Neuburg

Das Schulamt hat seine Hausaufgaben gemacht

"Brauchst koa Amtsblatt mehr nemma" – Politiker und Kollegen verabschieden Gerhard Preisler

15.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:57 Uhr

Den bayerischen Löwen und ein Bild für die Ahnengalerie im Schulamt überreichte Landrat Roland Weigert (links) Gerhard Preisler - Foto: r

Neuburg (r) Bestfrisiert, bestangezogen und bestinformiert sei er gewesen – mit besonderen Komplimenten schickte Regierungsvizepräsident Ulrich Böger gestern Schulamtsdirektor Dr. Gerhard Preisler (endgültig) in den Ruhestand. Bürgermeister und Schulleiterkollegen wünschten dem Pensionär im Sitzungssaal des Landratsamtes alles Gute.

Die Abgeordneten Erika Görlitz und Claudia Jung sowie Landrat Roland Weigert schlossen sich an. Der Gastgeber sprach von einer „Ära Preisler“ im Schulamt Neuburg-Schrobenhausen. Mit ihm gehe ein Lehrer der alten Schule, mit Herzblut ausgestattet und mit Tatkraft für Neuerungen. Weigert nannte den Ausbau der Ganztagsbetreuung, Intensivklassen, Elternschule und die Verbünde der Mittelschulen. Der Schulamtschef habe den Mittelschulen im Landkreis „ein Gesicht gegeben“.

Der Vohburger Gerhard Preisler stand 41 Jahre im bayerischen Schuldienst, davon 13 als Behördenchef in Neuburg. Drei Wünsche seien ihm erfüllt worden, so Preisler: der Traumberuf Lehrer, Karriere und der Erhalt der Gesundheit. Ein Arbeitsplatz außerhalb Bayerns sei nicht in Frage gekommen, so Regierungsvize Böger, „er wollte stets an den Wurzeln bleiben“. Ein hohes Berufsethos und seine „äußerst kollegiale Art“ förderten das Miteinander zwischen Schule und Amt.

Nun führt Hans Brummer als Direktor das staatliche Schulamt. 2013, wenn er in Pension geht, soll die Stelle wieder mit einem Amtsleiter besetzt werden.

Gerhard Preisler startete 1971 als Lehramtsanwärter in Hilpoltstein, war Akademischer Rat der Uni Eichstätt und promovierte dort 1991 als Doktor der Philosophie. 1996 wurde er Schulrat in Pfaffenhofen, 1999 Schulamtsdirektor in Neuburg-Schrobenhausen.

Mit knapp 6800 Volksschülern in 277 Klassen fing er damals an. Heute betreut das Schulamt rund 5000 Schüler in 237 Klassen, der Schnitt sank auf 21,3 Kinder pro Klasse.

In seinem schul- und sozialkritischen Rückblick entdeckte der Schulmann „den Wandel als das einzig Beständige“. Die Veränderungen des sozialen Umfeldes, so Preisler, erschwerten heute die Arbeit in der Schule. „Früher war die Familie eine Tankstelle, heute ist sie eine Garage“. Defizite im Elternhaus vermöge die Schule nicht immer auszugleichen. Auffälligkeiten und Lernunlust nähmen zu, „Deutschland hat weltweit die meisten psychischen Einrichtungen aufgebaut“. Die digitale Datenflut schwäche den Realitätssinn und das Allgemeinwissen: „Googeln ersetzt nicht das Lernen“. Schule brauche Regeln und einen klaren Unterrichtsrahmen, „in Bayern ist das der Fall“. Im Landkreis seien die Fleiß- und Hausaufgaben gemacht. Preisler nannte Kombiklassen, Inklusion, Praxisklassen, Sprachkurse, Ganztagesangebote, Schule und Wirtschaft als gelungene Beispiele.

Den Abschnitt am Schulamt sieht er als „sehr erfüllend“. Die Schüler der Michael-Sommer-Schule Schrobenhausen und der Mittelschule Neuburg sagten mit Liedern und Rock'n' Roll Danke. Und die Klasse 4a der Ostendschule sang: „Wennst in Pension tuast kemma, brauchst koa Amtsblatt mehr mitnemma“. Der Adressat spielt selber Saxophon und erhielt vom Landrat einen Pilgerstab für seinen Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

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