Alarmierende Zahlen

16.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr
Frustriert: Nach der Sieglos-Serie im Januar muss der ERC Ingolstadt um Thomas Pielmeier, Benedikt Kohl, Brian Salcido und Patrick Köppchen (von links) die direkte Play-off-Qualifikation wohl abhaken. Der Tabellensiebte hat 14 Spieltage vor Ende der Hauptrunde zwölf Punkte Rückstand auf die sechstplatzierten Augsburger Panther. −Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Der ERC Ingolstadt steckt im Endspurt der Hauptrunde in der Krise. Nur einen Punkt holten die Panther aus den vergangenen fünf Partien in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Das erklärte Saisonziel, die direkte Play-off-Qualifikation, ist nur noch theoretisch machbar. Wir erklären die Ingolstädter Misere anhand von Kennzahlen.

0,2 Punkte pro Partie holte der ERC Ingolstadt in diesem Jahr – eine katastrophale Ausbeute. Nur die Eisbären Berlin – der DEL-Rekordmeister gewann 2017 ebenfalls noch kein einziges Spiel – stehen noch schlechter da. Der Leistungseinbruch im Januar überrascht umso mehr, da die Panther am Ende des abgelaufenen Jahres noch die erfolgreichsten Punktesammler waren: Im Dezember lag der Schnitt noch bei 2,1 Zählern pro Partie.

116 Gegentore sind der fünftschlechteste Wert in der DEL. Nur die Iserlohn Roosters (127), Straubing Tigers (125), Krefeld Pinguine (121) und die Düsseldorfer EG (118) sind in der Defensive noch anfälliger – allesamt Klubs, die in der Tabelle schlechter als der ERC platziert sind. Zum Vergleich: Unter den besten sechs Mannschaften – zu denen sich auch die Ingolstädter nach der Hauptrunde zählen wollten – weisen die Augsburger Panther (109) mit Abstand den schwächsten Wert auf. Vor allem die Vielzahl an haarsträubenden Fehlern führt zum erschreckend schwachen Wert. Trainer Tommy Samuelsson, ehemaliger Weltklasse-Verteidiger, schüttelt bei der Videoanalyse angesichts der individuellen Patzer oft selbst nur den Kopf.

14,8 Prozent beträgt die Quote im Überzahlspiel und ist damit der schlechteste Wert seit der DEL-Zugehörigkeit. Nur in der Saison 2006/07 taten sich die Panther ähnlich schwer und wiesen nach 52 Spieltagen denselben Wert auf. Dabei gefiel das Powerplay zu Saisonbeginn durchaus, zwischenzeitlich führte der ERC die Statistik sogar an. Inzwischen allerdings wirkt vieles zu statisch, zu selten suchen die Ingolstädter den Torabschluss. Abhilfe soll Neuzugang Björn Svensson schaffen. „Wir brauchen das Körperspiel. Er hat seine Qualitäten im Powerplay vor dem Tor“, sagt Trainer Tommy Samuelsson über den 1,82 Meter großen Außenstürmer. Auch das Ingolstädter Unterzahlspiel ist mit einer Quote von 80,8 Prozent ausbaufähig.

9 Heimspiele haben die Ingolstädter bislang erst gewonnen – zu wenig für die direkte Play-off-Qualifikation. Legt man die in der Saturn-Arena gesammelten Punkte (27) zugrunde, findet sich der ERC nur auf dem zehnten Rang wieder. In der sportlich enttäuschenden Vorsaison belegten die Panther nach der Hauptrunde noch den siebten Platz in der Heimtabelle.

23 Spiele musste John Laliberte in der aktuellen Spielzeit schon zuschauen. Nach einem Knöchelbruch zu Saisonbeginn laboriert der US-Amerikaner derzeit an einer Handverletzung. Wie wichtig der Angreifer allerdings für die Panther ist, zeigt seine persönliche Statistik: In lediglich 15 Einsätzen erzielte der Außenstürmer zwölf Tore und bereitete neun Treffer vor. Fast jeden vierten Schuss schließt der 33-Jährige erfolgreich ab. Mit seiner Vertragsverlängerung bis 2018 sorgte „Libs“ am vergangenen Freitag für eine der seltenen positiven Nachrichten in der Ingolstädter Krise.

2,9 Gegentore kassiert Torhüter Timo Pielmeier durchschnittlich pro Spiel. Zum Vergleich: In seiner ersten Hauptrunde als Panther (2013/14) waren es nur 2,54. „Pilles“ Fangquote (91,0 Prozent) dagegen liegt etwa auf dem Niveau der Vorjahre (2015/16: 90,7; 2014/15: 91,4; 2013/14: 91,1) – im Ligavergleich ist dieser Wert allerdings nur Mittelmaß.

1081 Tage ist Sportdirektor Jiri Ehrenberger heute im Amt. Die wiederkehrenden Proteste von Teilen der Fans, die dem 61-Jährigen eine verfehlte Kaderplanung und damit die Hauptschuld an der Krise zuschreiben, sind längst zur Belastung für den gesamten Klub geworden und drücken auf die Stimmung. Welchen Einfluss die negative Atmosphäre im Klub auf den sportlichen Erfolg hat, lässt sich nur vermuten. Leistungsfördernd dürfte die Dauer-Diskussion um Ehrenberger allerdings nicht sein.

5 Partien in Folge haben die Panther verloren. Zuletzt war das im Oktober 2015 der Fall. Der DEL-Negativrekord des ERC steht bei sechs Niederlagen hintereinander. Unter anderem passierte das vor ziemlich genau drei Jahren – in der Meistersaison 2013/14.

48,03 Prozent beträgt die Quote gewonnener Anspiele – das bedeutet im DEL-Vergleich Platz elf. Spitzenreiter sind die Nürnberg Ice Tigers mit 55,47 Prozent. Die Folge: Die Panther sehen sich nach Bullys häufiger als die meisten Konkurrenten in die Defensive gedrängt, anstatt selbst in Puckbesitz – und damit im Angriff – zu sein.

14 Spiele stehen in der Hauptrunde noch aus, 42 Punkte sind zu vergeben. Zwölf Zähler Rückstand auf die Augsburger Panther, die den letzten direkten Play-off-Platz belegen, sind da nur schwer aufzuholen – dafür beträgt der Vorsprung auf Rang elf schon komfortable 13 Punkte. Trainer Samuelsson appelliert an seine Profis, sich trotzdem nicht hängen zu lassen: „Wir müssen in diesem Gegenwind stark stehen.“