Pfaffenhofen

Gelbe Tonne lässt der Politik keine Ruhe

Trotz ausführlicher Vorberatungen entbrennt im Kreistag erneut eine Grundsatzdebatte

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Eine reine Formsache war die Zustimmung des Kreistags zur Bürgerbefragung in Sachen gelbe Tonne nicht. Dabei hatten positive Vorberatungen in den zuständigen Ausschüssen keine größeren Debatten mehr erwarten lassen.

Doch offenbar bewegt die Frage „Hol- oder Bringsystem“ bei der Müllentsorgung die Gemüter mehr als gedacht – zumindest in Politikerkreisen. Zunächst hatte Elke Müller als Leiterin des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWP) nochmals in einem ausführlichen Sachvortrag zu der für den Sonntag der EU-Wahl anvisierten Befragung Stellung genommen (PK berichtete). Josef Finkenzeller (FW) war das zur Information der Bürger geplante Beiblatt, was die Benennung von Vor- und Nachteilen angeht, „nicht ausführlich genug“. Hans Prechter (CSU) fehlte hingegen auf dem Abstimmungsblatt selber der Hinweis, dass die Tonne nur einmal im Monat geleert, die Abgabe des Sackes aber im Wertstoffhof mehrfach wöchentlich zu den üblichen Öffnungszeiten möglich sei. Dieser Hinweis – so der Wunsch einer deutlichen Mehrheit – soll nun auf dem Wahlzettel (und nicht wie bisher geplant nur im Infoblatt) aufgenommen werden.

Claudia Jung (FW) hatte indes grundsätzliche Bedenken. Eine Leerung der 240-Liter fassenden Tonne einmal im Monat sei „zu wenig“, zumal ja auch noch die Dosen künftig darin landen sollen. Sonja Gaul (SPD) schien der Einwand nicht abwegig. Eine genaue Prüfung des Aufkommens wäre aus ihrer Sicht daher durchaus sinnvoll.

Unbeantwortet blieb eine weitere Frage Jungs: Wohin mit dem überschüssigen Recyclingmüll, wenn die Tonne voll ist? Im Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen, wo das System eingeführt ist, empfiehlt man lapidar, jene des Nachbarn mit zu nutzen. Der würde ihr „was pfeifen“, kommentierte Jung den Vorschlag unter dem zustimmenden Gelächter des Gremiums. Da müsse man tatsächlich nach einer anderen Lösung – etwa in Gestalt von Containern – suchen, räumte Landrat Martin Wolf (CSU) ein.

Martin Schmid (SPD) stellte indes die Notwendigkeit einer Bürgerbefragung generell in Abrede. Das jetzige System funktioniere „hervorragend“ und ihm seien aus der Bevölkerung bisher keine massiven Beschwerden zu Ohren gekommen. Zu den Nachteilen der gelben Tonne zählte Schmid im Übrigen das Risiko, dass mancher sich künftig den Weg zum Wertstoffhof ganz spart und allen Müll, der nicht abgeholt wird, anderweitig entsorgt. Man solle doch einfach dem Bürger vertrauen, dass er mehrheitlich schon die richtige Entscheidung treffen werde, plädierte Wolf für die Befragung, deren Ergebnis ja zudem rechtlich betrachtet „nicht bindend“ sei.

Ob dieser Aussage platzte Jung endgültig der Kragen. Dann sei doch die ganze Abstimmung eine Farce und „rausgeschmissenes Geld“, wetterte sie. Letztlich konnten sich die beiden Gegner des Vorhabens jedoch nicht durchsetzen – die Bürger dürfen ihre Meinung kundtun.

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