Pfaffenhofen

Radau rund um die Uhr

Anwohner genervt vom Hupkonzert der Bahnbaustelle zwischen Rohrbach und Uttenhofen

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Das Ilmtal ist seit Monaten eine Großbaustelle der Deutschen Bahn. Gearbeitet wird derzeit „unter rollendem Rad“ – das heißt, dass dicht an den Bauarbeitern Züge vorbeirauschen. Um Unfälle zu vermeiden, werden sie rund um die Uhr durch laute Signaltöne gewarnt. Das ärgert viele Anlieger.

Zwischen dem Pfaffenhofener Ortsteil Uttenhofen und Rohrbach werden seit Anfang vergangener Woche Bahndämme saniert und neue Gleise verlegt, damit Züge künftig mit bis zu 190 Kilometern pro Stunde durchs mittlere Ilmtal rollen können. Bei den Anwohnern liegen die Nerven blank. Denn gearbeitet wird „unter rollendem Rad“, wie es im Bahnjargon heißt: Während das eine Gleis ausgebaut wird, fährt auf dem Anderen der komplette Eisenbahnverkehr dicht an den Arbeitern vorbei. Um diese zu schützen, werden im Baustellenbereich automatische Warnanlagen mit optischen und akustischen Signalen eingesetzt: Wenn ein Zug naht, löst das System automatisch aus und macht die Arbeiter mit orangefarbenen Blinklichtern entlang der Bahnlinie und lauten Signaltönen auf die Gefahr aufmerksam. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Und weil das Tröten der Warnanlage den Lärm der Baumaschinen übertönen muss, ist es auch in den umliegenden Ortschaften zu hören – auch nachts. Denn gearbeitet wird rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche.

Sicherheit geht vor. Trotzdem nervt das Hupkonzert viele Anwohner. „Es tutet sehr laut – und zwar rund um die Uhr“, berichtet etwa der Affalterbacher Ortssprecher Michael Weiher. Auch auf der anderen Seite der Gleise herrscht Unmut: „Die Huperei regt mich auf“, berichtet ein unmittelbarer Bahnanlieger aus Uttenhofen. „Schlafen geht nur bei geschlossenem Fenster“, erzählt ein Anderer. Und das sei bei den aktuellen Temperaturen alles andere als toll.

Mancher Bürger ärgert sich indes weniger über den Lärm, als vielmehr über die Informationspolitik des Bahn-Konzerns: „Wären wir informiert worden, könnten wir ja noch Verständnis haben, obwohl wir bei diesem Lärm nachts senkrecht im Bett stehen“, beklagt sich eine Anliegerin aus Affalterbach. Diese Kritik will die Deutsche Bahn nicht auf sich sitzen lassen: „Die Bahn hat Anfang Juli Handzettel in die Briefkästen der Anwohner eingeworfen und darin um Verständnis für den unvermeidlichen Lärm gebeten“, betont der Konzernsprecher – abgedeckt habe man Anwesen mit einem Abstand von bis zu 100 Metern zur Bahntrasse.

Nun hört man die Warnsignale aber weiter als 100 Meter. „Wir sind nicht vorgewarnt worden“, berichtet etwa der Eschelbacher Marktgemeinderat Sepp Brummer. Sein Dorf liegt 900 Meter von der Bahnbaustelle entfernt. Er selbst bleibt aber gelassen: „Man hört es zwar, aber ich persönlich finde es nicht besonders schlimm.“

Endgültig Ruhe einkehren wird im mittleren Ilmtal wohl erst wieder im Oktober. Die Arbeiten am Richtungsgleis Rohrbach–Uttenhofen sollen noch bis Mitte August dauern. Und danach ist das östliche Gleis in Gegenrichtung an der Reihe, das dann laut Bahn vom 18. August bis zum 10. Oktober erneuert wird. Und so lange werden die Warnanlagen wohl noch pfeifen. Mancher nimmt’s mit Humor: „Es ist lästig, aber unvermeidlich“, sagt eine Affalterbacherin. „Wahrscheinlich nehmen wir das Signal bald schon nicht mehr wahr – und bis dahin lachen wir drüber und sagen: ,Die Vuvuzelas von der Bahn wissen nicht, dass die WM schon vorbei ist.‘“

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