Ingolstadt
5,5 Kilometer Kabel für die perfekte Sendung

Servus TV überträgt seit 2012 die Spiele der Deutschen Eishockey-Liga – mit großem Aufwand

17.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Lächeln für die Live-Übertragung: Experte Florian Keller (links) und Moderator Gerhard Leinauer waren gestern für den TV-Sender Servus TV in der Saturn-Arena im Einsatz. - Foto: M. Sterner

Ingolstadt (DK) Saturn-Arena, 16.30 Uhr, drei Stunden vor Spielbeginn. Für die rund 35 Mitarbeiter von Servus TV, die Redaktionsleiter Florian Gogel zur abschließenden Sendebesprechung in einem kleinen Raum versammelt, beginnt die heiße Phase. Um 19.15 Uhr geht die in Salzburg beheimatete Fernsehanstalt, die seit 2012 die Spiele der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) überträgt, mit der „Servus Hockey Night“ auf Sendung.

Alles muss klappen wie am Schnürchen. Die Zeit ist knapp, entsprechend schnell ist Gogels Sprechtempo. In 15 Minuten rattert er den Sendeablauf herunter, arbeitet vier bunt bedruckte DIN-A4-Seiten mit detaillierten Informationen für alle Beteiligten ab. „25.: Basti spielt heute unsere Eisprinzessin“, lautet eine Ansage des 29-Jährigen. Soll heißen: Sebastian Schwele ist als Reporter auf Schlittschuhen auf der Eisfläche und interviewt Spieler, und zwar um 19.25 Uhr.

Die beteiligten Redakteure, Kameramänner, Tontechniker, Kommentatoren und Experten sitzen entspannt auf Stühlen, auf dem Boden oder lehnen sich lässig an die Wand. In der Ecke ist ein Schminktisch mit einem Spiegel und zwei Neonröhren aufgebaut. Moderator Gerhard Leinauer und Eishockey-Experte Florian Keller werden für das Fernsehbild aufgehübscht.

Für Keller, zweifacher Meister mit Mannheim (1997) und Berlin (2005), ist der Besuch in der Saturn-Arena ein Auftritt an alter Wirkungsstätte. Von 2005 bis 2007 trug der Ex-Stürmer 96-mal das Panther-Trikot. Der 39-Jährige ist von den Ingolstädtern angetan. „Ich muss zugeben, dass ich sie zu Saisonbeginn nicht so stark erwartet hätte. Aber sie spielen in den Play-offs ihr bestes Eishockey, so wie es sein soll“, urteilt der Experte. „Mannheim dagegen hat schon im Halbfinale Schwächen in der Defensive gezeigt.“ Prognosen gibt er keine ab, dafür ruft er eine Zahl aus der schier unerschöpflichen Statistik-Datenbank ab: „Wenn der ERC das Spiel gewinnt, hat Mannheim noch eine Chance von 3,1 Prozent, den Titel zu holen.“

Auch Goldi, gemeint ist Co-Kommentator Erich „Rick“ Goldmann, spielte schon für den ERC. 2002/2003 im DEL-Premierenjahr der Ingolstädter im mittlerweile abgerissenen Panther-Käfig an der Jahnstraße. „In Ingolstadt muss im Viertelfinale etwas passiert sein. Seit Spiel sieben gegen Iserlohn spielen sie wieder so wie im Finale 2014. Zuvor habe ich das nicht gesehen“, meint der Dingolfinger. Er sitzt neben Kommentator Patrick Bernecker und bedient das Taktik-Tool. An einem Monitor kann er Spielszenen anhalten und markieren, damit diese später in der Drittelpause als Hilfsmittel eingeblendet werden können. „Das Schwierige dabei ist, dass man währenddessen weitersprechen muss“, sagt Goldmann. „Aber mir macht es unheimlich viel Spaß, dem Zuschauer Eishockey aus der Sicht eines Ex-Spielers zu erklären“, sagt der 39-Jährige, der hauptberuflich zwei Physiotherapie-Praxen leitet.

Moderator Gerhard Leinauer macht derweil eine letzte Sendeprobe und spricht seinen Text. Der gebürtige Augsburger und leidenschaftliche Eishockeyfan ist selbst im Play-off-Modus. „Ein Finale ist leichter zu moderieren, weil man so im Thema drin ist, dass man sich nicht mehr groß vorbereiten muss“, sagt er.

Die Produktion der Sendung ist aufwendig. Bereits um 10 Uhr vormittags rücken die beiden großen Trucks an. Erst um 2 Uhr nachts ist der Spuk vorbei. 5,5 Kilometer Kabel müssen verlegt werden. Bis zu 23 Kameras sind im Einsatz, im Regiewagen sitzen neun Mitarbeiter vor 27 Monitoren. O-Töne der Cable Guys müssen geschnitten, Zeitlupen bearbeitet werden. „Hinten raus ist Freiflug. Wenn alles normal läuft, ist um 22 Uhr Ausstiegszeit“, sagt Gogel am Ende der Besprechung. Heißt: Um 22 Uhr ist Übertragungsschluss, es sei denn, es gibt Verlängerung. Dann ist das Ende offen. Freiflug eben.