Neuburg

Extra-TÜV missfällt den Schaustellern

Volksfest-Beschicker gegen "zuviel Bürokratie" – Oberbürgermeister sieht Auftakt nach Maß

27.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Bunte Lichter und Trachten dominieren beim Neuburger Volksfest. Mit einer kleinen Berg-und-Tal-Fahrt hat die Stadt ein größeres Fahrgeschäft verpflichtet (oben). Geschenke gab es für die Familie Wentzl, die seit 30 Jahren in Neuburg gastiert (rechts) - Fotos: r

Neuburg (r) Braucht das Neuburger Volksfest einen externen TÜV-Prüfer? Diese Frage spielte die Hauptrolle beim obligatorischen Treffen der Schausteller. Für die „Wiesn“-Beschicker ist die Antwort glasklar: Keinen Extra-TÜV beim Volksfest.

Das städtische Ordnungsamt hatte erstmals den Zusatz-TÜV angeordnet. Ein vereidigter Prüfer besuchte die Schausteller vor der Eröffnung. „Unser Volksfest ist sicher, aber im Falle des Falles sind wir damit auf der sicheren Seite“, erklärte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling die Neuerung.

Bei den Schaustellern löste er damit keine Freude aus. „Wir haben die jährliche Hauptprüfung unserer Fahrgeschäfte“, so Edmund Diebold (Augsburg). Das sei die entscheidende TÜV-Abnahme, während auf den jeweiligen Volksfestplätzen in der Regel ein Baubeamter den Aufbau abnehme und das „Baubuch“ einsehe.

„Was will denn dieser TÜV-Mann in Neuburg bei mir“, fragt Manfred Zehle, der seinen „Topspin“ jedes Jahr vom TÜV bis zur letzten Verschraubung begutachten lassen muss. Selbst beim Frühlingsfest in München komme kein TÜV-Prüfer. „Jeder Betreiber ist selbst für seine Gerätschaften verantwortlich“, so Josef Eberhard vom Schwäbischen Schaustellerverband. Er bittet die Stadt Neuburg im Namen seiner Kollegen um eine „Entbürokratisierung“. Außerdem wünscht er sich wieder ein Feuerwerk zum Neuburger Rummelplatz: „Für mich gehört das einfach dazu.“ Referent Manfred Enzersberger entgegnet: „Wir werden darüber beraten.“

Der TÜV blieb das einzige kontroverse Thema zum Volksfeststart. Der OB zapfte trocken an, Wetter und Resonanz am Wochenende stimmten hundertprozentig – auch nach dem Gewitterregen am Sonntag. „Ein Auftakt nach Maß“, stellte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling fest, „Neuburg hat traditionell ein stimmungsvolles und friedliches Volksfest.“

Damit verzeichnete der Marktreferent Manfred Enzersberger ebenso wie der neue Festwirt Jochen Mörz einen passablen Einstand. Der Schaustellerstammtisch, eine Neuburger Besonderheit, nahm den Allgäuer Gastronomen offen auf. In seinem Zelt „Festhalle Alpenland“ reserviert er ein Plätzchen für den Stammtisch. Der OB bedankte sich beim Ehepaar Taligas aus Schrobenhausen für 20 Jahre Treue und bei Familie Wentzl für 30 Jahre Standvermögen auf dem Neuburger Volksfestplatz. „Neuburg ist ein Familienfest, wir sind sehr gerne hier“, verwies Eduard Wentzl auf Sohn und Enkel, die den „Traumflug“ und andere Kinderfahrgeschäfte weiterführen sollen.

Klaus Benz, „die Stimme Neuburgs“, gastiert zum 30. Male auf dem Rummelplatz im Ostend. „Mit viel Witz und Charme erfüllt er die Aufgabe des Moderators“, bedankte sich der Oberbürgermeister beim Dauerbrenner aus Sehensand. „Unser Neuburger Volksfest liegt mir am Herzen“, antwortete Klaus Benz, und gab zu, dass er gelegentlich ans Aufhören denke.

Das 71. Volksfest geht am heutigen Montag mit einer Dirndl- und Tradchtenmodenschau in die nächste Runde. Dienstagabend wartet ab 19 Uhr das „1. Neuburger Gstanzlsingen“, Mittwochabend spielt die Band „Chlorfrei“. Donnerstag ist Seniorennachmittag und abends der Dreikampf zwischen Luftwaffensoldaten und Schützen. Freitag ist Tag der Betriebe und Behörden, zum Endspurt am Wochende gibt es zwei Tage Flohmarkt.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/extra-tuev-missfaellt-den-schaustellern-4248232
© 2024 Donaukurier.de