Ingolstadt
74 sind genug

ERC Ingolstadt will in Iserlohn wieder weniger Gegentore zulassen – Verteidiger Picard feiert Debüt

27.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Griff zuletzt ein paarmal daneben: Torhüter Timo Pielmeier. Nur zwei Goalies weisen ligaweit mehr Einsatzminuten auf als der 25-jährige Vielspieler - Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Die Pleiten und die Patzer der vergangenen Spiele sind abgehakt: Nach drei Niederlagen in Folge soll heute Abend bei den Iserlohn Roosters (19.30 Uhr, Eishalle am Seilersee) wieder ein Sieg her. Neuzugang Alexandre Picard feiert sein Debüt im Panther-Trikot.

Krefeld (4:6), Köln (2:3 nach Verlängerung), Hamburg (3:4) – gegen die Play-off-Gegner der vergangenen Meistersaison gingen die Panther zuletzt dreimal als Verlierer vom Eis. So unbefriedigend wie die Ergebnisse waren die Leistungen jedoch nicht. „Gegen Köln hätten wir mit drei Toren Unterschied gewinnen müssen. Auch gegen Hamburg habe ich viele gute Sachen gesehen. Die Geschwindigkeit und unser Unterzahlspiel waren gut. Aber meiner Meinung nach haben wir drei von vier Toren hergeschenkt“, sagt Trainer Larry Huras. „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“

Von dieser Kritik angesprochen fühlen dürfte sich Torhüter Timo Pielmeier. In den vergangenen Spielen häuften sich beim 25-Jährigen die Patzer. „In einer Saison gibt es immer Leistungsschwankungen. Gegen Krefeld und Hamburg habe ich sicher nicht meine besten Spiele gemacht“, gibt der Deggendorfer zu. Die Partie bei den Pinguinen war für Pielmeier nach einigen unglücklichen Gegentoren vorzeitig beendet, für ihn kam Ersatzmann Marco Eisenhut. In Hamburg ließ Pielmeier nach 55 Minuten einen haltbaren Schuss von Mathieu Roy durch die Fanghand rutschen, der den Siegtreffer bedeutete. „Ich bin auch nur ein Mensch und habe nur zwei Hände. Aber ich bin selbstbewusst genug um einzusehen, dass das meine Fehler waren.“ Videoanalyse und Gespräche mit Torwarttrainer Peppi Heiß sollen Abhilfe schaffen.

Die vielen Einsatzminuten – nur zwei Goalies weisen mehr Einsatzzeit auf – seien nicht schuld an den Patzern. „Ich brauche sicher keine Pause, ich will immer spielen“, sagt Pielmeier. Sein Trainer sieht das genauso. „Der Rhythmus Freitag-Sonntag ist kein Problem für Timo. Wenn wir an Weihnachten öfter spielen, werde ich sicher auch mal wechseln“, sagt Huras, der seinem Torwart den Rücken stärkt. „Timo ist zu 100 Prozent Profi. Es ist ein Schock für alle, wenn er einen Fehler macht, weil er sonst kaum welche macht“, sagt Huras.

Manchmal sei auch Pech dabei gewesen, meint Pielmeier – so wie beim dritten Treffer der Hamburger durch Nico Krämmer aus extrem spitzem Winkel. „Ich mache eigentlich alles zu, bis auf eine Lücke von der Größe eines Pucks. Und da trifft er rein. Wenn er das so wollte, kriegt er von mir das grüne Jackett“, scherzt Pielmeier in Anspielung auf die Trophäe für den Masters-Sieger beim Golf.

Wenn er einen Fehler mache, sei das eben meist entscheidend, sagt Pielmeier. „Die Stürmer haben die Verteidiger hinter sich, und die Verteidiger haben mich hinter sich. Ich habe nur ein bisschen Eis.“

Nicht nur bei Pielmeier haben sich Fehler eingeschlichen – die gesamte Mannschaft offenbart Defizite in der Abwehrarbeit. Mit 74 Gegentoren hat der ERC die drittmeisten aller DEL-Klubs kassiert, nur die Torhüter der abgeschlagenen Teams aus Straubing und Schwenningen mussten den Puck noch häufiger aus dem Netz holen. Dass der Gegentorschnitt künftig dem einer Spitzenmannschaft entspricht, fällt ab sofort auch in den Verantwortungsbereich von Alexandre Picard. Schon gegen Iserlohn wird der kanadische Neuzugang sein Debüt feiern – voraussichtlich an der Seite von Kapitän Patrick Köppchen.

Dafür muss einer der übrigen Verteidiger aussetzen. Wer das sein wird, wollte Huras gestern noch nicht verraten. Erste Kandidaten sind allerdings die Youngster Fabio Wagner und Stephan Kronthaler, deren Entwicklung laut Huras in den vergangenen Wochen ein wenig stagniert hat. Benedikt Schopper wird nach seiner Schulterverletzung am kommenden Wochenende zurückerwartet.

Huras zeigt sich angetan von Picard. „Er ist ein sehr ruhiger Verteidiger mit einem guten ersten Pass. Keiner, der immer von vorne nach hinten rennt.“ Man müsse ihm nach seiner langen Pause allerdings Zeit geben, Spielpraxis zu sammeln.

Die erste Gelegenheit dazu ist die Partie in Iserlohn. Die Roosters hatten Huras schon beim ersten Aufeinandertreffen in Ingolstadt (5:2) beeindruckt. „Das ist eine sehr disziplinierte Mannschaft mit einem klaren Plan. Sie spielen sehr hoch und versuchen clever, den Puck in der neutralen Zone zu gewinnen“, sagt der ERC-Coach. Deshalb ließ Huras seine Profis gestern verschiedene Varianten durchspielen, mit denen das System der Sauerländer zu knacken ist. Entscheidend sei: „Wir müssen dem Gegner unser Spiel aufdrücken. Dann wird es leichter. Und wir müssen mehr schießen. Jeder Schuss ist ein potenzielles Tor“, sagt Huras.