimer, indem sie viele Scheiben frühzeitig abfingen. Die Folge waren kaum hochkarätige Abschlüsse der Gastgeber, bei denen Nick Petersen noch der Auffälligste war. Der 28-jährige Kanadier brachte zunächst ein Zuspiel Sean Backmans am langen Pfosten nicht unter Kontrolle (13.), dann scheiterte er im ersten Powerplay an Reimer (14.). Außerdem hatte der Ingolstädter Schlussmann bei einem Fernschuss von Marcel Noebels prächtig reagiert (12.).

Und die Panther? Hatten mit ihrem alten Problem zu kämpfen. „Wenn wir vorne die Dinger reinmachen, kriegen wir auch zu viele Gegentore, und wenn wir defensiv gut stehen, schießen wir keine Tore“, hatte Thomas Greilinger schon vor dem ersten Bully das Dilemma umrissen. Der ERC verbuchte – auch dank einiger Powerplays – zwar fast schon traditionell mehr Torschüsse als der Gegner, die meisten jedoch fielen in die Kategorie „harmlos“.

Zweimal konnte Jacob Berglund seine Antritte nicht krönen (10./12.), in Unterzahl vergab der gefällig spielende Laurin Braun eine gute Gelegenheit (14.). David Elsner brachte einen Greilinger-Pass nicht an Berlins Torhüter Marvin Cüpper vorbei (33.), und den Abpraller nach Schuss von Sean Sullivan in Überzahl klärte Danny Richmond vor dem lauernden Darin Olver (38.).

Der Berliner Verteidiger war schon zuvor in Erscheinung getreten – und zwar als „Rächer“ für Mark Olver, den Brett Olson umgerissen hatte. Weil sich auch noch Patrick McNeill in die Auseinandersetzungen des Trios einmischte, endeten die Rangeleien mit einem Unentschieden – das Quartett durfte sich je vier Minuten auf der Strafbank abkühlen.

„Wir machen es defensiv eigentlich ganz gut, aber wir könnten offensiv mehr Druck machen“, gab Benedikt Kohl die Marschroute für den Schlussabschnitt aus. Seine Teamkollegen erhörten den ERC-Verteidiger – und gingen auf kuriose Weise in Führung: Dustin Friesen drosch aus spitzem Winkel in Baseball-Manier auf den Abpraller seines eigenen Schusses ein, die Scheibe flog aus der Luft auf Cüppers Schläger und von dort ins Tor (45.).

Allerdings durften sich die Panther nur 29 Sekunden über das 1:0 freuen – dann glichen die Eisbären aus. Und das ähnlich spektakulär: Ebenfalls im Nachsetzen und aus der Luft traf Louis-Marc Aubry (45.). „Dem 1:1 ging ein Schlägerbruch von Elsner voraus, der sich entschied zu wechseln. Dadurch waren wir ein Mann weniger“, haderte ERC-Coach Larry Mitchell. Nun war es eine spannende und gutklassige Auseinandersetzung auf Augenhöhe, in der die Ingolstädter den Spitzenreiter durchaus ins Schwitzen brachten. Die beste Chance hatte der auffällige Sullivan, der den Puck an die Latte setzte (56.). Bitter aus ERC-Sicht: Torschütze Friesen musste kurz vor Schluss nach einem harten, aber fairen Check James Sheppards benommen vom Eis geführt werden. Und auch in der fälligen Verlängerung hatten die Panther das Glück nicht auf ihrer Seite: Nach einem zu Recht geahndeten Beinstellen Kael Mouillierats donnerte Micki DuPont die Scheibe zum 2:1 ins Netz (62.).

„Mit Friesen und Pelech (war wegen der dritten Zehn-Minuten-Strafe gesperrt, d. Red.) haben uns in der Verlängerung die besten Defensiv-Verteidiger gefehlt“, sagte Mitchell, der „unterm Strich mit dem Punkt und der Leistung nicht unzufrieden“ war. „Die Schiedsrichter haben uns zwei Punkte genommen“, kritisierte hingegen der enttäuschte Benedikt Schopper, der in Sheppards Attacke gegen Friesen ein regelwidriges Vergehen erkannt haben wollte. „Aber wir haben ein gutes Spiel gemacht.“

Nach Mitchells Übernahme als Chefcoach hat der ERC nur drei von acht Spielen gewonnen. Das Saisonziel Platz sechs – und damit die direkte Viertelfinal-Qualifikation – liegt nach mehr als der Hälfte der Hauptrunde schon mindestens sechs Punkte entfernt. Zudem haben fast alle Konkurrenten ein Spiel weniger absolviert. „Ich hoffe, dass endlich alle aufwachen. So kommen wir nicht mal in die Pre-Play-offs“, schimpfte Greilinger.

Berlin: Cüpper - DuPont, Müller; Parlett, Richmond; Wissmann, Baxmann - Buchwieser, M. Olver, MacQueen; Fischbuch, Aubry, Noebels; Petersen, Sheppard, Backman; Ziegler, Busch, C. Braun. – Ingolstadt: Reimer - Friesen, Wagner; McNeill, Sullivan; Schopper, Kohl - Greilinger, Taticek, Elsner; Mauldin, D. Olver, Laliberte; Berglund, Olson, Collins; L. Braun, Buck, Mouillierat; Swinnen. – Schiedsrichter: Hunnius/Piechaczek. – Zuschauer: 12 439. – Tore: 0:1 Friesen (44:12), 1:1 Aubry (44:41), 2:1 DuPont (61:03). – Strafminuten: 14/14.