Angehender Lehrer droht Blutbad an

31.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Ingolstadt (DK) Vom Unterricht weg ist ein angehender Lehrer an einer Ingolstädter Schule festgenommen worden. Er soll damit gedroht haben, ein Blutbad anzurichten. Grund für die Drohungen des 40-jährigen Referendars war die schlechte Beurteilung nach einer Lehrprobe.

Der 40-Jährige steht zwischen erstem und zweitem Staatsexamen und war im Rahmen seiner Ausbildung im vergangenen September der Ingolstädter Schule zugewiesen worden. Vorigen Donnerstag hatte er Besuch von Vertretern seiner Stammschule in Kempten erhalten, die seinen Unterricht in Ingolstadt beurteilen wollten. Das Ergebnis für den 40-Jährigen war niederschmetternd, seine Leistung wurde mit mangelhaft bewertet.

Während der Mann die Entscheidung zunächst mit Gelassenheit hinnahm, brach es tags darauf aus ihm heraus. Es werde Blut fließen, wenn die schlechte Note nicht revidiert werde, soll er gegenüber seinem Ingolstädter Betreuungslehrer gesagt haben. Die Drohung richtete sich gegen Verantwortliche der Kemptener Schule. Laut Vorwurf äußerte er sinngemäß, dass es Krieg geben werde, wenn es nicht nach seinem Willen gehe.

Der Schulleiter in Ingolstadt hatte per E-Mail umgehend die Seminarschule im Allgäu informiert, da telefonisch niemand mehr erreichbar war. Von Kempten aus war am Montag die Staatsanwaltschaft Ingolstadt eingeschaltet worden. Die Behörde ließ den Beschuldigten vorgestern Mittag unmittelbar nach dem Unterricht festnehmen. "Wir können solche Äußerungen nicht hinnehmen", erläuterte Leiter Helmut Walter das ungewöhnlich harte Vorgehen. "Das ist kein Bagatelldelikt. Nach allem, was in der Vergangenheit an Schulen passiert ist, müssen wir eingreifen, wenn sowas jetzt schon aus Reihen der Lehrer kommt." Der 40-Jährige bleibe in U-Haft, der Vorwurf laute auf Bedrohung und versuchte Nötigung.

Der Beschuldigte hat marokkanische Wurzeln, besitzt aber die deutsche Staatsbürgerschaft und wollte als Späteinsteiger den Lehrberuf ergreifen. In Kollegenkreisen war der freundliche Mann durchaus beliebt und galt als außergewöhnlich höflich und zuvorkommend. Aus fachlicher Sicht gab es aber schon bald Vorbehalte. Seine Zeit in Ingolstadt sollte deshalb nicht wie üblich ein ganzes Schuljahr dauern, sondern bereits am 15. Februar enden.

Der im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich tätige Referendar sei wohl nicht für den Lehrerberuf geeignet, urteilte ein Kollege gestern. "Das haben wir ihm auch zu verstehen gegeben." Der Mann habe jedoch unbeirrt an seinem Berufswunsch festgehalten. Er sei überaus fleißig gewesen und habe oft bis in die Abendstunden an Übungsblättern gearbeitet oder Versuche vorbereitet. "Man kann sagen, dass er wirklich integriert war", hieß es an der Schule. Bedenken gegen ihn habe es allein aus fachlicher Sicht gegeben.

Der 40-jährige Referendar soll sich allerdings schon einmal "komisch geäußert" haben, als er das erste Mal beurteilt worden war und nicht wie erwartet abgeschnitten hatte, damals jedoch in weniger drastischer Form. Er habe sich nicht gerecht behandelt gefühlt und dies auf seine Herkunft zurückgeführt, war zu erfahren. Ob der Beamte auf Widerruf nach den jüngsten Vorkommnissen seinen Traumberuf jemals ausüben kann, erscheint mehr als fraglich.

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